Regensburg (ots) - Eigentlich war Fußball schon immer ein Volkssport. Ganz egal, ob Bauarbeiter oder Professor, am örtlichen Fußballplatz treffen sich alle, fiebern mit ihren Teams, diskutieren hitzig über Schiedsrichterentscheidungen und die Leistung der Mannschaften. Eigentlich. Aber das ist schon lange nicht mehr die Realität. Der Fußball ist inzwischen auch Kommerz, er ist ein Geschäft, er ist hoch professionell organisiert. Das hat den Sport von dem entfernt, was er einmal war. Wenn die Uefa nun ihre Pläne wahr macht, und einen weiteren europäischen Wettbewerb einführt, mag das im Interesse der Offiziellen sein; im Interesse des Fußballs ist es nicht. Man könnte sagen: Alles nicht so schlimm. Die Fans haben sich ja schon an andere Dinge gewöhnt. Schließlich läuft die Champions League seit der laufenden Spielzeit auch schon nicht mehr im Free-TV. Aber selbst das ist schon unfair. Denn nicht jeder kann oder will sich ein teures Pay-TV-Abo leisten. Dasselbe gilt für Fanartikel und Eintrittskarten. Auch hier könnte man schulterzuckend sagen: Na und? Aber das widerstrebt dem Grundgedanken: Fußball ist für alle Bevölkerungsschichten gedacht. Darin liegt allerdings auch das Problem begründet: Wenn es möglich ist, sich als Fußballbegeisterter quasi überall und fast zu jederzeit mit anderen Fans weltweit zu unterhalten, ist klar, warum sich mit diesem Sport so viel Geld verdienen lässt. Das ist an sich nichts Schlechtes. Mehr Geld, mehr Möglichkeiten. Bessere Spieler, modernere Stadien, professionelle Ligen mit spannenderen Begegnungen, modernere Technik, die hilft, die Spiele gerechter zu machen - Stichwort Videobeweis oder Torlinientechnik. Aber: Bei allen Änderungen darf der Fußball seinen Ursprung nicht verlieren. Im Moment sind sowohl Uefa- als auch Fifa-Offizielle jedoch auf dem besten Weg, das Aushängeschild des europäischen Sports zugrunde zu kommerzialisieren. Dazu kommt, dass die Uefa nicht ehrlich ist: Es geht nur vordergründig darum, die kleineren und mittleren Mitgliedsverbände auf internationaler Ebene präsentieren zu können. Knapp 50 Mannschaften spielen derzeit in der Euro League und viele von ihnen scheiden nicht ohne Grund bereits in der Gruppenphase aus. Es wäre interessant zu wissen, wie viele Fußballfans wirklich Interesse an diesen Spielen haben oder in Zukunft bereit wären, sich noch mehr solcher Begegnungen anzusehen. Zudem haben viele der kleinen Vereine nicht die personellen, finanziellen oder strukturellen Kapazitäten, einen Kader aufzubauen, der gut genug ist, um mittelfristig auf dem geforderten Niveau mitzuhalten. Nürnberg etwa war 2008 in der Situation, dass sie als Pokalsieger international spielten, in der gleichen Saison aber aus der Ersten Bundesliga abstiegen, weil die Belastung zu viel für die Mannschaft war. Nein, hier geht es nicht um die Belange der Vereine, hier geht es um knallharte finanzielle Interessen, die höchstens zugunsten der Uefa sind. Das Geld, das jetzt in die Hand genommen werden müsste, um einen neuen, dritten Wettbewerb zu etablieren, könnte auch anders verwendet werden: Ticketpreise könnten, wenn nicht billiger, dann zumindest im Preis stabil gehalten werden. Fußballübertragungen könnten wieder fester Bestandteil im Free-TV werden, Merchandising-Artikel könnten auch für Familien mit drei fußballbegeisterten Kindern erschwinglicher sein. Noch stecken die Pläne für den dritten europäischen Vereinswettbewerb in den Kinderschuhen - zumindest offiziell. Wie weit die Planungen im Hintergrund schon sind, hat die Uefa nicht verraten. Es täte dem Fußball gut, wenn sie in der Schublade blieben. Schon heute geht es mehr um Transfersummen und Millionengehälter der Stars als um das, was am Ende auf dem Rasen passiert. Und wenn sich Mannschaften nurmehr durch zugekaufte Spieler definieren, nicht mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen und am Ende austauschbar werden, verkommt der Fußball am Ende völlig zum Luxusgut: teuer, aber auch langweilig.
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