Die Renditen von Treasuries und Bundesanleihen haben wieder den Rückwärtsgang eingelegt. Zehnjährige T-Notes rentieren aber immer noch deutlich oberhalb der Marke von 3 %, während ihre deutschen Pendants unter 0,50 % gefallen sind. Der ergebnislose Abbruch der Brexit-Verhandlungen und die damit gestiegene Wahrscheinlichkeit für einen Hard-Brexit sowie die von Italien ausgehende Unsicherheit in Bezug auf eine Konfrontation mit der EU-Kommission haben hier für eine stärkere Risikogewichtung der Anleger und damit für Zuflüsse in die Staatsanleihen gesorgt.
Am Montag (15.10.) ist die Frist der EU-Kommission für das Einreichen des Haushaltsplans für die einzelnen EU-Länder ausgelaufen. Italien hat seinen Plan mit leichter Verzögerung am Dienstagmorgen eingereicht. Es sieht unverändert ein Budgetdefizit von 2,4 % des BIP für 2019 vor, deutlich höher als es vorher mit Brüssel abgesprochen war. Die EU-Kommission hat jetzt zwei Wochen Zeit, Einspruch gegen den Haushaltsentwurf einzulegen, bis Ende November erhalten die Länder eine offizielle Antwort. Die EU-Kommission kann jetzt gar nicht viel anders, als ein Verfahren gegen Italien wegen Verfehlung der Defizitkriterien einzuleiten.
Gestern (17.10.) wurden die Minutes der Fed-Zinssitzung von September veröffentlicht. Viel Neues war daraus nicht zu erkennen. Die Notenbank sieht die Risiken für die Konjunktur weiterhin als ausbalanciert an, und die Wirtschaft und der Arbeitsmarkt zeigen nach Ansicht der Währungshüter eine kräftige Erholungsbewegung. Die Geldpolitik wird nicht mehr als "unterstützend" angesehen, da man sich stärker dem neutralen Zins annähert. Die graduellen Zinsanhebungen sollen angesichts der guten Konjunktur und der gestiegenen Inflationsraten fortgesetzt werden.
In der kommenden Woche stehen einige Highlights auf der Agenda. Zum einen werden mit den Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor in der Eurozone und dem Ifo-Geschäftsklimaindex wichtige Stimmungsindikatoren für Oktober veröffentlicht. Zum anderen wird erstmals eine BIP-Schätzung für das dritte Quartal in den USA bekannt gegeben. Das Wachstum sollte wieder kräftig ausfallen, auch wenn man wohl nicht an die Wachstumsrate aus dem Vorquartal heranreichen sollte (4,2 %, annualisiert). Dieses war jedoch auch durch Sondereffekte verzerrt. Daneben tagt die EZB am Donnerstag (25.10.). Dabei könnten drei Punkte interessant werden: Erstens, geben die No-tenbanker erste Anhaltspunkte, wie sie mit der Reinvestition von ihren Anleihefälligkeiten umgehen wollen? EZB-Chef Mario Draghi hatte angekündigt, dazu entweder im Oktober oder aber im Dezember etwas zu sagen. Zweitens, werden die Risiken für die Konjunktur weiterhin als ausgeglichen angesehen? Oder gewichtet die EZB die von den Handelsstreitigkeiten ausgehenden Risiken nun stärker? Und drittens, positioniert sich die Notenbank hawkisher, was die Inflationsentwicklung angeht? Letzteres könnte die Bund-Renditen wieder steigen lassen.
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