Der CDU-Fraktionschef im baden-württembergischen Landtag, Wolfgang Reinhart, spricht von Parteiaustritten unmittelbar nach dem Hamburger Parteitag, auf dem Annegret Kramp-Karrenbauer zur neuen Vorsitzenden gewählt wurde. "In Baden-Württemberg haben sich in den letzten Wochen viele Kreisverbände Friedrich Merz als neuen Parteichef gewünscht. Jetzt ist dort natürlich Frustration spürbar", sagte Reinhart sagte der "Heilbronner Stimme".
"Ich höre heute sogar von Parteiaustritten, weil es Merz nicht geschafft hat. Die Sorge vieler Christdemokraten an der Basis ist doch, dass uns der politische Kurs in Berlin fehlt, um die Erosion an den Rändern zu stoppen." Bei aller Enttäuschung, dass es Friedrich Merz nicht geschafft habe, sei "diese demokratische Entscheidung der Delegierten zu akzeptieren".
Die Unterstützer von Merz dürften nicht als Verlierer zurückgelassen werden. Reinhart: "Ein Prozess wie wir ihn mit den Regionalkonferenzen und der Bewerbung von drei Kandidaten hatten, birgt auch Risiken. Es gibt am Ende viele Enttäuschte. Deshalb darf man die Unterstützer von Merz und auch die von Spahn nicht als Verlierer zurücklassen. Ich bin gespannt, wie die neue Parteichefin diese Aufgabe lösen wird."
Als Erwartungen an die neue Parteichefin formulierte er: "Jetzt geht es darum, dass wir die fast 49 Prozent einbinden, dass wir alle Lager mitnehmen und zusammenführen. Das wird Aufgabe der neuen Parteichefin sein. Sie muss die Partei auch breiter aufstellen, die christlichen, liberalen, sozialen und konservativen Flügel dürfen nicht vernachlässigt werden. Die Gefahr ist, dass wir die Ränder verlieren, wenn wir nicht handeln. Einen Prozess der Erneuerung zu führen bedeutet, die zum Teil verlorene bürgerliche Mitte zurückzugewinnen. Es richten sich also hohe Erwartungen an die neue Parteichefin."
Reinhart sagte zur Debattenkultur in der Partei: "Für die Zukunft muss gelten: Wir dürfen in der CDU nie mehr alternativlos diskutieren."