Frankfurt (ots) - Nach dem EU-Gipfel zeigten sich die beiden Präsidenten von Kommission und Rat, Jean-Claude Juncker und Donald Tusk, fröhlich und gelöst wie lange nicht in der Öffentlichkeit. Bei der Schlusspressekonferenz waren sie zu Scherzen aufgelegt. Und Tusk sagte dann noch, er könne es nicht belegen, habe aber "im Gefühl", man sei einer Brexit-Verständigung näher gekommen. Auch wenn es nicht so gemeint war - aber so was nennt man wohl Galgenhumor.
Der Europäische Rat war eine vertane Chance zur Einigung. Zu einer solchen gehört nämlich im Endeffekt mehr, als öffentlich Kompromissbereitschaft zu verkünden. Und in der Realität sind Großbritannien und die EU-27 heute dem von allen Seiten nicht gewollten No-Deal-Szenario näher als noch vor Wochenfrist.
Natürlich ist der Zug noch nicht abgefahren. Noch lässt sich die anstehende Trennung einigermaßen geschmeidig gestalten. Selbst wenn erst im Dezember auf Ebene der europäischen Staats- und Regierungschefs eine Einigung gefunden würde, hätten das EU-Parlament und das britische Unterhaus noch genügend Zeit für eine Ratifizierung. Für die Unternehmen wird es aber von Woche zu Woche schwerer, sich auf die Zeit nach dem Ausstieg Großbritanniens vorzubereiten.
Allein die Automobilindustrie mit ihren komplexen Wertschöpfungsketten und ihrer Just-in-Time-Produktion: Jeden Tag über- oder unterqueren rund 1100 Lkw den Ärmelkanal, um Teile für die Fahrzeugproduktion nach Großbritannien zu liefern. Der Brexit bedroht die beteiligten Firmen nun mit milliardenschweren Zusatzkosten und großen logistischen Problemen. Nach Angaben von Branchenverbänden suchen zahlreiche Autobauer mittlerweile händeringend nach Lagerraum.
Auch in anderen Sektoren sind die Notfallplanungen längst angelaufen. Der Kreditversicherer Euler Hermes berichtet, dass sich viele britische Unternehmen schon mit EU-Importwaren eindecken, um sich auf Zölle oder gar Unterbrechungen der Lieferkette vorzubereiten. Von "Hamsterkäufen wie nach einer Sturmwarnung" war die Rede.
Und dies war der EU-Gipfel in dieser Woche auch: eine letzte Sturmwarnung. Er hat noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass es in diesem Fall vielleicht nicht so läuft wie sonst so oft in Europa und dass vielleicht nicht kurz vor knapp und nach einer weiteren Nachtsitzung in letzter Sekunde doch noch irgendeine Lösung gefunden wird. Man kann nur jedem dazu raten, damit zu beginnen, sein Haus wetterfest zu machen.
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Der Europäische Rat war eine vertane Chance zur Einigung. Zu einer solchen gehört nämlich im Endeffekt mehr, als öffentlich Kompromissbereitschaft zu verkünden. Und in der Realität sind Großbritannien und die EU-27 heute dem von allen Seiten nicht gewollten No-Deal-Szenario näher als noch vor Wochenfrist.
Natürlich ist der Zug noch nicht abgefahren. Noch lässt sich die anstehende Trennung einigermaßen geschmeidig gestalten. Selbst wenn erst im Dezember auf Ebene der europäischen Staats- und Regierungschefs eine Einigung gefunden würde, hätten das EU-Parlament und das britische Unterhaus noch genügend Zeit für eine Ratifizierung. Für die Unternehmen wird es aber von Woche zu Woche schwerer, sich auf die Zeit nach dem Ausstieg Großbritanniens vorzubereiten.
Allein die Automobilindustrie mit ihren komplexen Wertschöpfungsketten und ihrer Just-in-Time-Produktion: Jeden Tag über- oder unterqueren rund 1100 Lkw den Ärmelkanal, um Teile für die Fahrzeugproduktion nach Großbritannien zu liefern. Der Brexit bedroht die beteiligten Firmen nun mit milliardenschweren Zusatzkosten und großen logistischen Problemen. Nach Angaben von Branchenverbänden suchen zahlreiche Autobauer mittlerweile händeringend nach Lagerraum.
Auch in anderen Sektoren sind die Notfallplanungen längst angelaufen. Der Kreditversicherer Euler Hermes berichtet, dass sich viele britische Unternehmen schon mit EU-Importwaren eindecken, um sich auf Zölle oder gar Unterbrechungen der Lieferkette vorzubereiten. Von "Hamsterkäufen wie nach einer Sturmwarnung" war die Rede.
Und dies war der EU-Gipfel in dieser Woche auch: eine letzte Sturmwarnung. Er hat noch einmal darauf aufmerksam gemacht, dass es in diesem Fall vielleicht nicht so läuft wie sonst so oft in Europa und dass vielleicht nicht kurz vor knapp und nach einer weiteren Nachtsitzung in letzter Sekunde doch noch irgendeine Lösung gefunden wird. Man kann nur jedem dazu raten, damit zu beginnen, sein Haus wetterfest zu machen.
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