Hamburg (ots) -
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Das jahrzehntelang verschollene Ölbild "Sonnenblumen" des Expressionisten Emil Nolde (1867 - 1956) ist wieder da. 1979 war das Gemälde des Malers aus Seebüll (Schleswig-Holstein) aus einem verschlossenen Raum im Hamburger NDR Funkhaus gestohlen worden. Der Kriminalpolizei gelang es nicht, den Diebstahl aufzuklären. Das Bild, das der NDR-Vorläufer Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) im Jahr 1950 gekauft hatte, blieb bis zum Mai 2017 verschwunden. Dann trat eine Berliner Witwe über eine Anwältin an den NDR heran: Die Frau sei im Besitz des 1926 entstandenen Nolde-Werks, das kunsthistorisch als bedeutsam gilt.
Bis der NDR das Bild wieder in Besitz nehmen konnte, waren noch Hürden zu nehmen: Nach geltender Rechtslage erlischt der Anspruch des ursprünglichen Eigentümers auf Herausgabe nach zehn Jahren, sofern der aktuelle Besitzer gutgläubig ist. Daher, so die juristische Einschätzung, konnte der NDR nur durch einen Rückkauf wieder an das Bild kommen. Nachdem Echtheitsprüfungen positiv ausgefallen waren, erklärte sich der NDR deshalb zur Zahlung eines "Finderlohns" von 20.000 Euro bereit. Daraufhin erhielt der Sender die "Sonnenblumen" nach fast 40 Jahren wieder zurück.
NDR Intendant Lutz Marmor: "Mit Noldes 'Sonnenblumen' verbindet den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten wir an einem Ausstellungskonzept für die 'Sonnenblumen' in allen vier NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum Hannover, 2020 folgt die Kunsthalle Hamburg. Ein Jahr darauf wird es in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen sein, und für 2022 hat das Staatliche Museum Schwerin zugesagt."
Pate bei den Überlegungen zur Präsentation des 72 mal 90 cm großen Bildes "Sonnenblumen" stand die NDR Kunstausstellung "Weite und Licht". Sie zeigt seit mehr als 20 Jahren an wechselnden Orten überall in Norddeutschland Arbeiten aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Der Wert der Exponate dieser Sammlung reicht nicht annähernd an den der "Sonnenblumen" heran, den Sachverständige von Sotheby's auf einen Betrag zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Euro taxieren. Den Grundstock der Wanderausstellung bildeten Kunstwerke, die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zunächst der NWDR, dann der NDR erworben hatte. Aus diesem Bestand wurde Ende der 90er-Jahre eine Sammlung mit dem Titel "Weite und Licht - Norddeutsche Landschaften" geformt. Der NDR ist der erste Sender, der auf diese Weise seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Bis zum Sonntag, 25. November, war die Ausstellung in Jesteburg (Landkreis Harburg) in der Kunststätte Bossard zu sehen.
Die Verbindung des Senders zu Emil Noldes "Sonnenblumen" ist älter als der NDR selbst. 1950 hatte der NWDR das Gemälde direkt beim Künstler für das Arbeitszimmer von Adolf Grimme, seines ersten Generaldirektors, erworben. Damals kostete das Bild 10.000 D-Mark. Gelegentliche Kunst-Ankäufe waren seinerzeit kein ungewöhnlicher Vorgang: Der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.
Der Diebstahl des Gemäldes "Sonnenblumen" konnte aufgrund der Angaben der Berliner Witwe, in deren Besitz sich das Werk zuletzt befand, zumindest teilweise aufgeklärt werden. Laut ihrer Anwältin, die sich an NDR Justitiar Dr. Michael Kühn gewandt hatte, hätte der Ehemann der Frau die "Sonnenblumen" von einem Freund als Geschenk erhalten. Auf diesen Freund, einen damaligen Produktionsmitarbeiter des NDR, fällt jetzt ein schwerwiegender Verdacht. Der inzwischen verstorbene Mann hatte damals offenbar behauptet, das Bild für "kleines Geld" aus dem Requisitenfundus des NDR erworben zu haben. Das habe das Berliner Ehepaar geglaubt; erst vor kurzem habe die Frau durch eigene Nachforschungen herausgefunden, dass das Bild echt ist.
