Bund und Länder müssen zumindest teilweise die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche und anderen Glaubensgemeinschaften übernehmen - das schlägt Johannes-Wilhelm Rörig vor, der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. "Gerade weil Staat und Kirche Partner sind, ist hier auch der Staat gefragt", sagte Rörig der "Süddeutschen Zeitung" (Montagsausgabe), "er trägt Verantwortung für alle Kinder, auch die, die sich in Obhut der Kirche befinden".
Verträge zwischen Staat und Kirchen sollten ein Akteneinsichtsrecht für Betroffene regeln, Ermittlungs- und Zugangsbefugnisse sowie Entschädigungsansprüche. Bislang führen die Kirchen die Erforschung und Aufarbeitung der sexualisierten Gewalt in Eigenregie und entscheiden auch selber über mögliche Entschädigungen für Betroffene. Die deutschen Bischöfe stellen am Dienstag eine in ihrem Auftrag erstellte Studie über das Ausmaß und die Ursachen sexualisierter Gewalt durch Priester, Ordensleute und Diakone vor. Viele Kirchenvertreter spürten, dass es so nicht weitergehe, sagte Rörig, "es braucht einen weiteren, mutigen Schritt, um den Vertrauensverlust zu stoppen, um diese Schuld aufzuarbeiten".
Da sei "auch der Staat gefragt, nach Wegen zu suchen, wie hier Gerechtigkeit hergestellt werden kann".