NEW YORK (Dow Jones)--Eine Stabilisierung in der Türkei-Krise und Hoffnungen auf eine Annäherung zwischen den USA und China im andauernden Handelsstreit haben am Donnerstag die Stimmung an den US-Börsen wieder aufgehellt. Die zuletzt stark belastende Türkei-Krise verlor dank der fortgesetzten Stabilisierung der Lira an Schrecken, zumal das Emirat Katar der Türkei mit Direktinvestitionen über 15 Milliarden Dollar zur Seite springen will.
Daneben sicherte der türkische Finanzminister ausländischen Investoren strenge Haushaltsdisziplin und Strukturreformen zu. In einer Telefonkonferenz mit fast 4.000 Investoren schloss er einen Hilfsantrag beim IWF ebenso aus wie Kapitalverkehrskontrollen. Die Regierung werde dem Kampf gegen die Inflation und der Haushaltsdisziplin Priorität geben, sagte er.
Die Sorgen vor einer Ausbreitung der Krise in andere Schwellenländer durch einen Kapitalabzug wurden davon gemildert. Dazu passte auch, dass die USA und China in der kommenden Woche erstmals seit Mai wieder verhandeln wollen. Beide Seiten haben sich gegenseitig mit milliardenschweren Zöllen überzogen. Neben der türkischen Lira zeigte auch der chinesische Yuan Stärke gegen den Dollar. Neue US-Konjunkturdaten vom Tage spielten in dieser Gemengelage wie schon am Vortag fast keine Rolle.
Anders als noch am Mittwoch ging den Kursen im späten Geschäft zwar etwas die Luft aus, die Indizes schlossen aber dennoch im Plus. Der Dow-Jones-Index rückte dank kräftiger Gewinne bei Schwergewichten mit Abstand am deutlichsten vor um 1,6 Prozent auf 25.559 Punkte. Er machte damit das Vortagesminus weit mehr als wett. Es war das größte Tagesplus seit rund vier Monaten. Der S&P-500 erholte sich um 0,8 Prozent, der Nasdaq-Composite hinkte diesmal hinterher mit einem Plus von 0,4 Prozent.
Das Umsatzvolumen lag bei 704 (Mittwoch: 795) Millionen gehandelten Aktien. Auf 2.206 (976) Kursgewinner kamen an der Nyse 755 (1.999) -verlierer. Unverändert schlossen 108 (98) Titel.
Walmart und Boeing versetzen Dow in Rallylaune
Am Aktienmarkt sorgten zusätzlich ermutigende Geschäftszahlen für gute Stimmung. Dafür, dass der Dow besser abschnitt als die anderen Indizes waren insbesondere Boeing verantwortlich. Händler sprachen von einer Erleichterungsrally nach den jüngsten Verlusten der Aktie. Das Dow-Schwergewicht gewann 4,3 Prozent und steuerte damit alleine knapp 100 Punkte zum Dow-Plus von 396 Punkten bei. Boeing profitierten besonders von der Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den USA und China, weil Boeing als einer der größten US-Exporteure nach China gelte, hieß es. Zudem wurde die Aktie gestützt von einer Hochstufung durch die UBS.
Walmart trugen ebenfalls stark zum Dow-Anstieg bei mit einem Kursanstieg um 9,3 Prozent. Der Einzelhändler hatte nach starken Zweitquartalszahlen die Prognose erhöht. "Die Walmart-Ergebnisse sind sehr positiv für den Markt, weil sie nicht nur das Online-Wachstum von Walmart widerspiegeln, sondern die gute Stimmung der US-Konsumenten", sagte Quincy Krosby, Marktstratege bei Prudential Financial.
Cisco kletterten um 3,0 Prozent nach oben und stützten den Dow ebenfalls. Der Netzwerkausrüster hatte in seinem vierten Geschäftsquartal etwas mehr verdient und umgesetzt als Analysten erwartet hatten. Die als sehr zyklisch geltende Caterpillar-Aktie gewann im Dow gut 3 Prozent.
Lindsey Bell von CFRA sprach von einem starken zweiten Quartal der Unternehmen, was das Gewinnwachstum betrifft und betonte, deren starke Profitabilität und die guten Wirtschaftsdaten seien langfristig ein gutes Zeichen für den Markt. Kurzfristig könne es aber Störfeuer geben, zumal in einer traditionell schwierigen Jahreszeit für Aktien.
Die J.C. Penney-Aktie, deren Kurs bereits am Vortag stark geschwächelt hatte, stürzte endgültig ab um 27 Prozent. Die Warenhauskette hatte nicht nur einen unerwartet hohen Verlust ausgewiesen, sondern auch die Prognose gesenkt.
