Bielefeld (ots) - Papst Franziskus haut gerne mal einen raus und stellt das Unfehlbarkeitsdogma in regelmäßigen Abständen auf die Probe. Er hält es für angemessen, wenn Eltern ihren Kindern ab und zu einen »würdevollen« Klaps verpassen. Und wenn der Nachwuchs Anzeichen homosexueller Neigungen zeigt, dann sollte er psychiatrisch behandelt werden. Jetzt der Vergleich von Abtreibung mit Auftragsmord. Wenn sich ein Papst nicht gegen die Abtreibung ausspräche, hätte er seinen Beruf verfehlt. Der Schutz des ungeborenen Lebens ist in seiner Absolutheit so etwas wie das Alleinstellungsmerkmal einer katholischen Kirche, in der heutzutage ziemlich offen der Fortbestand des Zölibats in Frage gestellt wird. Inhaltlich geben die Aussagen des Pontifex keine Schlagzeile her. Aber die Schärfe der Formulierungen ist bemerkenswert. Und vor allem: Diese Worte sind unbarmherzig. Ein Kind abzutreiben, das ist für Frauen die schwierigste Entscheidung im Leben - jahrelange Gewissensbisse inklusive. Der Vergleich mit Auftragsmördern ist neben der Spur. Franziskus hat keinen guten Lauf. Bei der Aufarbeitung der diversen Skandale um Kindesmissbrauch scheint die Bereitschaft zur Aufklärung nicht besonders ausgeprägt zu sein. Auf Auslandsreisen macht er keine gute Figur, und im Vatikan werden seine Gegner mutiger. So hat jüngst Erzbischof Carlo Maria Viganò öffentlich den Rücktritt des Papstes gefordert. Viele in Rom sehen in dem Argentinier keinen Theologen, wie sein deutscher Vorgänger Benedikt XVI. einer war. Den Kritikern ist er zu politisch. Ein Linkspopulist und lateinamerikanischer Befreiungstheologe, der am Gründonnerstag Muslimen die Füße wäscht und von den Europäern offene Grenzen und offene Herzen für Flüchtlinge fordert. Ob sein verbaler Fehlgriff beabsichtigt war, um den konservativen Klerus zu beruhigen? Die Antwort bewegt sich im Bereich der Spekulation, aber ausgeschlossen ist das nicht. Jorge Mario Bergoglio ist eine durchaus ambivalente Persönlichkeit. Einerseits hat er sich im deutschen Streit um die Zulassung protestantischer Ehepartner zur Kommunion gegen Reinhard Kardinal Marx gestellt und dem Protest des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki nachgegeben. Andererseits sieht er kein Problem darin, wenn nicht-geweihte Priester in abgeschiedenen Regionen die Messe feiern. Es mag durchaus sein, dass Franziskus aus taktischen Gründen widersprüchliche Positionen vertritt. Zu seinem eher spontanen Wesen passen solche Winkelzüge aber nicht. Aus dem Vatikan ist eine Entschuldigung bei den Frauen in aller Welt kaum zu erwarten. Gewonnen wäre schon etwas, wenn die katholische Kirche ihre inneren Konflikte nicht weiter austrägt, indem sie Frauen kriminalisiert.
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