NEW YORK (Dow Jones)--Nach den heftigen Verlusten der vergangenen beiden Tage haben sich die Aktienkurse in den USA am Mittwoch stabilisiert oder sogar etwas erholt. Händler sprachen von Gelegenheitskäufen, nachdem die Aktienmärkte den schlechtesten Start in eine Thanksgiving-Woche seit 45 Jahren verzeichnet hätten. Etwas Unterstützung kam von steigenden Ölpreisen, nachdem diese am Vortag eingebrochen waren. Enttäuschende Konjunkturdaten schreckten die Anleger hingegen nicht.
Der Dow-Jones-Index schloss kaum verändert bei 24.465 Punkten, S&P-500 und Nasdaq-Composite kletterten um 0,3 bzw. 0,9 Prozent. Anfangs hatten die Indizes deutlicher zugelegt, doch kurz vor der feiertagsbedingten Handelspause am Donnerstag verließ die Anleger der Mut. Das Umsatzvolumen sank auf 775 (Dienstag: 993) Millionen Aktien. Dabei wurden 2.202 Kursgewinner und 777 -verlierer gesehen. Unverändert gingen 76 Titel aus dem Handel. Stärkster Sektor waren im Zuge der Ölpreiserholung Energiewerte mit Kursgewinnen von durchschnittlich 1,8 Prozent. Verkauft wurden dagegen vor allem Aktien von Versorgern und Anbieter von Konsumgütern des täglichen Bedarfs. Der Dow wurde dabei besonders von Johnson & Johnson sowie Coca-Cola belastet, die 3,0 und 1,3 Prozent abgaben.
Die Themen, die den Aktienmarkt an den vergangenen Tagen auf Talfahrt geschickt hatten - die möglicherweise zu hohe Bewertung von Technologie- und Internetaktien, Konjunkturskepsis, Zweifel an der Zinspolitik der Fed und der Handelskrieg der USA mit China -, traten vorerst in den Hintergrund. Nach Meinung von Kevin Divney, Portfoliomanager bei Russel Investments, haben diese Belastungsfaktoren keinen "systemischen" Charakter. Divney zeigte sich optimistisch, dass die Anleger die Verluste zum Kauf nutzen werden. Vor allem wenn das Weihnachtsgeschäft gut laufe und der Einzelhandel Umsatzsteigerungen von über 5 Prozent melde, dürften die Investoren wieder Vertrauen fassen, prognostizierte er.
Inoffizieller Auftakt des Weihnachtsgeschäfts ist der Freitag dieser Woche, der sogenannte Black Friday, an dem der Einzelhandel mit zahlreichen Rabatten lockt. An diesem Tag findet in den USA nur ein verkürzter Börsenhandel statt. Am morgigen Donnerstag bleiben die US-Finanzmärkte wegen des Feiertags Thanksgiving ganz geschlossen.
Dass die Marktbullen bei ihrer Einschätzung der Konjunkturentwicklung womöglich zu optimistisch liegen, zeigten die Aufträge für langlebige Güter. Die Bestellungen sind im Oktober aufgrund der Schwäche in der volatilen Flugzeugkategorie kräftig gesunken und schwächer als vorhergesagt ausgefallen. Daneben hat sich die Stimmung der US-Verbraucher im November überraschend deutlich eingetrübt. Die US-Verbraucher spielen eine Schlüsselrolle für die US-Wirtschaft, weil rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts vom Privatkonsum abhängen. Auch die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten überzeugten nicht, denn in der Woche zum 17. November sind mehr Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe gestellt worden. Volkswirte hatten einen Rückgang prognostiziert. Allerdings herrscht in den USA praktisch Vollbeschäftigung, so dass der Anstieg der Erstanträge kaum ins Gewicht fällt. Etwas höher als erwartet fielen derweil der Index der Frühindikatoren und die Verkäufe bestehender Häuser aus. Letztere milderten Befürchtungen, dass die gestiegenen Hypothekenzinsen den Immobilienmarkt schwächen könnten, worauf andere Daten aus der Branche in den vergangenen Tagen hingedeutet hatten.
Handelskonflikt bleibt entscheidende Größe
Doch den entscheidenden Impuls für den mittelfristigen Fortgang an der Börse wird nach Meinung von Händlern der chinesisch-amerikanische Handelsstreit liefern. Hier setzen viele Akteure auf das direkte Aufeinandertreffen von US-Präsident Donald Trump und Chinas Machthaber Xi Jinping Ende November beim G20-Gipfel in Buenos Aires. Allerdings hatte das Apec-Wirtschaftsforum jüngst entsprechenden Hoffnungen einen klaren Dämpfer verpasst.
Unter den Einzelaktien stiegen Deere um 2,4 Prozent. Der Landmaschinenhersteller enttäuschte zwar mit schwachen Geschäftszahlen unter Markterwartung, stellte aber Besserung in Aussicht. Zudem überzeugte die Baumaschinensparte. Im Sog von Deere rückten Caterpillar um 1,3 Prozent vor.
