Nach den Protestaktionen in Chemnitz ist es am Samstagabend zu Krawallen gekommen. "Aktuell gibt es zwischen Kleingruppen von Störern beider politischen Lager Angriffe im Bereich Carolastraße in Bahnhofsnähe", teilte die Polizei nach 20 Uhr mit.
Kräfte der Bundespolizei seien dort im Einsatz, die Wasserwerfer würden entsprechend neupositioniert. Der überwiegende Teil der Versammlungsteilnehmer beider Seiten habe sich aber friedlich verhalten. Es gebe aber auch Personen, "die Gewalt suchen", so die Polizei. Der MDR berichtete am Abend, ein Eiscafé auf der Straße der Nationen sei verwüstet worden.
Augenzeugen würden die Tat Antifa-Anhängern zuordnen, so der Sender. Auch Journalisten und Kamerateams sollen angegriffen worden sein. Mehrere Tausend Menschen unterschiedlicher Gesinnung waren am Samstagnachmittag zu verschiedenen Protestaktionen zusammengekommen. Bei einem von AfD und Pegida organisierten "Schweigemarsch" liefen ab kurz nach 18 Uhr Demonstranten mit zahlreichen Deutschlandfahnen und mit Björn Höcke an der Spitze durch die Chemnitzer Innenstadt.
Gegendemonstranten versuchten immer wieder, die Strecke zu blockieren. Höcke, der Chef der Thüringer AfD ist, sagte nach der Veranstaltung: "Der Rechtsstaat hat heute vor den Linksextremisten kapituliert. Wir waren diszipliniert und würdevoll, wie es einem Trauermarsch gebührt. Die Demokratie in Deutschland ist nicht mehr intakt. Wir werden sie uns mit rechtsstaatlichen Mitteln zurückholen."
An einer Gegendemo unter dem Motto "Herz statt Hetze" gegen Fremdenfeindlichkeit nahmen ebenfalls mehrere Tausend Menschen teil, nach Schätzungen allerdings weniger Personen als beim "Schweigemarsch". Gegen 20:30 Uhr waren alle größeren Versammlungen beendet. Ausgelöst wurden die Proteste durch den gewaltsame Tod eines 35-Jährigen am letzten Sonntagmorgen und die Reaktionen darauf.
Der Mann war gegen 3 Uhr früh auf dem Chemnitzer Stadtfest erstochen worden, zwei weitere Männer im Alter von 33 und 38 Jahren wurden schwer verletzt. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen einen 23-jährigen Syrer und einen 22-jährigen Iraker. Die genauen Umstände des Tötungsdelikts sind aber weiter unklar.