Fulda (ots) - Die Pfarrerstochter Theresa May zeigt Zähne und zieht die Zügel an. Die britische Premierministerin droht bei den Brexit-Verhandlungen mit der Peitsche. Aber die EU ist kein Gaul, den man damit zur Umkehr in eine Sackgasse zwingen kann. Mays Forderung nach einer Freihandelszone für Güter und Agrarprodukte, nicht aber für den freien Personenverkehr und ihr Anspruch auf Sonderregelungen im Dienstleistungs- und Finanzsektor sind üble Rosinenpickerei. Der französische Chefunterhändler Michel Barnier weiß bei den Verhandlungen alle in der Union verbliebenen Länder hinter sich, und wird dies nicht akzeptieren. Natürlich sind Mays Forderungen nach den Querelen und verhärteten Fronten im britischen Parlament verständlich, auch wenn sie fern der politischen Realität erhoben werden. Sie versucht "im nationalen Interesse" Sonderregelungen zu erreichen, die England nach dem Brexit besser stellen würden als vor dem Austritt. Wenn ihr das gelänge, wäre es ein Präzedenzfall und das Signal für andere EU-Länder, den Austritt zu erwägen, um die gleichen Vorteile zu erreichen. Barnier wird einen Teufel tun, auf solche Regelungen einzugehen. Was für May ein Alibi in ihrem Land ist, kann die EU also nicht akzeptieren ohne ihre eigene Existenz in Gefahr zu bringen. Das weiß May natürlich auch. Sind das in der letzten Verhandlungsphase also nur vorgetäuschte, maximale Positionsbestimmungen, um schließlich doch bei einem realistischen Kompromiss den Brexiteers in ihrem Land sagen zu können, sie habe alles versucht? Das wäre ein riskantes Manöver, denn die Brexit-Hardliner um Boris Johnson dürften da kaum mitspielen. Der Polit-Putsch wäre nicht weit. Allerdings haben sich in England die Gewichtungen zwischen Gegnern und Befürwortern des Austritts verschoben. Nach Umfragen liegen jene Bürger, die lieber in der EU verbleiben wollen, deutlich vor den Brexit-Anhängern. Die Illusionen sind zerplatzt, denn viele Briten haben erkannt, dass am Ende des Prozesses, der von politischen Gauklern angezettelt wurde, ein Kleinbritannien stehen könnte, ein Land, das am Ende eher eine Robinson-Insel ist als eine weltumspannende Handelsnation. Die in die Vergangenheit gewandten Träume haben keinen Bestand mehr, und auch auf die angesteuerte Partnerschaft mit den USA sollten sich die Briten angesichts des sprunghaften Präsidenten, der seine Position wechselt wie andere ihr Hemd, nicht verlassen. Ein zweites Referendum, das sich als Lösung anböte, lehnt May als "Betrug an der Demokratie" ab. Und gegen die Verschiebung des Austrittsdatums mit dem Ziel längerer Verhandlungen bringt sich Barnier in Stellung: "Wir brauchen nicht mehr Zeit. Was wir brauchen sind politische Entscheidungen!" Kommt es also zum Crash und einem ungeregelten Brexit? Die Folgen wären für die EU unangenehm, für die Briten katastrophal. Spannend, zu verfolgen, ob die Realos auf der Insel beim Endspurt die Oberhand bekommen.
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