Berlin (ots) - Auf Baustellen geht so einiges schief. Die Erfahrung machen nahezu alle privaten Häuslebauer, und Berichte des Bauherren-Schutzbundes belegen eindrucksvoll, dass der Qualitätsschwund bei den Bauausführungen in Deutschland seit einigen Jahren rapide zunimmt. Dass es nicht besser läuft, wenn die öffentliche Hand als Bauherr auftritt, ist den Berlinern spätestens seit dem Flughafendesaster BER in Schönefeld schmerzlich bewusst. Der Airport, der vor sechs Jahren eröffnet werden sollte, kostet die Steuerzahler statt der ursprünglich berechneten zwei Milliarden nun mehr als sieben Milliarden Euro. Und ob es bei dem avisierten Eröffnungstermin im Oktober 2020 bleibt, ist offen.
Insofern lassen die Nachrichten von einer anderen Großbaustelle in Berlin die leiderprobten Berliner aufhorchen: Der Erweiterungsbau des Bundestages im Regierungsviertel an der Spree hat so gravierende Mängel, dass ein Abriss ernsthaft zur Debatte steht. Das im Rohbau fertige Gebäude, das übrigens wie der BER 2012 in Betrieb gehen sollte, hat Risse in der Bodenplatte, durch die Wasser eindringt. Gutachten haben noch immer nicht klären können, ob sich der Schaden beheben lässt. Die Abrissbirne allein ist jedoch keine Lösung des generellen Qualitätsproblems auf den Bundesbaustellen. Von den 300 Projekten liegen mehr als 40 Prozent nicht annähernd im ursprünglichen Zeit- und Kostenrahmen, hat jüngst eine Untersuchung der Bau- und Raumkommission des Bundestages ergeben. Ein Großteil dieser Bauvorhaben liegt in der Hauptstadt. Wenn das zuständige Bundesamt nicht endlich so strukturiert und ausgestattet wird, dass es seine Kontrollfunktionen auch tatsächlich wahrnehmen kann, werden weitere Katastrophenmeldungen nicht ausbleiben. Die Vorschläge der Reformkommission liegen längst auf dem Tisch. Sie müssen endlich umgesetzt werden.
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