Zusammen mit dem Ölbild "Sonnenblumen" (Nolde-Werkverzeichnis Nr. 1028) war 1979 ein weiteres seiner Werke gestohlen worden: das kleinere und weniger wertvolle Aquarell "Landschaft mit Bauernhaus", das der NWDR in den 50er-Jahren für 1000 Mark gekauft hatte. Von diesem Bild fehlt nach wie vor jede Spur.
Die spannende Geschichte von Emil Noldes "Sonnenblumen" ist Inhalt einer Fernseh- und einer Hörfunk-Dokumentation. Beide tragen den Titel "Das Geheimnis der Sonnenblumen - Emil Nolde und der NDR". Sie erzählen die Geschichte des Gemäldes von der Entstehung 1926 bis zu seinem überraschenden Wiederauftauchen im vergangenen Jahr, der Rückgabe an den NDR und den Plänen für die Zukunft. Das NDR Fernsehen sendet die Dokumentation als "Kulturjournal extra" am Montag, 26. November, um 22.45 Uhr. Die Dokumentation im Radio auf NDR Kultur ist zu hören am Dienstag. 27. November, um 20.00 Uhr.
OTS: NDR Norddeutscher Rundfunk newsroom: http://www.presseportal.de/nr/6561 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_6561.rss2
Pressekontakt: Norddeutscher Rundfunk Presse und Information Tel.: 040/4156-2300 Mail: presse@ndr.de
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Das jahrzehntelang verschollene Ölbild "Sonnenblumen" des Expressionisten Emil Nolde (1867 - 1956) ist wieder da. 1979 war das Gemälde des Malers aus Seebüll (Schleswig-Holstein) aus einem verschlossenen Raum im Hamburger NDR Funkhaus gestohlen worden. Der Kriminalpolizei gelang es nicht, den Diebstahl aufzuklären. Das Bild, das der NDR-Vorläufer Nordwestdeutscher Rundfunk (NWDR) im Jahr 1950 gekauft hatte, blieb bis zum Mai 2017 verschwunden. Dann trat eine Berliner Witwe über eine Anwältin an den NDR heran: Die Frau sei im Besitz des 1926 entstandenen Nolde-Werks, das kunsthistorisch als bedeutsam gilt.
Bis der NDR das Bild wieder in Besitz nehmen konnte, waren noch Hürden zu nehmen: Nach geltender Rechtslage erlischt der Anspruch des ursprünglichen Eigentümers auf Herausgabe nach zehn Jahren, sofern der aktuelle Besitzer gutgläubig ist. Daher, so die juristische Einschätzung, konnte der NDR nur durch einen Rückkauf wieder an das Bild kommen. Nachdem Echtheitsprüfungen positiv ausgefallen waren, erklärte sich der NDR deshalb zur Zahlung eines "Finderlohns" von 20.000 Euro bereit. Daraufhin erhielt der Sender die "Sonnenblumen" nach fast 40 Jahren wieder zurück.
NDR Intendant Lutz Marmor: "Mit Noldes 'Sonnenblumen' verbindet den NDR eine besondere Geschichte. Deshalb fiel uns die Entscheidung leicht: Wir möchten das Bild allen Menschen in Norddeutschland zugänglich machen. Zusammen mit großen Kunstmuseen im Norden arbeiten wir an einem Ausstellungskonzept für die 'Sonnenblumen' in allen vier NDR Ländern. Den Anfang macht im Frühjahr 2019 das Sprengel Museum Hannover, 2020 folgt die Kunsthalle Hamburg. Ein Jahr darauf wird es in der Kunsthalle zu Kiel zu sehen sein, und für 2022 hat das Staatliche Museum Schwerin zugesagt."
