Berlin (ots) - Kurzform: Die Koalition muss unbedingt ihren Kurs ändern und auch U-Bahnlinien verlängern. Die größte künftige Hightech-Zone samt neuem Stadtteil auf dem Tegeler Flughafengelände ohne U-Bahn erschließen zu wollen, mutet angesichts der zu erwartenden Milliardeninvestitionen dort geradezu kleingeistig an. Jeder Schienenweg, der Schönefeld und den künftigen Flughafen näher an die Stadt heranbringt, ist hilfreich. Die Politik muss beim öffentlichen Nahverkehr groß denken, wenn Berlin im Konzert der Weltmetropolen mithalten möchte. Wenn ein klares Ziel verfolgt wird, sind die Menschen auch bereit, ein paar Jahre auf neue S- und U-Bahnwagen, Tramlinien, Radspuren oder Pendlerzüge zu warten. Von heute auf morgen sind die Engpässe nicht zu beseitigen. Aber mehr Tempo ist dringend geboten.
Der vollständige Leitartikel: Berlin hat in den Zeiten knapper Kassen zu lange zu wenig getan, um sich auf die neuen Zeiten vorzubereiten. Zu wenige Wohnungen gebaut, die Brücken nicht ordentlich instand gehalten, kaum Mitarbeiter in den Behörden eingestellt, nicht genügend Schulen saniert. Und es wurde eben auch versäumt, die Lebensadern der Stadt ausreichend zu verstärken für das Wachstum, das die Stadt seit fast 15 Jahren erlebt. Die Lebensadern einer jeden Stadt sind ihre Verkehrslinien. Die Bürger müssen sich bewegen können, zuverlässig, schnell und einigermaßen preiswert. Anders kann eine Metropole nicht funktionieren. Lange Zeit spielte Verkehr in der politischen Debatte eine eher untergeordnete Rolle. Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit sorgten für viel Platz auf den großzügig dimensionierten Straßen. Gratis-Parkplätze fand man fast überall. Staus bildeten sich in den Nachwende-Jahren allenfalls dort, wo Ost und West, Stadt und Umland, zunächst nur provisorisch verbunden worden waren. Der öffentliche Nahverkehr war ohnehin spitze dank der weisen Voraussicht der Vorväter. Das ganze System wirkte lange irgendwie überdimensioniert für die stagnierende Bevölkerung. Deshalb war es auch komfortabel, von selbst eingebrockten Zusammenbrüchen wie der S-Bahnkrise von 2009 mal abgesehen. Aber die ruhigen Zeiten sind vorbei. Berlin wächst, immer mehr Menschen pendeln zwischen Umland und Stadt. Mehr Verkehr, Staus, volle Bahnen, verspätete Busse: Wer in der Stadt unterwegs ist, spürt die Veränderung am eigenen Leib. Und trotz der breiten Straßen greift die Erkenntnis Raum, dass das individuelle Auto nicht die Lösung der Verkehrsprobleme sein kann. Umzusteuern ist überfällig. Mit dem Segen einer Mehrheit der Bürger schafft Rot-Rot-Grün mehr Platz für Radfahrer, ordert für Milliarden von Euro neue Wagen für S- und U-Bahn, plant neue Tramlinien. Man denkt endlich ernsthaft darüber nach, die Stadt enger über Schienen mit ihren boomenden Umlandgemeinden zu verbinden. All das ist lebensnotwendig, wenn die Region sich weiter positiv entwickeln soll. Das Angebot muss so attraktiv werden, dass noch mehr Autofahrer als bisher schon ihren Wagen stehen lassen oder gleich auf ein privates Kraftfahrzeug verzichten. Das tun bereits heute die allermeisten Berliner. Nur 29 Prozent gaben im Berlin Trend an, überwiegend Auto zu fahren. Die rot-rot-grüne Koalition muss beim Verkehr richtig Gas oder besser Strom geben. Spandau braucht dringend Straßenbahnen, um den Bau Tausender Wohnungen zu ermöglichen. Nach Cottbus oder Falkensee müssen die Züge viel öfter rollen. Busspuren müssen vom Autoverkehr frei gehalten werden, gerne mit Absperrungen, wie sie anderswo normal sind. Dass die BVG ab 2020 deutlich mehr Geld benötigt, sollte unstrittig sein. Die Koalition muss aber unbedingt ihren Kurs ändern und auch U-Bahnlinien verlängern. Die größte künftige Hightech-Zone samt neuem Stadtteil auf dem Tegeler Flughafengelände ohne U-Bahn erschließen zu wollen, mutet angesichts der zu erwartenden Milliardeninvestitionen dort geradezu kleingeistig an. Jeder Schienenweg, der Schönefeld und den künftigen Flughafen näher an die Stadt heranbringt, ist hilfreich. Die Politik muss beim öffentlichen Nahverkehr groß denken, wenn Berlin im Konzert der Weltmetropolen mithalten möchte. Wenn ein klares Ziel verfolgt wird, sind die Menschen auch bereit, ein paar Jahre auf neue S- und U-Bahnwagen, Tramlinien, Radspuren oder Pendlerzüge zu warten. Von heute auf morgen sind die Engpässe nicht zu beseitigen. Aber mehr Tempo ist dringend geboten.
