Von Florian Faust
NEW YORK (Dow Jones)--Die Wall Street hat sich am Donnerstag mit kleinen Abgaben gezeigt. Händler sprachen von einem lauen Sommerhandel mit sehr dünnen Umsätzen. Ohne Entscheidung im Handelskonflikt sei die Kaufbereitschaft nicht sehr ausgeprägt, hieß es. Zwar verhandelten Delegationen aus den USA und China seit Mittwoch über eine Lösung des Handelsstreits, allerdings hatten sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt am Morgen mit neuen Strafzöllen im jeweiligen Volumen von 16 Milliarden Dollar belegt - zusätzlich zu den schon bestehenden Zöllen. Händler sprachen angesichts dieser Entwicklung von einem schlechten Omen für die Verhandlungen. "Der Handel bleibt aktuell ein großes Problem für den Markt", sagte Chefmarktstratege Sam Stovall CFRA.
Am Donnerstag begann zudem das internationale Notenbankertreffen in Jackson Hole. Doch bislang kamen auch von dort keine Impulse für den Markt. Als Höhepunkt der Veranstaltung galt der Auftritt von US-Notenbankpräsident Jerome Powell am Freitag. Der Dow-Jones-Index verlor 0,3 Prozent auf 25.657 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite sanken um 0,2 bzw. 0,1 Prozent. Umgesetzt wurden 620 (Mittwoch: 587) Millionen Stück. Auf 1.026 (1.507) Kursgewinner kamen an der Nyse 1.914 (1.402) -verlierer. Unverändert schlossen 134 (167) Titel. Der Dow wurde von hohen Verlusten bei Caterpillar (minus 2,0 Prozent) und Goldman Sachs (1,3 Prozent) belastet.
Da die US-Notenbank am Vortag eine weitere Zinserhöhung im September unmissverständlich klar gemacht hatte, spielten die Konjunkturdaten keine große Rolle - zumal die Daten auch keine eindeutige Richtung vorgaben.
Wachsender Druck auf Trump lässt Finanzmärkte kalt
Die innenpolitischen Querelen ließen die Aktienmärkte derweil noch kalt. Nach den jüngsten Gerichtsentscheidungen gegen frühere Vertraute von US-Präsident Donald Trump sahen Daten des auf politische Prognosen spezialisierten Unternehmens PredictIt.Org die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einer Amtsenthebung des Präsidenten kommt, am Mittwoch in der Spitze bei 45 Prozent - ein Rekordwert. Am Donnerstag kam der Wert leicht zurück auf 44 Prozent.
In einem Interview prognostizierte Trump, dass der Aktienmarkt einbrechen würde, sollte er des Amtes enthoben werden. In der Vergangenheit hatte Trump schon häufiger die Entwicklung der Börse mit seiner Politik in Verbindung gebracht. Marktbeobachter sahen Trumps Wachstumspolitik und seine Steuersenkungen jedoch nicht als Hauptgrund für den zurückliegenden Anstieg der Aktienkurse.
Zinsausblick stützt Dollar
Konzentrierten sich Anleger am Vortag mit Blick auf das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank noch auf die genannten Risiken im Hinblick auf die Handelskonflikte, stand am Donnerstag die zu erwartende Zinserhöhung im September im Blick. Eine Zinserhöhung bei der Sitzung am 26. September preisten die Märkte zu 94 Prozent ein, eine weitere am 19. Dezember zu immerhin 62 Prozent. Gestützt wurde diese Sicht durch die Präsidentin der Fed-Filiale in Kansas City. Esther George plädierte für zwei weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr.
Die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen gaben dem Dollar Auftrieb. Der Euro, der am Mittwoch in der Spitze 1,1623 gekostet hatte, fiel auf zuletzt 1,1543 Dollar. Nach einer sechstägigen Durststrecke legte der ICE-Dollarindex um 0,6 Prozent zu.
Der Goldpreis gab mit dem festeren Dollar und der Aussicht auf weiter steigende Zinsen nach. Die Feinunze ermäßigte sich im späten Geschäft um 0,8 Prozent auf 1.186 Dollar. Das Edelmetall hatte in jüngster Zeit fast nur noch auf die US-Geldpolitik reagiert.
Am Ölmarkt stabilisierten sich die Preise nach ihrem kräftigen Anstieg des Vortages auf ein Zweiwochenhoch. Das Fass US-Leichtöl der Sorte WTI verbilligte sich um weniger als 0,05 Prozent auf 67,83 Dollar. Nordseeöl der Sorte Brent sank um 0,1 Prozent auf 74,73 Dollar. Überraschend deutlich gesunkene US-Rohölvorräte hatten die Ölpreise am Vortag nach oben getrieben. Allerdings verhindere die Unsicherheit um den Ausgang der amerikanisch-chinesischen Verhandlungen einen weiteren Anstieg der Preise, hieß es. Denn ein Handelskrieg dürfte die Nachfrage vor allem in China merklich dämpfen.