Für die Tesla-Aktie ging es um 1,0 Prozent nach oben. Dass die US-Börsenaufsicht SEC Tesla wegen des von Tesla-Chef Elon Musk angekündigten möglichen Börsenrückzugs eine Vorladung geschickt hat, belastete erneut etwas. Entsprechende Informationen waren schon am Vortag durchgesickert.
Sichere Häfen werden umschifft
Am Devisenmarkt tat sich bei den großen Währungspaaren wenig. Der Euro erholte sich leicht von seinem Schwächeanfall der vergangenen Tage. Forciert worden war er durch die Türkei-Krise, weil europäische Unternehmen davon potenziell stärker betroffen sind und weil der Dollar generell als sicherer Hafen gesehen wird. Zuletzt kostete der Euro in den USA 1,1372 Dollar nach 1,1345 am späten Mittwoch.
Die türkische Lira setzte ihre Erholung fort. Der Dollar fiel auf 5,83 Lira nach 5,95 am späten Vortag. Im Hoch zu Wochenbeginn stand der Greenback noch bei über 7 Lira. Die Lira machte damit seit Wochenbeginn rund 10 Prozent zum Dollar wieder gut. Der Yuan profitierte derweil neben der Wiederaufnahme der Handelsgespräche davon, dass Peking durch die Verringerung der Liquidität des Offshore-Yuan versucht, die eigene Währung zu stützen.
Anleihen waren umgekehrt zum Vortag als sicherer Hafen nicht gesucht. Sie gaben die Vortagesgewinne zwischenzeitlich wieder ab, erholten sich dann aber von den tagestiefs deutlich. Die Rendite der zehnjährigen Treasurys stieg so um 1 Basispunkt auf 2,87 Prozent.
Der Goldpreis erholte sich im Tagesverlauf dank des etwas schwächelnden Dollar leicht. Er lag zuletzt mit 1.173 Dollar je Feinunze 3 Dollar niedriger. Im Tagestief war er aber schon abgesackt auf 1.160 Dollar. Vom Jahreshoch im Januar ist er rund 13,5 Prozent entfernt. Tendenziell belastend für Gold sind der feste Dollar und die anziehenden Zinsen. Das Edelmetall wird außerdem kaum mehr als sicherer Hafen angesteuert, zumal der derzeitige nach oben zeigende Zinstrend in den USA das Gold unattraktiv macht für Anleger.
Die Ölpreise legten wieder etwas zu. Am Vortag hatten unerwartet gestiegene US-Lagerbestände die Preise auf ein Zweimonatstief gedrückt. Die kleine Gegenbewegung am Donnerstag erhielt auch Nahrung von der etwas entspannteren Lage im Handelskonflikt zwischen den USA und China. Das Barrel der US-Sorte WTI verteuerte sich um 0,8 Prozent auf 65,50 Dollar.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.558,73 1,58 396,32 3,40 S&P-500 2.840,69 0,79 22,32 6,25 Nasdaq-Comp. 7.806,52 0,42 32,41 13,08 Nasdaq-100 7.374,30 0,27 19,63 15,29 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,62 0,8 2,61 141,4 5 Jahre 2,75 1,0 2,74 82,2 7 Jahre 2,81 0,7 2,80 56,4 10 Jahre 2,87 0,6 2,86 42,2 30 Jahre 3,03 -0,4 3,03 -3,8 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 7.40 Uhr Mi, 17.10 Uhr % YTD EUR/USD 1,1373 +0,25% 1,1396 1,1334 -5,3% EUR/JPY 126,14 +0,43% 126,29 125,46 -6,8% EUR/CHF 1,1334 +0,53% 1,1301 1,1270 -3,2% EUR/GBP 0,8944 +0,07% 0,8952 0,8926 +0,6% USD/JPY 110,91 +0,19% 110,82 110,66 -1,5% GBP/USD 1,2716 +0,16% 1,2730 1,2700 -5,9% Bitcoin BTC/USD 6.429,50 +0,1% 6.320,69 6.423,61 -52,9% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 Jahre -0,64 -0,66 -0,03 Deutschland 10 Jahre 0,32 0,30 -0,11 USA 2 Jahre 2,62 2,61 0,73 USA 10 Jahre 2,87 2,86 0,46 Japan 2 Jahre -0,13 -0,12 0,01 Japan 10 Jahre 0,10 0,09 0,05 ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 65,45 65,01 +0,7% 0,44 +10,8% Brent/ICE 71,35 70,76 +0,8% 0,59 +11,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.173,76 1.174,88 -0,1% -1,12 -9,9% Silber (Spot) 14,65 14,44 +1,4% +0,20 -13,5% Platin (Spot) 779,75 769,00 +1,4% +10,75 -16,1% Kupfer-Future 2,61 2,56 +1,8% +0,05 -22,0% ===
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August 16, 2018 16:13 ET (20:13 GMT)
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