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Der vollständige Leitartikel: Berlin hat in den Zeiten knapper Kassen zu lange zu wenig getan, um sich auf die neuen Zeiten vorzubereiten. Zu wenige Wohnungen gebaut, die Brücken nicht ordentlich instand gehalten, kaum Mitarbeiter in den Behörden eingestellt, nicht genügend Schulen saniert. Und es wurde eben auch versäumt, die Lebensadern der Stadt ausreichend zu verstärken für das Wachstum, das die Stadt seit fast 15 Jahren erlebt. Die Lebensadern einer jeden Stadt sind ihre Verkehrslinien. Die Bürger müssen sich bewegen können, zuverlässig, schnell und einigermaßen preiswert. Anders kann eine Metropole nicht funktionieren. Lange Zeit spielte Verkehr in der politischen Debatte eine eher untergeordnete Rolle. Wirtschaftskrise und hohe Arbeitslosigkeit sorgten für viel Platz auf den großzügig dimensionierten Straßen. Gratis-Parkplätze fand man fast überall. Staus bildeten sich in den Nachwende-Jahren allenfalls dort, wo Ost und West, Stadt und Umland, zunächst nur provisorisch verbunden worden waren. Der öffentliche Nahverkehr war ohnehin spitze dank der weisen Voraussicht der Vorväter. Das ganze System wirkte lange irgendwie überdimensioniert für die stagnierende Bevölkerung. Deshalb war es auch komfortabel, von selbst eingebrockten Zusammenbrüchen wie der S-Bahnkrise von 2009 mal abgesehen. Aber die ruhigen Zeiten sind vorbei. Berlin wächst, immer mehr Menschen pendeln zwischen Umland und Stadt. Mehr Verkehr, Staus, volle Bahnen, verspätete Busse: Wer in der Stadt unterwegs ist, spürt die Veränderung am eigenen Leib. Und trotz der breiten Straßen greift die Erkenntnis Raum, dass das individuelle Auto nicht die Lösung der Verkehrsprobleme sein kann. Umzusteuern ist überfällig. Mit dem Segen einer Mehrheit der Bürger schafft Rot-Rot-Grün mehr Platz für Radfahrer, ordert für Milliarden von Euro neue Wagen für S- und U-Bahn, plant neue Tramlinien. Man denkt endlich ernsthaft darüber nach, die Stadt enger über Schienen mit ihren boomenden Umlandgemeinden zu verbinden. All das ist lebensnotwendig, wenn die Region sich weiter positiv entwickeln soll. Das Angebot muss so attraktiv werden, dass noch mehr Autofahrer als bisher schon ihren Wagen stehen lassen oder gleich auf ein privates Kraftfahrzeug verzichten. Das tun bereits heute die allermeisten Berliner. Nur 29 Prozent gaben im Berlin Trend an, überwiegend Auto zu fahren. Die rot-rot-grüne Koalition muss beim Verkehr richtig Gas oder besser Strom geben. Spandau braucht dringend Straßenbahnen, um den Bau Tausender Wohnungen zu ermöglichen. Nach Cottbus oder Falkensee müssen die Züge viel öfter rollen. Busspuren müssen vom Autoverkehr frei gehalten werden, gerne mit Absperrungen, wie sie anderswo normal sind. Dass die BVG ab 2020 deutlich mehr Geld benötigt, sollte unstrittig sein. Die Koalition muss aber unbedingt ihren Kurs ändern und auch U-Bahnlinien verlängern. Die größte künftige Hightech-Zone samt neuem Stadtteil auf dem Tegeler Flughafengelände ohne U-Bahn erschließen zu wollen, mutet angesichts der zu erwartenden Milliardeninvestitionen dort geradezu kleingeistig an. Jeder Schienenweg, der Schönefeld und den künftigen Flughafen näher an die Stadt heranbringt, ist hilfreich. Die Politik muss beim öffentlichen Nahverkehr groß denken, wenn Berlin im Konzert der Weltmetropolen mithalten möchte. Wenn ein klares Ziel verfolgt wird, sind die Menschen auch bereit, ein paar Jahre auf neue S- und U-Bahnwagen, Tramlinien, Radspuren oder Pendlerzüge zu warten. Von heute auf morgen sind die Engpässe nicht zu beseitigen. Aber mehr Tempo ist dringend geboten.
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