Zu Beginn des neuen Schuljahres fehlen in vielen Grundschulen kompetente Lehrer. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, fürchtet, "dass in manchen Bundesländern eine ganze Schülergeneration Schaden nimmt", wie er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) sagte.
Die Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Marlis Tepe, spricht von einer "dramatischen Lage" an vielen Grundschulen. An "allen Ecken und Enden" fehlten Lehrer. "Man kann dabei schon von einem Bildungsnotstand sprechen", sagte sie der FAS. Und das Problem werde sich noch verschärfen. Gut ausgebildete Lehrer würden an gute Schulen abwandern, während Schulen in Brennpunktvierteln unerfahrenere Lehrer bekämen.
Der Präsident des Lehrerverbandes Meidinger kritisiert, dass "mit Gewalt" versucht werde, die Lücken in der Lehrerstatistik zu füllen. Das diene aber mehr der Statistik als den Kindern. Gewerkschaftschefin Tepe gibt zu bedenken, dass nicht alle Lehrer dabeiblieben, die jetzt anfingen. Eine Reihe von Quereinsteigern halte den Beruf nicht lange durch.
Tepe hat selbst lange Zeit Grundschüler unterrichtet und plädiert dafür, den Beruf nicht zu unterschätzen. Das geht beim Fachwissen schon los. "Sportunterricht durch nicht ausgebildete Kräfte kann lebensgefährlich sein", sagt Tepe. Auch Mathe müsse man durchdrungen haben, um es didaktisch aufbereiten und unterrichten zu können.
Und dann reicht es ja nicht, etwas zu wissen und erklären zu können. Ein Grundschullehrer muss es gleichzeitig Dutzenden Kindern erklären, die alle unterschiedliches Vorwissen haben. "In fast jeder 1. Klasse gibt es ein Kind, das bei der Einschulung schon fließend aus 'Wir Kinder aus Bullerbü' vorlesen kann, und ein anderes, das es erst am Ende der 2. Klasse schaffen wird, 'To-ma-te' zusammenzuziehen zu 'Tomate'. Das muss man als Lehrer unter einen Hut bekommen."
Der Unterricht werde immer schwieriger und anspruchsvoller - größere Klassen, viele Kinder mit Sprachschwierigkeiten.