Von Thomas Rossmann
NEW YORK (Dow Jones)--Zunehmende Sorgen um das weltweite Konjunkturwachstum haben an der Wall Street zum Wochenausklang für ein kräftiges Minus gesorgt. Mit schwachen Daten aus China seien bei den Investoren "alle Alarmglocken" angegangen, sagte ein Marktteilnehmer. Dort stieg die Industrieproduktion im November gegenüber dem Vorjahr zwar um 5,4 Prozent, erwartet worden war allerdings ein Plus von 5,9 Prozent. Es war zugleich das schwächste Wachstum seit Anfang 2016. Aus Europa kamen zudem schwache Einkaufsmanagerindizes.
Dazu kam das deutliche Minus bei Johnson & Johnson, die um 10 Prozent einbrachen und rund 100 Punkte zum Abschlag des Dow-Jones-Index beitrugen. Es war der höchste Tagesverlust der Aktie seit März 2000. Der Auslöser war eine Reuters-Meldung, wonach aus internen Dokumenten hervorgeht, dass sich in Puder-Produkten des Konzerns zeitweise krebserregende Asbest-Stoffe befunden haben könnten und Johnson & Johnson diese Information gegenüber der Börsenaufsicht und der Öffentlichkeit zurückgehalten habe.
"Jede Behauptung, dass Johnson & Johnson Informationen über die Sicherheit des Puders kannte oder aber verheimlichte, ist falsch", so Ernie Knewitz, stellvertretender Leiter der Global Media Relations des Konzerns in einem Antwortschreiben. Der Bericht ignoriere zudem, dass es tausende Tests durch die Regulierungsbehörden gegeben habe, welche die Produkte als asbestfrei bezeichneten, so das Unternehmen weiter.
Der Dow-Jones-Index reduzierte sich um 2,0 Prozent auf 24.101 Punkte und schloss damit nur knapp über seinem Tagestief bei 24.033 Punkten. Der Index liegt damit nun im Korrekturmodus, denn er hat von seinem Hoch am 3. Oktober mehr als 10 Prozent verloren. Erstmals seit März befinden sich damit alle drei Indizes im Korrekturmodus. Der S&P-500 büßte 1,9 Prozent auf 2.600 Punkte ein. Der Nasdaq-Composite schloss mit einem Abschlag von 2,3 Prozent bei 6.911 Punkten. Umgesetzt wurden 980 (Donnerstag: 908) Millionen Aktien an der NYSE. Auf 670 (1.068) Kursgewinner kamen dabei 2.325 (1.911) -verlierer, unverändert schlossen 73 (97) Titel.
Auch Konjunkturdaten aus Europa enttäuschen - US-Daten gemischt
Aus Europa kamen schwache Einkaufsmanagerindizes. Der Index aus Deutschland blieb unter den Erwartungen, der französische Index hat sogar erstmals seit zweieinhalb Jahren ein Schrumpfen der Geschäftsaktivität ausgewiesen. Dazu kamen die unerfreulichen politischen Themen aus Europa wie Brexit, Gelbwesten-Proteste in Frankreich und Italien-Haushalt, die auch von den US-Investoren nicht ignoriert werden. Und weiter schwelt auch der Handelsstreit zwischen den USA und China.
Die US-Konjunkturdaten des Tages gaben ein gemischtes Bild ab. So fielen der Einzelhandelsumsatz und die Industrieproduktion stärker aus als erwartet. Dagegen hat sich das Wachstum in der US-Wirtschaft im Dezember verlangsamt. Der von IHS Markit erhobene Sammelindex für die Produktion in der Privatwirtschaft - Industrie und Dienstleister zusammen - fiel auf 53,6 von 54,7 Punkten im Vormonat. "Die erste Meldung zu den Einkäuferindizes deutet darauf hin, dass die US-Wirtschaft das Jahr etwas schwächer beendet", so IHS-Markit-Chefökonom Chris Williamson. "Im Dezember dürfte sich das Wachstum mit 2,0 Prozent auf den niedrigsten Wert seit anderthalb Jahren abgeschwächt haben."
Euro fällt zurück - Ölpreise unter Druck
Der Euro geriet mit den schwachen Konjunkturdaten aus Europa unter Druck und rutschte unter die wichtige Unterstützungsmarke von 1,13 Dollar. Diese konnte schließlich aber wieder zurückerobert werden. Im späten US-Handel notierte die Gemeinschaftswährung bei 1,1301 Dollar, nach einem Tagestief bei 1,1269 Dollar. Das Pfund Sterling blieb ebenfalls angesichts der ungelösten Probleme rund um den Brexit schwach. Es fiel auf 1,2582 Dollar nach einem Stand von 1,2657 Dollar am späten Donnerstag.
Die Ölpreise gerieten unter deutlichen Abgabedruck. Teilnehmer verwiesen auf die wieder gestiegenen globalen Konjunktursorgen nach den schwachen Daten aus China und Europa. Dazu kam der festere Dollar. Auch habe mit den deutlichen Abgaben am Aktienmarkt ein allgemeiner "Risk-Off"-Modus geherrscht. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI verlor zum US-Settlement 2,6 Prozent auf 51,20 je Barrel, Brent fiel um 1,9 Prozent auf 60,28 Dollar.