Wenig tat sich derweil am Anleihemarkt. Dort rentierten zehnjährige US-Staatsanleihen kaum verändert mit 2,82 Prozent. Allerdings verringerte sich die Zinsdifferenz der zwei- und zehnjährigen Laufzeit auf die niedrigste Niveau seit August 2007. Am kurzen Ende des Marktes stiegen die Rendite, am langen sanken sie. Eine flachere Zinskurve kann als Zeichen für Wachstumssorgen am Rentenmarkt gewertet werden, aber auch als Erwartung einer strafferen Geldpolitik.
Zahlen von Alibaba enttäuschen
Am Aktienmarkt zogen Advanced Micro Devices (AMD) um 6,7 Prozent in die Nähe eines Zwölfjahreshochs an. Analyst Hans Mosesmann von Rosenblatt Securities hatte sein ohnehin schon sehr optimistisches Kursziel noch einmal erhöht und riet zum Kauf der Aktie.
Der chinesische Internetkonzern Alibaba hatte zwar ein beachtliches Umsatzwachstum im ersten Quartal von 61 Prozent ausgewiesen, damit aber gleichwohl die Markterwartungen verfehlt. Die Aktie zeigte sich hoch volatil und verlor letztlich 3,2 Prozent.
Die Muttergesellschaft der Unterwäschemarke Victoria's Secret lieferte Geschäftszahlen oberhalb der Erwartungen ab, senkte aber den Ausblick. L Brands brachen um 13,1 Prozent ein. Der Kurs des Geflügelfleischproduzenten Sanderson Farms fiel um 0,2 Prozent, das Unternehmen verbuchte einen kräftigen Rückgang von Umsatz und Gewinn und verfehlte die Marktprognosen. Das Unternehmen setzt aber auf eine steigende Nachfrage.
Hormel Foods hatte ebenfalls enttäuschende Geschäftszahlen vorgelegt und überdies seine Ziele gesenkt. Für die Aktie ging es um 3,1 Prozent nach unten. Der Kurs von Williams Sonoma sprang um 16,5 Prozent nach oben. Der Einrichtungsspezialist hatte den flächenbereinigten Umsatz im zurückliegenden Quartal überraschend stark gesteigert und sich für das Geschäftsjahr optimistisch gezeigt.
Die Aktie von Synopsys gewannen 6,4 Prozent. Die Geschäftszahlen des Software-Unternehmens für das dritte Quartal und der Ausblick übertrafen die Marktschätzungen. Der Einzelhändler Sears Holding will weitere Ladengeschäfte schließen, weil das Geschäftsmodell immer stärker unter Druck gerät. Die Aktie tat es auch und büßte 5,9 Prozent ein.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.656,98 -0,30 -76,62 3,79 S&P-500 2.856,98 -0,17 -4,84 6,86 Nasdaq-Comp. 7.878,46 -0,13 -10,64 14,12 Nasdaq-100 7.413,84 -0,14 -10,76 15,91 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,62 1,7 2,60 141,4 5 Jahre 2,72 1,0 2,71 79,3 7 Jahre 2,77 0,9 2,77 52,6 10 Jahre 2,82 0,1 2,82 37,5 30 Jahre 2,97 -1,3 2,98 -9,7 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:25 Mi, 17:15 % YTD EUR/USD 1,1543 -0,45% 1,1566 1,1600 -3,9% EUR/JPY 128,41 +0,16% 128,20 128,17 -5,1% EUR/CHF 1,1383 -0,13% 1,1384 1,1395 -2,8% EUR/GBP 0,9007 +0,32% 0,8979 0,8984 +1,3% USD/JPY 111,25 +0,63% 110,84 110,51 -1,2% GBP/USD 1,2816 -0,75% 1,2882 1,2911 -5,2% Bitcoin BTC/USD 6.438,39 +0,7% 6.457,93 6.664,73 -52,9% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 67,87 67,86 +0,0% 0,01 +15,6% Brent/ICE 74,79 74,78 +0,0% 0,01 +16,5% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.185,56 1.195,51 -0,8% -9,95 -9,0% Silber (Spot) 14,51 14,76 -1,7% -0,25 -14,3% Platin (Spot) 777,00 793,00 -2,0% -16,00 -16,4% Kupfer-Future 2,64 2,67 -1,1% -0,03 -20,8% ===
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August 23, 2018 16:13 ET (20:13 GMT)
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