Euwax Trends an der Börse Stuttgart
DAX kämpft um 200-Tage-Linie
Japanische Notenbank bestätigt ultralockere Geldpolitik
- Von Holger Scholze, Börse Stuttgart TV News Redaktion -
Die japanische Notenbank hat ihre extrem lockere Geldpolitik bestätigt und diese zugleich flexibler gestaltet. Wie die Bank of Japan heute nach ihrer Zinssitzung in Tokio mitteilte, belässt sie den kurzfristigen Einlagensatz weiter bei minus 0,1 Prozent. Das Zinsziel für zehnjährige Staatsanleihen, mit dem die Langfristzinsen gesteuert werden sollen, beträgt ebenfalls unverändert null Prozent. Allerdings gestattet es die Notenbank nun, dass sich der Zehnjahreszins etwas um ihr Zinsziel herum bewegen darf. Hintergrund ist der allgemeine Zinsauftrieb an den Kapitalmärkten, der es der Notenbank zuletzt erschwert hatte, ihre Zinszusage punktgenau einzuhalten.
Damit haben sich die Befürchtungen einiger Marktteilnehmer nicht bewahrheitet, dass die Bank of Japan ihre Geldpolitik früher straffen werde, als bisher angenommen.
Allerdings zeigten die chinesischen Einkaufsmanagerindizes leichte Rückgänge. Die Kennzahlen für die Industrie sowie den Dienstleistungsbereich liegen aber weiter solide über der Fünfzig-Punkte-Marke, ab der Wachstum signalisiert wird. Somit bestätigt sich, dass die Wirtschaft in China etwas langsamer wächst. Dennoch geht es bergauf.
Der DAX behauptete sich am Morgen zunächst noch oberhalb der 200-Tage-Linie, welche momentan bei 12.768 Zählern verläuft. Es ging sogar bis auf 12.825 Punkte nach oben. Später rutschte das deutsche Börsenbarometer aber bis auf 12.739 Punkte ab. Aktuell liegt der Kurs bei 12.757 Zählern mit 0,3 Prozent im Minus.
Gemischte Zahlen von DAX-Konzernen
Der starke Euro nagt weiterhin am Wachstum des Medizinkonzerns Fresenius SE. Im zweiten Quartal verbuchte der Konzern wie schon zum Jahresauftakt durch die ungünstige Umrechnung in die Heimatwährung weniger Umsatz. Die Erlöse gingen um zwei Prozent auf 8,4 Milliarden Euro zurück. Negative Wechselkurseffekte herausgerechnet, ergab sich jedoch ein Zuwachs von fünf Prozent. Unter dem Strich profitierte der Dax-Konzern jedoch von einem Sondereffekt, weil die Tochter Fresenius Medical Care (FMC) ihren Anteil am Ärztenetzwerk US-Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians versilbert hatte. Der Gewinn stieg um 45 Prozent auf 652 Millionen Euro. Das für die Konzernprognose maßgebliche Ergebnis erhöhte sich hingegen um drei Prozent auf 472 Millionen Euro. Seine Ziele für 2018 bestätigte Fresenius, ist inzwischen sogar optimistischer für die auf Flüssigmedizin spezialisierte Tochter Kabi und hob den Ausblick für das operative Ergebnis in dieser Sparte an. Der Aktienkurs liegt momentan bei 67,90 Euro mit 1,5 Prozent im Minus.
Weil sich der Dialysespezialist Fresenius Medical Care (FMC) von seiner Beteiligung am US-Ärztenetzwerk Sound Inpatient Physicians getrennt hat, konnte das Unternehmen seinen Gewinn im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahr auf 994 Millionen Euro mehr als verdreifachen. Das um solche Sondereffekte bereinigte Ergebnis, welches auch für die Konzernprognose maßgeblich ist, stieg um 15 Prozent auf 308 Millionen Euro. Der starke Euro zehrte unterdessen auch hier die Umsatzentwicklung auf. Die Erlöse gingen um sechs Prozent auf 4,21 Milliarden Euro zurück. Währungsbereinigt wäre ein Zuwachs von zwei Prozent herausgekommen. Die Aktie gab bisher um 2,2 Prozent auf 83,48 Euro nach.