Pate bei den Überlegungen zur Präsentation des 72 mal 90 cm großen Bildes "Sonnenblumen" stand die NDR Kunstausstellung "Weite und Licht". Sie zeigt seit mehr als 20 Jahren an wechselnden Orten überall in Norddeutschland Arbeiten aus der Zeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Der Wert der Exponate dieser Sammlung reicht nicht annähernd an den der "Sonnenblumen" heran, den Sachverständige von Sotheby's auf einen Betrag zwischen 900.000 und 1,2 Millionen Euro taxieren. Den Grundstock der Wanderausstellung bildeten Kunstwerke, die in den ersten Nachkriegsjahrzehnten zunächst der NWDR, dann der NDR erworben hatte. Aus diesem Bestand wurde Ende der 90er-Jahre eine Sammlung mit dem Titel "Weite und Licht - Norddeutsche Landschaften" geformt. Der NDR ist der erste Sender, der auf diese Weise seinen Kunstbesitz der Öffentlichkeit zugänglich gemacht hat. Bis zum Sonntag, 25. November, war die Ausstellung in Jesteburg (Landkreis Harburg) in der Kunststätte Bossard zu sehen.
Die Verbindung des Senders zu Emil Noldes "Sonnenblumen" ist älter als der NDR selbst. 1950 hatte der NWDR das Gemälde direkt beim Künstler für das Arbeitszimmer von Adolf Grimme, seines ersten Generaldirektors, erworben. Damals kostete das Bild 10.000 D-Mark. Gelegentliche Kunst-Ankäufe waren seinerzeit kein ungewöhnlicher Vorgang: Der Rundfunk war wie andere öffentliche Institutionen verpflichtet, auch die bildende Kunst zu unterstützen.
Der Diebstahl des Gemäldes "Sonnenblumen" konnte aufgrund der Angaben der Berliner Witwe, in deren Besitz sich das Werk zuletzt befand, zumindest teilweise aufgeklärt werden. Laut ihrer Anwältin, die sich an NDR Justitiar Dr. Michael Kühn gewandt hatte, hätte der Ehemann der Frau die "Sonnenblumen" von einem Freund als Geschenk erhalten. Auf diesen Freund, einen damaligen Produktionsmitarbeiter des NDR, fällt jetzt ein schwerwiegender Verdacht. Der inzwischen verstorbene Mann hatte damals offenbar behauptet, das Bild für "kleines Geld" aus dem Requisitenfundus des NDR erworben zu haben. Das habe das Berliner Ehepaar geglaubt; erst vor kurzem habe die Frau durch eigene Nachforschungen herausgefunden, dass das Bild echt ist.
Zusammen mit dem Ölbild "Sonnenblumen" (Nolde-Werkverzeichnis Nr. 1028) war 1979 ein weiteres seiner Werke gestohlen worden: das kleinere und weniger wertvolle Aquarell "Landschaft mit Bauernhaus", das der NWDR in den 50er-Jahren für 1000 Mark gekauft hatte. Von diesem Bild fehlt nach wie vor jede Spur.
Die spannende Geschichte von Emil Noldes "Sonnenblumen" ist Inhalt einer Fernseh- und einer Hörfunk-Dokumentation. Beide tragen den Titel "Das Geheimnis der Sonnenblumen - Emil Nolde und der NDR". Sie erzählen die Geschichte des Gemäldes von der Entstehung 1926 bis zu seinem überraschenden Wiederauftauchen im vergangenen Jahr, der Rückgabe an den NDR und den Plänen für die Zukunft. Das NDR Fernsehen sendet die Dokumentation als "Kulturjournal extra" am Montag, 26. November, um 22.45 Uhr. Die Dokumentation im Radio auf NDR Kultur ist zu hören am Dienstag. 27. November, um 20.00 Uhr.
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