Regensburg (ots) - So kann es nicht weitergehen. Die Region braucht dringend ein Gesamtkonzept für den Verkehr - nicht nur fürs Auto, sondern für alle Formen der Mobilität. Und zwar so bald wie möglich, nicht erst in fünf Jahren. Vor allem sind Sofortmaßnahmen nötig. Zu lange haben Stadt und Land sich gegenseitig blockiert. Rund um Regensburg stehen Autofahrer und Laster täglich im Stau. Ein Unfall reicht aus, um alles lahmzulegen. Am letzten Donnerstag hat sich die Situation wieder einmal zugespitzt. Weil ein Brummi auf der A3 bei Neutraubling ins Stau-Ende krachte, ging in der ganzen Region nichts mehr. Die Wirtschaft beobachtet das alles mit großer Sorge und fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit. Ein Neumarkter Konzernchef spricht von der zunehmenden Unkalkulierbarkeit des Verkehrs in Ostbayern, weil seine Lkw oft im Stau stecken. Der Präsident der Handwerkskammer, Dr. Georg Haber, nennt die Verkehrssituation gar "geschäftsschädigend". Pendler starten noch eine Stunde früher, um der Blechlawine auszuweichen. Dabei war der Dauerstau seit 20 Jahren absehbar. Anfang der 2000er wurde klar, dass der wirtschaftliche Boom und der wachsende überregionale Verkehr das Straßennetz an seine Grenzen bringen werden. 2005 legten Münchner Forscher ein Verkehrsgutachten für den Großraum vor, das eine Reihe neuer Straßen und Brücken vorschlug. Bis auf die Ostumgehung in Regensburg ist davon bis heute kein wesentliches Projekt realisiert worden. Zugleich nimmt der Verkehr rasant zu: 76 000 Einpendler aus ganz Ostbayern rollen jeden Tag nach Regensburg, 18 000 hinaus. Im letzten Jahrzehnt ist allein die Zahl der Einpendler um 20 000 gewachsen. Die Politiker haben lange nicht über ihre Stadt- und Landkreisgrenzen - geschweige denn über ihre Parteien - hinausgeblickt. Stattdessen blockierten sich die Domstadt und das Umland bei der Verkehrsplanung gegenseitig. Im Herbst 2012 trafen sich die Regensburger CSU und die aus dem Landkreis zu einer medienwirksamen Verkehrskonferenz und kündigten eine Machbarkeitsstudie zum Bau von Parallelbrücken entlang der Pfaffensteiner A93-Brücke an. Geschehen ist dann nichts. Die Stadt mit dem damaligen OB Hans Schaidinger wollte eigentlich gar nicht. Auch lassen sich Anwohner keine Großprojekte - wie die Sallerner Regenbrücke - mehr überstülpen. Mehrere Klagen verzögern diese. Seit dem A3-Ausbau verschärft sich die Situation. Erst jetzt, viel zu spät, reagiert die Politik. Im Juli haben die Regensburger OB-Vertreterin Maltz-Schwarzfischer, Landrätin Schweiger, MdB Aumer und das bayerische Verkehrsministerium einen Mobilitätspakt unterzeichnet. Straße, Bahn und Radwege sollen sinnvoll verknüpft werden. Die fünf Landräte der Region wiederum setzen sich mit der Bürgermeisterin für einen S-Bahn-ähnlichen Verkehr im 30-Minuten-Takt auf bestehenden Gleisen ein. Rasch machbare Sofortmaßnahmen in der Oberpfalz wären: ein besserer Bustakt in den Landkreis Regensburg und die Region, günstigere Tickets und noch mehr Busspuren, damit die ÖPNV-Nutzer rascher vorankommen als die Autos. Das Radwegenetz müsste engmaschiger werden, Radschnellwege wären sinnvoll. Die Bahn sollte sich intensiver auf die Pendler einstellen - mit kurzem Takt, mehr Elektrifizierung und weniger Ausfall. Auch die Bürger können den Verkehr entzerren. Fast die Hälfte der 70 000 täglichen Fahrten auf der A3-Ausbaustrecke zwischen dem Kreuz Regensburg und Rosenhof geht aufs Konto der Regensburger und der Umlandbewohner. Kurztrips könnten vermieden werden. Ob der Ausbau des größten Nadelöhrs der Region, des Pfaffensteiner Tunnels, wünschenswert ist, müssen Gutachter entscheiden, die auch moderne Mobilität wie das autonome Fahren beurteilen können. Der große Vorteil: Heute ist sich die Politik einig, dass etwas passieren muss. Die Regensburger Verkehrskonferenz am Mittwoch in der Conti Arena wird hoffentlich erste Lösungen bringen.
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