Auch unter neuer Führung hat die belgische Atomaufsicht (Fanc) offenbar versucht, Informationen über Zwischenfälle im Pannenreaktor Tihange bei Lüttich unter Verschluss zu halten. Das berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf interne Mails und Listen der Behörde.
Demnach habe die Fanc mehr als 250 Zwischenfälle in den Pannenreaktoren Tihange und Doel im Zeitraum von 2012 bis 2017 zunächst nicht veröffentlicht. Darunter sei auch eine auffällige Häufung von Kontaminationen von Mitarbeitern im Reaktorblock 2 des Atomkraftwerkes Tihange gewesen, so das Nachrichtenmagazin weiter. Laut der Liste wurden in dem Zeitraum insgesamt elf Mitarbeiter radioaktiver Strahlung ausgesetzt. Die Fanc versicherte, dass die Vorkommnisse nicht sicherheitsrelevant gewesen seien und die zulässigen Grenzwerte nicht überschritten wurden.
Auch sonst habe man sich an alle Vorschriften gehalten. Deutsche Experten wie die grüne Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl kritisieren hingegen, dass die Fanc auch unter Leitung ihres im Mai neu angetretenen Chefs eine "gefährliche Verschleierungspolitik" betreibe. So wurden zu den Kontaminationen offenbar nicht einmal detaillierte Informationen beim Betreiber des Kernkraftwerkes abgefragt um einer möglichen Ursache auf den Grund zu gehen.