Foot Locker schnellten um fast 15 Prozent nach oben. Die Geschäftszahlen der Sporthandelskette für das dritte Quartal übertrafen die Gewinnerwartungen. Das Schuhgeschäft verzeichnete nach sechsmaligem Rückgang ein Umsatzwachstum. Foot Locker profitierte dabei von der Zusammenarbeit mit Nike. Nike gewannen 1,8 Prozent.
Autodesk legten um 9,8 Prozent zu, nachdem das Software-Unternehmen Drittquartalszahlen und Ausblick über den Marktprognosen vorgelegt hatte. Gap zogen um 4,7 Prozent an. Der Bekleidungseinzelhändler übertraf mit seinen Quartalszahlen die Analystenschätzungen knapp.
Broadcom gewannen 1,0 Prozent. Hier stützte ein Pressebericht, wonach sich das US-Unternehmen und Volkswagen in einem Patentstreit geeinigt haben.
Nach dem Ölpreisabsturz des Vortages stiegen die Preise nun wieder, wenngleich der Erdölmarkt weiter tief im Bärenmarktmodus verharrt. Die offiziellen Daten des US-Energieministeriums zeugten zwar von einem überraschend kräftigen Aufbau der Rohölvorräte, doch überwog nach dem heftigen Preisrückgang der Erholungsbedarf. Unterstützung kam ferner von Daten des Unternehmens Baker Hughes. Der Ausrüster der Erdölindustrie meldete, dass die Zahl der in Betrieb befindlichen Förderanlagen in den USA in der laufenden Woche um drei zurückgegangen sei. Außerdem richteten sich die Blicke nun wieder auf die Opec-Konferenz im Dezember, sagten Händler. Die Akteure hofften, dass dort Förderkürzungen beschlossen würden. Der Preis für ein Barrel US-Leichtöl der Sorte WTI stieg um 2,3 Prozent auf 54,63 Dollar. Europäisches Referenzöl der Sorte Brent verteuerte sich um 1,5 Prozent auf 63,48 Dollar.
Anleihen nicht gefragt - Gold profitiert von nachgebendem Dollar
Auch die Goldpreise zogen an, die Feinunze verteuerte sich um 0,5 Prozent auf 1.228 Dollar. Das Edelmetall habe zuletzt nicht mehr von seiner Reputation eines vermeintlich sicheren Hafens profitiert und stattdessen ein Eigenleben geführt, hieß es.
Unterstützung für Gold kam vom Devisenmarkt, wo der US-Dollar einen Teil seiner jüngsten Gewinne abgab. Der ICE-Dollarindex sank um 0,2 Prozent. Der Euro stieg von Wechselkursen um 1,1370 Dollar am Vorabend im Tageshoch auf 1,1425 Dollar und notierte im späten US-Handel bei rund 1,1385 Dollar, obwohl die EU ein Defizitverfahren gegen Italien wegen einer zu hohen Neuverschuldung eröffnet hat. Im Handel wiegelte man jedoch ab, denn nichts anderes sei erwartet worden. Hätte die EU nicht reagiert, wäre der Euro wohl unter Druck geraten.
Am US-Rentenmarkt traten die Notierungen im Spannungsfeld aus steigenden Aktienkursen und enttäuschenden Konjunkturdaten mehr oder weniger auf der Stelle. Die Zehnjahresrendite stand im späten Handel kaum verändert bei 3,06 Prozent.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.464,69 0,00 -0,95 -1,03 S&P-500 2.649,93 0,30 8,04 -0,89 Nasdaq-Comp. 6.972,25 0,92 63,43 1,00 Nasdaq-100 6.575,66 0,75 48,70 2,80 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,82 1,2 2,80 161,4 5 Jahre 2,89 0,7 2,89 96,9 7 Jahre 2,98 0,1 2,97 72,8 10 Jahre 3,06 -0,2 3,06 61,6 30 Jahre 3,31 -0,2 3,32 24,6 DEVISEN zuletzt +/- % Mi, 8:31 Di, 17.35 Uhr % YTD EUR/USD 1,1385 +0,16% 1,1379 1,1394 -5,2% EUR/JPY 128,74 +0,45% 128,62 128,33 -4,8% EUR/CHF 1,1324 +0,09% 1,1339 1,1335 -3,3% EUR/GBP 0,8911 +0,25% 0,8896 0,8894 +0,2% USD/JPY 113,07 +0,30% 112,88 112,60 +0,4% GBP/USD 1,2776 -0,10% 1,2804 1,2812 -5,5% Bitcoin BTC/USD 4.490,12 +2,6% 4.522,42 4.779,03 -67,1% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 54,46 53,43 +1,9% 1,03 -5,7% Brent/ICE 63,30 62,53 +1,2% 0,77 +0,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.225,43 1.221,68 +0,3% +3,75 -5,9% Silber (Spot) 14,49 14,31 +1,2% +0,17 -14,5% Platin (Spot) 846,20 842,00 +0,5% +4,20 -9,0% Kupfer-Future 2,79 2,77 +0,8% +0,02 -16,8% ===
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November 21, 2018 16:12 ET (21:12 GMT)
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