NEW YORK (Dow Jones)--Am letzten Handelstag des dritten Quartals haben die US-Börsen die negativen Vorgaben aus Europa abgeschüttelt und anfängliche Verluste wettgemacht oder zumindest verringert. Heimische Konjunkturdaten fielen zwar nicht ganz so gut aus wie erwartet, zeugten aber von einer nach wie vor soliden Wirtschaftslage. Der Dow-Jones-Index gewann 0,1 Prozent auf 26.458 Punkte. Der S&P-schloss unverändert, der Nasdaq-Composite legte um 0,1 Prozent zu. Umgesetzt wurden 954 (Donnerstag: 749) Millionen Aktien. Dabei wurden 1.660 Kursgewinner gesehen und 1.305 -verlierer. Unverändert schlossen 115 Titel.
Zwar gab es vom weiter schwelenden Handelsstreit zwischen den USA und China keine Neuigkeiten, doch richteten sich die Blicke der Investoren nun auf Italien. Das hochverschuldete Land plant für 2019 ein Defizit von 2,4 Prozent und geht damit auf Konfrontationskurs zur EU. "Der Level politischer Risiken bleibt hoch", so Chef-Strategin Isabelle Mateos y Lago von Blackrock.
Peter Cardillo, Chef-Marktvolkswirt bei Spartan Capital, wollte den Ereignissen in Italien dagegen keine große Bedeutung beimessen. Was dort vor sich gehe sei keine Krise des Ausmaßes, wie sie Griechenland erlebt habe. Die Anleger in den USA sollten sich daher keine allzu großen Sorgen machen. Interessanter sei mit dem beginnenden Schlussquartal dieses Jahres die Frage, inwiefern die internationalen Handelskonflikte die Ergebnisse der Unternehmen beeinflusst hätten, so Cardillo.
Die vorbörslich veröffentlichten persönlichen Einkommen und Ausgaben für August trafen genau die Erwartungen. Der nach der Startglocke veröffentlichte Index der Einkaufsmanager Chicago für September und die zweite Lesung des Index der Verbraucherstimmung der Uni Michigan für September lagen unter den Prognosen, verharrten aber immer noch auf hohem Niveau. Sie passten zu den zuletzt veröffentlichten Daten, die das Bild einer robust wachsenden US-Wirtschaft untermauert und die US-Notenbank in ihrem Zinserhöhungskurs bestätigt hatten.
Tesla-Aktie bricht ein - Bestätigter Ausblick stützt Intel
Bei den Einzelwerten stand vor allem die Tesla-Aktie im Fokus, die um 13,9 Prozent auf 264,77 Dollar einknickte. Die US-Börsenaufsicht SEC hat Tesla-Chef Elon Musk wegen Betrugs angezeigt. Der Gründer des US-Elektroautobauers habe Investoren mit Tweets zum möglichen Rückzug des Tesla-Konzerns von der Börse in die Irre geführt, so der Vorwurf. Musk hatte Anfang August im Kurzbotschaftendienst Twitter angekündigt, Tesla zu einem Preis von 420 Dollar pro Aktie womöglich von der Börse zu nehmen. Die Finanzierung der möglichen Rückkaufoperation sei "gesichert", schrieb er, was aber aus Sicht der Aufseher nicht stimmte.
Im Dow legten Intel um 3,1 Prozent zu. Der CFO des Chipherstellers, Bob Swan, war Befürchtungen entgegengetreten, dass Lieferschwierigkeiten die Jahresziele des Konzerns gefährden könnten. Intel könne "mindestens" so viel ausliefern, dass das im Juli ausgegebene Umsatzziel erreicht werden könne, sagte Swan. Das Unternehmen investiere in diesem Jahr 15 Milliarden Dollar - 1 Milliarde mehr als zu Beginn des Jahres geplant - unter anderem in den Ausbau der Kapazitäten, um der höheren Nachfrage gerecht zu werden. Eine überraschend gestiegene PC-Nachfrage hatte Intel kalt erwischt. Einige PC-Hersteller wichen auf ältere Intel-Prozessoren aus oder bestellten Chips beim Wettbewerber Advanced Micro Devices. Dessen Aktie hatte in den zurückliegenden Monaten von Intels Lieferschwierigkeiten profitiert und fiel nun um 5,2 Prozent.
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat innerhalb weniger Wochen einen Hattrick erzielt und sich einen weiteren Großauftrag der US-Regierung gesichert, diesmal im Volumen von bis zu 9,2 Milliarden Dollar. Boeing und sein schwedischer Partner Saab werden der Air Force die nächste Generation von Ausbildungsjets liefern. Die Boeing-Aktie stieg um 1,2 Prozent.
Für die Blackberry-Aktie ging es um 11,7 Prozent nach oben. Der Smartphone-Pionier hat die Erwartungen im zweiten Geschäftsquartal übertroffen. Die Jahresprognose bestätigte der kanadische Konzern, der sich vor geraumer Zeit von Smartphones auf Unternehmenssoftware verlegt hat.
