Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die in Deutschland tätigen Auslandsbanken befürchten, dass es zu einem ungeordneten EU-Austritt Großbritanniens kommt. Der Vorstandsvorsitzende des Verbands der Auslandsbanken in Deutschland (VAB), Stefan Winter, sagte bei der Jahrespressekonferenz in Frankfurt: "Die viele Verwirrungen der vergangen Wochen lassen gegenwärtig wenig Raum für Zuversicht." Laut Winter hat der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens die Institute bereits jetzt einiges Geld gekostet.
"Sie können davon ausgehen, dass bei den größeren Instituten zweistellige Millionensummen für den Brexit aufgwendet wurden", sagte er. Zudem wollten die Mitgliedsinstitute in den nächsten Monaten bis zu 5.000 neue Stellen schaffen, und die aggregierte Bilanzsumme werde sich perspektivisch auf rund 900 Milliarden Euro verdoppeln.
Als bedauerlich bezeichnete Winter es, dass sich die europäischen Gesetzgeber bei der Schaffung von Übergangsregelungen auf den Derivate-Bereich konzentrierten und viele andere Bereiche des Bankengeschäfts und der Finanzdienstleistungen aussparten. "Jeder Mitgliedsstaat hat hier nun nationale Maßnahmen angekündigt, so entsteht ein Flickenteppich in der EU-27, der dem Binnenmarktgedanken fremd und auch dem Aufbau der notwendigen Kapitalmarktunion nicht sachdienlich ist", sagte Winter.
Der VAB forderte die europäische Politik zudem auf, die Beschränkungen des freien Kapital- und Liquiditätsverkehrs aufzuheben. "Nach den Wahlen zum Europaparlament müssen die EU-Institutionen erhebliche Anstrengungen unternehmen, um einen starken Kapitalmarkt zu schaffen, der es den Marktteilnehmern in der EU-27 künftig ermöglicht, ihre Liquidität und ihr Eigenkapital möglichst effizient zu allokieren und weitere Kosten zu vermeiden", sagte die stellvertretende Vorsitzende des VAB, Silvia Schmitten-Walgenbach.
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April 03, 2019 04:31 ET (08:31 GMT)
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