Von Hans-Joachim Koch und Olaf Ridder
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Aufsichtsrat von Thyssenkrupp hat am Sonntag das Führungsvakuum an der Konzernspitze beendet und außerdem offiziell den Weg für die Aufteilung des Konzerns in zwei eigenständige Gesellschaften abgesegnet.
Das Gremium ernannte Interimschef Guido Kerkhoff dauerhaft zum neuen Vorstandsvorsitzenden und stattete ihn mit einem Fünfjahresvertrag aus. An der Spitze des Aufsichtsrats wird künftig Bernhard Pellens stehen. Der 62-Jährige gehört dem Gremium bereits seit 2005 an und tritt die Nachfolge des zurückgetretenen Vorsitzenden Ulrich Lehner an.
Damit hat es für die Leitung des Aufsichtsrats überraschend eine interne Lösung gegeben. Lange Zeit waren verschiedene Namen von außenstehenden Managern oder Personen zirkuliert. Pellens übernimmt die Führung des Gremiums unmittelbar von Markus Grolms, der als stellvertretender AR-Chef (und Vertreter der Arbeitnehmerseite) die Geschäft des Aufsichtsrats nach dem Ausscheiden von Lehner übergangsweise geführt hatte.
Mit den beiden Personalentscheidungen hat der Ruhrkonzern seine Führungskrise beendet. Konzernchef Heinrich Hiesinger hatte Ende Juni das Handtuch geworfen, kurze Zeit später gab auch Aufsichtsratschef Lehner auf. Hiesinger ging, weil ihm die Unterstützung für seinen Kurs im 20-köpfigen Aufsichtsgremium fehlte. Seit Juli war Finanzchef Guido Kerkhoff daher in Personalunion auch CEO. Durch sein Aufrücken soll das Vorstandsteam, wie es heißt "perspektivisch", um einen Finanzvorstand erweitert werden.
Außerdem votierte das Kontrollgremium einstimmig für die bereits am Donnerstag bekanntgegebene Teilung des Konzerns in zwei unabhängige Unternehmen. Der Vorstand wurde beauftragt, die Details der Transaktion auszuarbeiten. Nach der Aufteilung soll auf der einen Seite die Thyssenkrupp Materials AG mit 40.000 Mitarbeitern stehen, die den Werkstoffhandel Material Services, die 50-prozentige Beteiligung am Stahl-Joint-Venture mit Tata Steel, den Marineschiffbau sowie die Großwälzlager und das Schmiedegeschäft umfasst.
Auf der anderen Seite soll mit Thyssenkrupp Industrials ein reines Industriegüterunternehmen mit 90.000 Beschäftigten entstehen, bei dem das Geschäft mit Aufzügen und Fahrtreppen, die Autokomponenten und der Anlagenbau gebündelt werden.
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September 30, 2018 10:39 ET (14:39 GMT)
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