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement hat im zweiten Quartal vom aktuellen Bauboom profitiert. Allerdings erwiesen sich der Eurokurs und höhere Energiekosten als Herausforderungen. Unternehmenschef Bernd Scheifele sprach nach dem wetterbedingt schwierigen Jahresbeginn von einer soliden Ergebnisentwicklung, welche eine erkennbar positive Trendwende zeige. Umsatzwachstum und Absatzanstieg in allen Geschäftsbereichen spiegelten die gute Marktdynamik wider. Scheifele erwartet eine weitere Verbesserung der Geschäftsentwicklung im zweiten Halbjahr und bestätigte die eigene Prognose. Die Aktie legte bisher um 0,6 Prozent auf 72,54 Euro zu. Von April bis Juni kletterte der Umsatz im Jahresvergleich um vier Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Bereinigt um Währungseffekte wären die Erlöse sogar um neun Prozent gestiegen. Besser lief es für die Heidelberger auch im Tagesgeschäft. Das operative Ergebnis vor Abschreibungen ging aber aufgrund von negativen Währungseffekten um drei Prozent auf 936 Millionen Euro zurück. Unter dem Strich blieb ein für die Aktionäre anrechenbarer Gewinn von 398 Millionen Euro. Das sind elf Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Für 2018 peilt HeidelbergCement unverändert einen moderaten Anstieg bei Umsatz und operativem Ergebnis (Ebitda) an. Damit gehen die Heidelberger von einem Anstieg von drei bis neun Prozent aus. Der Jahresüberschuss soll deutlich zulegen, das heißt um mindestens zehn Prozent. Dabei rechnet der Konkurrent von LafargeHolcim aus der Schweiz und Cemex aus Mexiko etwaige Wechselkurs- und Konsolidierungseffekte heraus.
Die Deutsche Lufthansa hat die teure Integration der übernommenen Air-Berlin-Teile und höhere Treibstoffkosten im zweiten Quartal dank höherer Ticketpreise weitgehend kompensieren können. Der operative Gewinn (bereinigtes Ebit) lag mit 982 Millionen Euro gut drei Prozent niedriger als ein Jahr zuvor. Für das laufende Jahr rechnet Vorstandschef Carsten Spohr weiterhin damit, dass der operative Gewinn nur leicht hinter den fast drei Milliarden Euro aus dem Rekordjahr 2017 zurückbleibe. Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten gut an. Die Aktie gewann bisher 6,6 Prozent an Wert und liegt nun bei 23,63 Euro.
Die Eingliederung von Geschäftsteilen der ehemaligen Rivalin Air Berlin ist für die Lufthansa-Tochter Eurowings allerdings auch im Sommer eine Herausforderung. Die Integrationskosten dürften sich im laufenden Jahr auf rund 170 Millionen Euro belaufen, hieß es. Im ersten Halbjahr lag der operative Verlust des Bereichs bei 199 Millionen Euro. Auch für das Gesamtjahr erwartet das Management hier rote Zahlen. 2019 soll die Gesellschaft aber wieder profitabel sein.
Teuer zu stehen kommen die Lufthansa die steigenden Kerosinpreise. Obwohl der Konzern seinen Sprit großenteils zu festen Konditionen im Voraus einkauft, dürften die Treibstoffkosten im laufenden Jahr statt auf 5,8 Milliarden jetzt auf 6 Milliarden Euro klettern. Das sind 850 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Positiv stimmen den Vorstand hingegen die gestiegenen Ticketpreise. Im ersten Halbjahr legten die Durchschnittserlöse währungsbereinigt um 1,3 Prozent zu. Auch für das Gesamtjahr rechnet die Lufthansa jetzt mit einem leichten Anstieg. Bisher hatte die Konzernspitze für 2018 insgesamt eine Stagnation erwartet.
Quartalsbilanzen aus MDAX und TecDAX
Der Schmierstoffhersteller Fuchs Petrolub hat im ersten Halbjahr bei Umsatz und Ergebnis zugelegt. Allerdings wurde das Wachstum durch den starken Euro gebremst. Die negativen Effekte ließen jedoch im zweiten Quartal nach und sollen in den kommenden Quartalen weiter an Bedeutung verlieren, teilte das Unternehmen in Mannheim mit. Die Jahresprognose wurde bekräftigte. Die Aktie legte um 6,5 Prozent auf 47,62 Euro zu.
