Bielefeld (ots) - Weihnachten - das ist immer auch eine Reise in unsere eigene Vergangenheit. Zu keinem anderen Fest werden so viele Kindheitserinnerungen und alte Rituale wach wie zum Heiligen Abend und den sich anschließenden Feiertagen. Kein anderes Fest ist so sehr mit dem Wunsch nach Frieden und Eintracht, nach Zusammenhalt und Freude im Kreis der Familie verbunden. Und zu keinem anderen Fest ist die Gefahr größer, dass diese Erwartungshaltung bitter enttäuscht wird - und dann steht nicht nur der Baum schief...
Weihnachten hat eine ungeheure Kraft. Man muss nicht gläubig sein, um sie zu spüren. Dem Weihnachtsfest zu entfliehen, mag leicht sein - unendlich schwerer aber ist es, sich dem Weihnachtsgefühl zu entziehen. »Gott ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt«: Diese Geschichte ist so unerhört, dass sie unsere Vorstellungskraft sprengt - und wider jede Plausibilität unser Interesse weckt. Was wäre eigentlich, wenn das ganze Jahr Weihnachten wäre? Wenn die Menschen immer zuerst den Menschen im Nächsten sähen? Denn das ist die Botschaft dieser Tage, die weit über Weihnachten hinausreicht und sich an uns alle richtet: Macht es wie Gott und werdet Mensch!
Wenn sich auch an diesem Weihnachten wieder die Menschen in den Kirchenbänken drängeln, die sonst das ganze Jahr über doch ziemlich leer bleiben, so ist das nicht anders als in den Jahren zuvor. Doch für die Kirchen ist es kein Weihnachten wie immer. Vor allem die katholische Kirche steckt angesichts immer neuer Erkenntnisse zum Missbrauchsskandal ist einer tiefen, ja einer existenziellen Krise. Das erschreckende Ausmaß an sexualisierter Gewalt, derer sich Kirchenleute gegenüber Schutzbefohlenen schuldig gemacht haben, macht sprachlos und wütend zugleich. Die Strukturen der Amtskirche haben diese Verbrechen über Jahrzehnte begünstigt, die Kirche hat systematisch Täter geschützt und sich schuldig gemacht. Zu Recht fragen selbst jene, die im Katholizismus verwurzelt sind: Meine Kirche und Glaubwürdigkeit - geht das eigentlich noch zusammen? Und: Was hätte Jesus wohl dazu gesagt? Erzbischof Hans-Josef Becker hat jetzt im großen Interview mit dem WESTFALEN-BLATT unmissverständliche Worte gefunden - und es war allerhöchste Zeit dafür! Doch nun müssen Taten folgen, das Erzbistum Paderborn steht dabei ebenso im Wort wie die Deutsche Bischofskonferenz und der Vatikan. Bis dato hat Papst Franziskus die großen Erwartungen, die nicht nur die Gläubigen weltweit in ihn setzen, nicht erfüllen können.
Die Hoffnung aber bleibt, denn unserer Welt würde etwas fehlen, wenn der christliche Glaube verschwindet. An Weihnachten mag es vielen vornehmlich um Rituale und ein wohliges Gefühl gehen. An allen anderen Tagen des Jahres geht es um sehr viel mehr.
Frohe Weihnachten!
OTS: Westfalen-Blatt newsroom: http://www.presseportal.de/nr/66306 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Westfalen-Blatt Scholz Stephan Telefon: 0521 585-261 st_scholz@westfalen-blatt.de
Weihnachten hat eine ungeheure Kraft. Man muss nicht gläubig sein, um sie zu spüren. Dem Weihnachtsfest zu entfliehen, mag leicht sein - unendlich schwerer aber ist es, sich dem Weihnachtsgefühl zu entziehen. »Gott ist Mensch geworden und hat unter uns gewohnt«: Diese Geschichte ist so unerhört, dass sie unsere Vorstellungskraft sprengt - und wider jede Plausibilität unser Interesse weckt. Was wäre eigentlich, wenn das ganze Jahr Weihnachten wäre? Wenn die Menschen immer zuerst den Menschen im Nächsten sähen? Denn das ist die Botschaft dieser Tage, die weit über Weihnachten hinausreicht und sich an uns alle richtet: Macht es wie Gott und werdet Mensch!
Wenn sich auch an diesem Weihnachten wieder die Menschen in den Kirchenbänken drängeln, die sonst das ganze Jahr über doch ziemlich leer bleiben, so ist das nicht anders als in den Jahren zuvor. Doch für die Kirchen ist es kein Weihnachten wie immer. Vor allem die katholische Kirche steckt angesichts immer neuer Erkenntnisse zum Missbrauchsskandal ist einer tiefen, ja einer existenziellen Krise. Das erschreckende Ausmaß an sexualisierter Gewalt, derer sich Kirchenleute gegenüber Schutzbefohlenen schuldig gemacht haben, macht sprachlos und wütend zugleich. Die Strukturen der Amtskirche haben diese Verbrechen über Jahrzehnte begünstigt, die Kirche hat systematisch Täter geschützt und sich schuldig gemacht. Zu Recht fragen selbst jene, die im Katholizismus verwurzelt sind: Meine Kirche und Glaubwürdigkeit - geht das eigentlich noch zusammen? Und: Was hätte Jesus wohl dazu gesagt? Erzbischof Hans-Josef Becker hat jetzt im großen Interview mit dem WESTFALEN-BLATT unmissverständliche Worte gefunden - und es war allerhöchste Zeit dafür! Doch nun müssen Taten folgen, das Erzbistum Paderborn steht dabei ebenso im Wort wie die Deutsche Bischofskonferenz und der Vatikan. Bis dato hat Papst Franziskus die großen Erwartungen, die nicht nur die Gläubigen weltweit in ihn setzen, nicht erfüllen können.
Die Hoffnung aber bleibt, denn unserer Welt würde etwas fehlen, wenn der christliche Glaube verschwindet. An Weihnachten mag es vielen vornehmlich um Rituale und ein wohliges Gefühl gehen. An allen anderen Tagen des Jahres geht es um sehr viel mehr.
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