Das Deutsche Rote Kreuz hat bei einem Angriff auf das syrische Idlib vor gravierenden Versorgungsschwierigkeiten für die Menschen in der Kriegsregion gewarnt. "Am schwierigsten wäre es, wenn die Menschen Idlib nicht verlassen können, aber humanitäre Hilfe in der Provinz nicht zugelassen würde. Das würde eine sehr dramatische Lage bedeuten", sagte Christof Johnen, der Leiter für die Internationale Zusammenarbeit beim DRK der "Heilbronner Stimme" (Donnerstag).
Die Türkei müsse die Lieferung von Hilfsgütern ermöglichen. "Wenn die Grenze zur Türkei für Hilfsgüter nicht durchlässiger wird, wird es schwierig werden, die Versorgung der 2,5 Millionen Menschen in der Region zu gewährleisten", warnte der DRK-Experte. Das DRK hat keine eigenen Helfer in der Krisenregion, steht laut Johnen aber mit der Schwesterorganisation Roter Halbmond in engem Kontakt, für die im Großraum Idlib mehr als 500 Haupt- und Ehrenamtliche Helfer aktiv sind.
Schon jetzt sei die Lage für die Menschen in der Region äußerst angespannt. "Die Preise gerade für Grundnahrungsmittel sind in Idlib dramatisch gestiegen, dazu kommt ein Zusammenbruch der Infrastruktur. 8 von 28 Kliniken in der Region Idlib haben den Betrieb eingestellt, die anderen können nur eingeschränkt arbeiten." Bei einem möglichen Angriff sei eine Evakuierung der Stadt kaum möglich.
Immer wieder habe es zuvor Vereinbarungen gegeben, dass nach Evakuierungen die Menschen nach Idlib gebracht werden. "Ein solches Abkommen ist bei den Kämpfen um Idlib nicht möglich, weil es keine Rückzugsgebiete mehr für die Opposition gibt." Deutschland müsse auf die Einhaltung des humanitären Völkerrechts drängen, sagte der DRK-Experte. "Es gilt der Grundsatz der Unparteilichkeit. Zivilisten müssen jeder Zeit geschützt werden. Medizinische Einrichtungen stehen unter besonderem rechtlichen Schutz und dürfen nicht angegriffen werden."