Der Umsatz stieg in den ersten sechs Monaten um fünf Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Der starke Euro schmälerte dabei den Anstieg erheblich. Betroffen war insbesondere die Region Nord- und Südamerika, in der die Erlöse sanken.
Währungsbereinigt habe das Unternehmen den Konzernumsatz um zehn Prozent gesteigert. Alle Regionen, vor allem Asien-Pazifik, Afrika, hätten dazu beigetragen.
Der Euro bremste auch das Ergebniswachstum. Das operative Ergebnis (Ebit) nahm nur leicht um zwei Prozent auf 193 Millionen Euro zu, das Nettoergebnis um vier Prozent auf 140 Millionen Euro. Dabei profitierte Fuchs Petrolub von geringeren Steuerzahlungen, insbesondere in den USA. Die Zahlen fielen etwas besser aus als von Analysten erwartet.
Fuchs Petrolub bekräftigte die Prognose für 2018. Für das Gesamtjahr peilt das Unternehmen daher beim Umsatz weiterhin ein Plus von drei bis sechs Prozent an. Mögliche Übernahmen sind dabei noch nicht eingerechnet. Beim Ebit rechnen die Mannheimer mit einer Steigerung zwischen zwei und vier Prozent.
Der Bausoftwarehersteller RIB Software wächst aufgrund der zunehmenden Digitalisierung von Bauprozessen weiter. Höhere Ausgaben zum Beispiel für die Entwicklung von Software oder Marketing belasteten allerdings das Ergebnis.
Der Umsatz sei im zweiten Quartal zum Vorjahr um 14 Prozent auf 30,9 Millionen Euro gestiegen, teilte das TecDax-Unternehmen heute in Stuttgart mit. Das ist etwas mehr, als Experten erwartet hatten.
Wegen der höheren Kosten ging der Überschuss unter dem Strich aber um 28 Prozent auf 3,1 Millionen Euro zurück. Der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei um 13 Prozent auf 8,1 Millionen Euro gefallen. Auch hier übertraf RIB Software die Prognosen der Experten.
Das Unternehmen bestätigte zudem die Prognose für das laufende Jahr. Die Aktie kletterte in einer ersten Reaktion bis auf 21,18 Euro. Inzwischen liegt der Kurs bei 20,02 Euro mit 2,8 Prozent im Minus.
Börse Stuttgart TV
Roland Hirschmüller von der Baader Bank war zum Interview bei Holger Scholze zu Gast, um die Stimmungslage nach der Einigung zwischen Donald Trump und Jean-Claude Juncker zu beschreiben. Natürlich standen dabei auch die US-Autobauer im Mittelpunkt, nachdem die Aktien der Branche zuletzt stark unter Druck geraten waren. Außerdem äußerte sich der Experte aus dem Handelssaal der Börse Stuttgart zum enormen Wertverlust der Facebook-Aktie.
Video unter folgendem Link anschauen: https://www.boerse-stuttgart.de/de/boersenportal/nachrichten-und-vid eos/boerse-stuttgart-tv/?video=15419
Euwax Sentiment Index
Der Euwax-Sentiment-Index lag am Nachmittag im positiven Bereich. In dieser Phase setzte die Mehrheit der kurzfristig orientierten Anleger mit Knock-out-Calls und Call-Optionsscheinen auf steigende Kurse des DAX.
Trends im Handel
An der Euwax waren heute auch Knock-out-Calls auf Microsoft sowie Evotec verstärkt gesucht.
Knock-out-Calls auf BMW waren überwiegend auf der Verkaufsseite zu finden.
Darüber hinaus kauften Investoren heute u.a. Call-Optionsscheine auf Netflix und Tesla. Der Autobauer wird am Mittwoch seine Quartalszahlen vorlegen.
Bei Calls auf die Deutsche Lufthansa kam es heute zu Gewinnmitnahmen.
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Quelle: Boerse Stuttgart GmbH
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