Eltern können die Persönlichkeit ihrer Kinder kaum beeinflussen. Dieses Resümee zieht der britische Psychologe und Genetiker Robert Plomin in einem Gastbeitrag für die Wochenzeitung "Die Zeit".
Das "größte Geschenk der Eltern an ihre Kinder", schreibt er, sei "ihr Erbgut". Darüber hinaus sei es Eltern kaum möglich, Persönlichkeitsmerkmale wie Intelligenz, Motivationsfähigkeit oder Selbstkontrolle ihrer Kinder zu formen. Die "Forschung hat gezeigt, dass wir im Wesentlichen die gleiche Person wären, wenn wir bei der Geburt adoptiert und in einer anderen Familie aufgewachsen wären", schreibt Plomin. Der Wissenschaftler gilt als führender Experte für die genetischen Grundlagen des menschlichen Verhaltens und ist vor allem für seine Forschungen mit Zwillingspaaren bekannt.
Ihm zufolge sind Eltern enorm wichtig für Kinder als Bezugspersonen, als Quelle von Zuwendung und Unterstützung. "Aber Eltern entscheiden nicht über die persönliche Entwicklung ihrer Kinder." Plomin arbeitet am renommierten Londoner King's College. In seinem neuen Buch "Blueprint: How DNA Makes Us What We Are" zieht er eine Bilanz aus 40 Jahren verhaltensgenetischer Forschung - eine Bilanz, die im angelsächsischen Sprachraum bereits zu einer heftigen Debatte führt.