Progress Software hatte durchwachsene Ergebnisse für das dritte Quartal bekannt gegeben und zudem einen enttäuschenden Ausblick auf das Gesamtjahr abgegeben. Die Aktie brach um 17,1 Prozent ein.
Facebook verloren 2,6 Prozent, nachdem das soziale Netzwerk eine Sicherheitslücke öffentlich gemacht hatte. Hacker hätten sich bei dem bisher gravierendsten Angriff in der Geschichte Facebooks im Sommer Zugriff auf 50 Millionen Accounts verschafft, teilte das Unternehmen mit.
Dollar kommt von Tageshochs zurück
Der Dollar gab einen Teil seiner Gewinne ab, wenngleich die Zinserhöhung der US-Notenbank vom Mittwoch den Greenback noch etwas stützte. Die Fed hatte bereits zum dritten Mal im laufenden Jahr angesichts der brummenden US-Konjunktur die Zinsen erhöht und zugleich weitere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt. Der Yen rutschte auf ein Jahrestief und der Yuan wurde von der chinesischen Notenbank auf einem Sechswochentief gefixt.
Der Euro fiel mit den Nachrichten aus Italien zeitweise unter die Marke von 1,16 Dollar, erholte sich aber im späten Handel auf etwa 1,1610. Am Donnerstag hatte er im Tageshoch 1,1757 Dollar gekostet. Nach Ansicht der ING wäre ein Defizit von unter 2,0 Prozent ein Zeichen für einen verantwortungsvollen Haushalt gewesen. Die Devisen-Experten sehen in dem Entwurf bislang aber lediglich "Gegenwind für den Euro und keinen Bremsklotz".
Die Ölpreise setzten nach den Vortagesgewinnen ihren Anstieg beschleunigt fort. Zuletzt hatte die Verweigerung einer Freigabe der US-Ölreserven zur Abfederung der Iran-Sanktionen die Preise nach oben getrieben. Nun kam Rückenwind vom nachgebenden Dollar. Überdies waren in den USA in der laufenden Woche weniger Ölförderanlagen in Betrieb als in der Vorwoche. Die Zahl der "aktiven" Anlagen habe sich um drei auf 863 verringert, teilte das Unternehmen Baker Hughes, ein Ausrüster der Ölbranche, mit. Zum Settlement stieg der Preis für ein Barrel US-Rohöl der Sorte WTI um 1,6 Prozent auf 73,25 Dollar. Brent verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 82,72 Dollar.
Der Goldpreis profitierte ebenfalls davon, dass der Dollar von seinen Tageshochs zurückgekommen war. Übergeordnet belaste aber die Aussicht auf weiter steigende Zinsen in den USA den Preis für das zinslos gehaltene Edelmetall, hieß es. Die Feinunze stieg um 0,8 Prozent auf 1.192 Dollar.
Die US-Anleihen verbuchten trotz der Entwicklungen in Italien keinen Zulauf. Auch die üblichen Portfolioanpassungen der Fonds zum Quartalsende seien wohl schon abgeschlossen gewesen, hieß es. Die Rendite zehnjähriger US-Papiere zeigte sich kaum verändert bei 3,05 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.458,24 0,07 18,31 7,04 S&P-500 2.913,94 0,00 -0,06 8,99 Nasdaq-Comp. 8.046,35 0,05 4,39 16,56 Nasdaq-100 7.627,65 -0,03 -1,92 19,25 US-Anleihen Laufzeit Akt. Rendite Bp zu Vortag Rendite Vortag +/-Bp YTD 2 Jahre 2,80 -2,4 2,83 160,1 5 Jahre 2,95 -0,3 2,95 102,7 7 Jahre 3,01 0,1 3,01 76,6 10 Jahre 3,05 -0,2 3,05 60,7 30 Jahre 3,20 1,5 3,18 13,2 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:46 Do, 17:27 % YTD EUR/USD 1,1610 -0,25% 1,1626 1,1672 -3,4% EUR/JPY 131,92 -0,07% 131,80 132,19 -2,5% EUR/CHF 1,1394 +0,16% 1,1350 1,1403 -2,7% EUR/GBP 0,8907 +0,08% 0,8892 0,8905 +0,2% USD/JPY 113,63 +0,19% 113,39 113,27 +0,9% GBP/USD 1,3035 -0,34% 1,3075 1,3107 -3,5% Bitcoin BTC/USD 6.673,42 -0,3% 6.737,13 6.523,50 -51,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 73,47 72,12 +1,9% 1,35 +25,9% Brent/ICE 82,69 81,72 +1,2% 0,97 +29,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.191,69 1.183,03 +0,7% +8,67 -8,5% Silber (Spot) 14,63 14,24 +2,8% +0,39 -13,6% Platin (Spot) 815,65 811,50 +0,5% +4,15 -12,3% Kupfer-Future 2,80 2,77 +0,8% +0,02 -16,5% ===
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September 28, 2018 16:11 ET (20:11 GMT)
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