Der Goldpreis gab zum US-Settlement um 0,5 Prozent nach auf 1.241 Dollar je Feinunze. Auch hier wurde auf den festeren Dollar verwiesen. Zudem seien die Blicke bereits auf die Sitzung der US-Notenbank in der kommenden Woche gerichtet, bei der mehrheitlich mit der vierten Erhöhung in diesem Jahr gerechnet wird. Darüberhinaus werde vor allem auf Aussagen zum weiteren Zinspfad der Fed geschaut, hieß es. "Vor der Fed-Sitzung dürfte sich der Goldpreis in einer Spanne zwischen 1.200 und 1.250 Dollar bewegen", sagte Jeff Wright, Executive Vice President von GoldMining.
Die US-Anleihen waren angesichts der wieder gestiegenen Risikofurcht gesucht. Hier trieben vor allem die schwachen China-Daten den Investoren wieder stärkere Sorgenfalten bezüglich der globalen Konjunktur auf die Stirn. Dazu gesellte sich die anhaltende Unsicherheit in Bezug auf die Verhandlungen zwischen den USA und China zur Beilegung des Handelsstreits - trotz zuletzt eher positiver Nachrichten. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 1,9 Basispunkte auf 2,89 Prozent.
Adobe nach Quartalszahlen schwach
Vor allem die Aktien von Unternehmen mit einem starken China-Bezug standen unter Abgabedruck. Für die Apple-Aktie ging es um 3,2 Prozent abwärts, Boeing fielen um 2,1 Prozent.
Der Softwarehersteller Adobe verfehlte in seinem vierten Quartal beim Gewinn die Erwartungen, übertraf sie dagegen beim Umsatz. Mit seinem Ausblick auf das laufende und das Gesamtjahr blieb Adobe grob im Rahmen der kursierenden Prognosen. Die Aktie verlor 7,3 Prozent.
Goldman Sachs äußerte sich skeptisch zu Walgreens Boots Alliance und senkte die Aktie auf "Sell" von zuvor "Neutral". Die Schwäche im Apotheken-Einzelhandel habe sich intensiviert, was das Unternehmen dazu veranlasse, sich schnell nach anderen Wachstumsmöglichkeiten umzuschauen. Die Analyse zeige allerdings, dass diese neuen Initiativen - darunter die Suche nach neuen Partnern - kaum ausreichend Wachstum generieren werden, um den schwächeren Trend auszugleichen. Die Titel der Apothekenkette fielen um 4,3 Prozent.
Die Belmond-Aktie sprang um 39,8 Prozent auf 24,68 Dollar nach oben. LVMH kauft die Luxushotelkette für 2,6 Milliarden Dollar oder 25 Dollar je Aktie.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 24.100,51 -2,02 -496,87 -2,50 S&P-500 2.599,95 -1,91 -50,59 -2,76 Nasdaq-Comp. 6.910,67 -2,26 -159,67 0,11 Nasdaq-100 6.594,96 -2,56 -173,01 3,10 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,74 -1,3 2,75 153,9 5 Jahre 2,74 -1,6 2,75 81,1 7 Jahre 2,81 -1,7 2,83 56,5 10 Jahre 2,89 -1,9 2,91 44,9 30 Jahre 3,15 -2,4 3,17 7,8 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 7:53 Uhr Do, 17.27 Uhr % YTD EUR/USD 1,1301 -0,50% 1,1349 1,1354 -5,9% EUR/JPY 128,15 -0,68% 128,89 129,07 -5,3% EUR/CHF 1,1279 -0,10% 1,1291 1,1282 -3,7% EUR/GBP 0,8983 +0,10% 0,9001 0,8985 +1,0% USD/JPY 113,39 -0,18% 113,58 113,69 +0,7% GBP/USD 1,2582 -0,59% 1,2608 1,2637 -6,9% Bitcoin BTC/USD 3.166,75 -3,11% 3.267,83 3.390,38 -78,0% ANLEIHERENDITEN aktuell Vortag YTD absolut Deutschland 2 J. -0,61 -0,58 0,00 Deutschland 10 J. 0,25 0,28 -0,18 Japan 2 Jahre -0,15 -0,15 -0,02 Japan 10 Jahre 0,03 0,05 -0,02 ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 51,07 52,58 -2,9% -1,51 -11,6% Brent/ICE 60,08 61,45 -2,2% -1,37 -4,6% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.238,34 1.241,93 -0,3% -3,60 -5,0% Silber (Spot) 14,58 14,76 -1,2% -0,18 -13,9% Platin (Spot) 787,90 795,50 -1,0% -7,60 -15,2% Kupfer-Future 2,75 2,76 -0,4% -0,01 -17,9% ===
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December 14, 2018 16:23 ET (21:23 GMT)
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