Regensburg (ots) - Was sich der US-Präsident von dem Treffen mit A. G. Sulzberger im Oval Office versprach, bleibt sein Geheimnis. Wie er über Journalisten im Allgemeinen und die "New York Times" im Besonderen denkt, ließ er die Welt via Twitter wissen, als er selber die erbetene Vertraulichkeit der Begegnung brach. Die seien Produzenten und Publizisten von "Fake News" und verdienten als "Volksfeinde" bezeichnet zu werden. Der 37-jährige Verleger der vielleicht wichtigsten Zeitung der Welt kuschte nicht. Er tat, worum sich seine mehr als 1400 Journalisten täglich bemühen: Verantwortliche zur Rechenschaft zu ziehen. Sulzberger warnte Donald Trump nun eindringlich davor, was passiert, wenn aus seinen aufrührerischen Worten gegen die Medien brutale Taten gegen Reporter werden. Ganz besonders reibt sich der Verleger an dem Wort "Volksfeind", das erst die Jakobiner in der französischen Revolution und später der sowjetische Diktator Josef Stalin gebrauchten. Dass Trump damit nun regelmäßig gegen die Vertreter der freien Medien hetzt, ist, um es im Twitter-Duktus des Präsidenten zu sagen, traurig. Und gefährlich, wie die Wächter von "Reporter ohne Grenzen" in ihrem jüngsten Jahresbericht warnen. Darin stellt die Organisation wachsende Feindschaft gegenüber Journalisten rund um die Welt fest. Neben Recep Tayyip Erdogan über Wladimir Putin bis hin zu Xi Jinping findet sich nun auch Trump prominent unter den Übeltätern wieder. Die USA fielen wegen der fortgesetzten Angriffe des Präsidenten auf dem Pressefreiheits-Index auf Platz 45 zurück. Den Ton für Trumps Umgang mit Journalisten setzte der ehemalige Chefstratege des Präsidenten, Steve Bannon. Der schärfte ihm ein, dass nicht die Demokraten, sondern die Medien die wahre Opposition seien. Vor allem diejenigen, die der Öffentlichkeit harte Fakten liefern. Denn nichts scheuen echte Diktatoren und Möchtegern-Despoten mehr als Transparenz. Richtig verstandener Journalismus betreibt keine Hofberichterstattung, sondern schafft eine kritische Öffentlichkeit. Er informiert, ordnet ein, stellt Zusammenhänge her und hinterfragt. Wie die Korrespondentin von CNN, die das Weiße Haus vergangene Woche von einem Termin ausschloss, weil sie "unpassende Fragen" stellte. Trumps Feldzug gegen "Fake News"-CNN, die "gescheiterte New York Times" oder die "Amazon Washington Post" haben erste Konsequenzen. Das Heimatschutzministerium baut eine Medien-Beobachtungsabteilung auf, die benutzt werden kann, missliebige Berichterstattung rund um die Welt zu identifizieren. Auslands-Korrespondenten werden bereits nach ihrem Aufenthaltsstatus gefragt. Seinen Anhängern riet Trump kürzlich bei einer Kundgebung in Kansas, nicht zu glauben, was sie sehen oder lesen. Die Realität sei anders. Seine Beraterin Kellyann Conway sprach einmal von "alternativen Fakten". George Orwell lässt grüßen. Der beschrieb in "1984" ein Szenario, in dem ein fiktives Regime als Test der Loyalität seiner Gefolgsleute von diesen verlangte, sich selber davon zu überzeugen, dass schwarz weiss ist, und sie niemals etwas anderes geglaubt hätten. Sulzbergers kraftvoller Widerspruch kommt genau zur richtigen Zeit. Jenseits der Einpeitscher von Fox verdienen auch die amerikanischen Kollegen ein großes Kompliment. Sie nennen Trumps Lügen das, was sie sind. Und lassen sich nicht einschüchtern, auch künftig wichtige Fragen zu stellen. Die Journalisten in den USA sind das Gegenteil von dem, zu dem sie Trump stilisiert: Freunde des Volkes und der Demokratie.
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