Mainz (ots) - Manchmal trifft bittere Ironie den Wahrheitskern am besten. "Saudis ratlos: Folter und Enthauptung waren doch bis jetzt auch kein Problem", titelte die Satire-Homepage Postillon in den vergangenen Tagen. Treffender kann man nicht zum Ausdruck bringen, wie nachlässig der Westen in den vergangenen Jahrzehnten mit Saudi-Arabien umgegangen ist. Mit dem Land, das den Salafismus in alle Welt exportiert - die Triebfeder für islamistischen Terrorismus. Mit dem Land, das den blutigen Jemen-Krieg mit so vielen unschuldigen Zivilopfern vom Zaun gebrochen hat. Mit dem Land, das sich lästiger Regime-Gegner mit Folterungen und öffentlichen Hinrichtungen entledigt. Wenn man zynisch werden will, muss man fast schon dankbar dafür sein, dass die Saudis den prominenten Regimegegner Khashoggi auf dem Boden eines anderen Landes ermordet und sich damit international isoliert haben. Nun scheint wenigstens die Bundesregierung mit der Aussetzung milliardenschwerer Waffenlieferungen an die Saudis ernst machen zu wollen - allen voran die Regierungsfraktionen. Die Bundeskanzlerin wird gleichwohl die europäische Karte spielen müssen, weil viele Rüstungslieferungen an Saudi-Arabien in Kooperation mit französischen und britischen Waffenherstellern erfolgen. Solche Kooperationen sind der deutschen Rechtssphäre ebenso entzogen wie die durch Heckler&Koch lizensierte Produktion von Gewehren in Produktionsstätten außerhalb Deutschlands. Der Haupthebel liegt natürlich in den USA. Die europäischen Antworten auf den Fall Khashoggi müssen aber wenigstens so eindeutig ausfallen, dass sich die kritischen Kräfte im US-Senat gestärkt fühlen.
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