
Moneycab: Herr Lang, Sie haben an der ETH doktoriert und unter anderem zum Thema "Geschäftsstrategien zur Kommerzialisierung von erneuerbaren Energien und sauberen Technologien" geforscht. Wie gut hat Sie Ihre Tätigkeit an der ETH auf die Anforderungen eines Gründers und Geschäftsführer vorbereitet? Welche grössten Lücken mussten Sie "on the job" füllen?
Tillmann Lang: Die ETH war auf jeden Fall eine prägende Station für mich. Dort war ich täglich im Austausch mit weltweiten Top-Experten. Und das nicht nur für Technologie, sondern gerade auch in Bezug darauf, wie man Technologie verwendet, um in der Welt wirklich etwas zu bewegen. Das ist schon eine Stärke der ETH und des Standortes Schweiz. Die Kombination aus technologischer Vorreiterschaft, Nachhaltigkeitsanspruch und unternehmerischem Hunger hat mich sehr beeinflusst.
Zusammen mit meinem Hintergrund als Mathematiker und Informatiker und meiner Erfahrung als Investor und Berater bei McKinsey war das eine optimale Vorbereitung auf die Gründung von Yova als Finanztechnologiefirma, die nachhaltige Geldanlage mainstreamfähig macht. Was ich "on the job" lernen musste: meinem Instinkt zu vertrauen, wenn nicht immer alles 100% analysierbar ist. Die richtige Welt ist eben nicht wie im Labor. Zum Glück haben wir bei Yova ein starkes Netzwerk an Mentoren, Partnern und Unterstützern. Da haben wir für alle Fälle die nötige Expertise parat.
Mit Yova bieten Sie einen hoch automatisierten Vermögensverwaltungsprozess für Leute an, die mit ihrem Geld auch etwas bewirken wollen (Impact Investing). Welches ist Ihr Zielpublikum, für wen sind Ihre Leistungen eher nicht geeignet?
Wir wollten Yova und somit nachhaltiges Investieren von Beginn an für jedermann zugänglich machen. Bei uns brauchen Kundinnen und Kunden weder viel Geld noch viel Know-how. Grundsätzlich ist das Angebot für alle geeignet, die ihr Erspartes anlegen möchten und dabei weder auf gute Erträge noch auf nachhaltiges Engagement verzichten möchten. Und egal ob intakte Natur, faire Arbeitsbedingungen, gleiche Chancen für alle oder nachhaltige Nahrungsproduktion - dass man bei Yova im Einklang mit all seinen persönlichen Werten investieren kann, ist ein Alleinstellungsmerkmal, das unsere Kundinnen und Kunden sehr schätzen.
Ihr Anlageuniversum umfasst rund 1'200 Unternehmen. Nach welchen Kriterien wird diese Auswahl getroffen und wie häufig kontrollieren Sie die Nachhaltigkeits-Qualität dieser Unternehmen und passen das Universum entsprechend an?
Wir bewerten die Unternehmen kontinuierlich auf einer Vielzahl von Dimensionen, um ihre Wirkung auf die Welt zu verstehen. Aktuell arbeiten wir daran, dies mit Hilfe von Machine Learning sogar in Echtzeit zu machen. Dabei screenen wir laufend das Internet nach neuen Artikeln und Daten und lassen diese in unsere Bewertung einfliessen. Dadurch, dass wir auch lokale Daten analysieren, wie zum Beispiel Zeitungsartikel in fremden Sprachen, lässt sich für uns auch die Nachhaltigkeitswirkung von Unternehmen weltweit nachvollziehen.
Yova verrechnet für seine Leistungen auf Jahresbasis 1.5% der angelegten Summe. Welche weiteren Kosten kommen da noch dazu und welche zusätzlichen Einnahmequellen haben Sie?
Es fallen niemals weitere Kosten an. In unserer Gebühr ist alles drin: Kontoführung, Transaktionen, Sparpläne, Stempelsteuer, Reportings, eine ständige Risikooptimierung, zukünftigen Reinvestments. Damit brechen wir mit den Traditionen des Pricings im Finanzwesen - das ist oft nämlich voller versteckter Gebühren und böser Überraschungen. Die gibt es bei uns nicht!
Die Verwaltungsgebühr ist auch unsere einzige Einnahmequelle. Unsere Einnahmen sind also nur dann gut, wenn die Kunden zufrieden sind und sich ihre Vermögen gut entwickeln. Dadurch sind die Interessen unserer Kunden immer an erste Stelle. Das wäre mit Vertriebsgebühren und dergleichen schlicht nicht möglich.
Wie haben Sie bis anhin die Entwicklung von Yova finanziert und wie sehen die Besitzverhältnisse aus?
Wir Gründer haben die Firma mit unseren eigenen Ersparnissen aufgebaut. Aus Überzeugung, dass die Welt nachhaltige Geldanlage mit Wirkung braucht und sucht. Anfangs dieses Jahres haben wir uns dazu entschieden, in einer Finanzierungsrunde zusätzlich Investoren an Bord zu holen, die uns als Team noch deutlich verstärken. Heute arbeiten wir mit Branchengrössen wie zum Beispiel ...
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