NEW YORK (Dow Jones)--Nach der fulminanten Erholungsrally zur Wochenmitte haben am Donnerstag über weite Gewinnmitnahmen das Bild an der Wall Street bestimmt. Die Furcht vor einer Abschwächung der globalen Konjunktur und die politischen Unsicherheiten gewannen zunächst die Oberhand, wie ein Teilnehmer feststellte. In der letzten halben Stunde der Börsensitzung drehte jedoch die Stimmung und die Indizes holten kräftig auf.
Der Dow-Jones-Index notierte zum Handelsschluss 1,1 Prozent höher bei 23.139 Punkten. Zeitweise war der Index um über 600 Punkte abgestürzt, nachdem er am Vortag erstmals in seiner Geschichte mehr als 1.000 Punkte an einem Tag gewonnen. Der S&P-500 und der Nasdaq-Composite stiegen um 0,9 und 0,4 Prozent. Das Umsatzvolumen war mit 1,07 (Mittwoch: 1,06) Milliarden Aktien abermals recht lebhaft für eine verkürzte Handelswoche, die viele Marktteilnehmer zu einem Urlaub nutzen. Auf 1.619 Kursgewinner kamen 1.376 -verlierer. Unverändert schlossen 76 Titel.
Marktteilnehmer taten sich schwer mit einer Erklärung für die Tendenzwende im späten Geschäft und blieben trotz der neuerlichen Kursgewinne skeptisch. Die Börse bewege sich aktuell in einer Abwärtsspirale, "weil sich die US-Konjunktur letztlich am Beginn eines zyklischen Abschwungs befindet, der 2020 in einer leichten Rezession enden dürfte", merkt Erik Nielsen, Chefökonom bei Unicredit, an. Zudem bleiben die Befürchtungen einer möglichen Einmischung von US-Präsident Donald Trump in die Politik der US-Notenbank und der weiter ungelöste Handelskonflikt mit China dem Markt als Störfaktoren erhalten. "Es hat sich nichts geändert", so Analyst Yusuke Sakai von T&D Asset Management.
Dass die USA und China im Januar ihre Verhandlungen zur Beilegung des Handelskonflikts wieder aufnehmen wollen, wurde am Markt kaum zur Kenntnis genommen. Vielmehr hätten nach einem entsprechenden Bericht der Nachrichtenagentur Reuters Befürchtungen überwogen, dass die Regierung Trump im neuen Jahr heimischen Unternehmen die Nutzung von Telekommunikationstechnik der chinesischen Anbieter Huawei und ZTE untersagen könnte.
Bekanntgabe von US-Daten entfällt teilweise
Die weiter geltende Haushaltssperre in den USA hat auch Auswirkungen auf die Veröffentlichung der US-Konjunkturdaten. Das US-Handelsministerium hat die Bekanntgabe von Daten vorerst eingestellt. Dies betrifft auch die Verkäufe von Neubauten im Monat November, die eigentlich am Donnerstag bekannt gegeben werden sollten. Durch die Verschiebung der Daten könnten sich die Anleger kein vollständiges Bild von der US-Wirtschaft machen, gaben Marktbeobachter zu bedenken. Das dürfte die Risikoscheu ebenfalls befeuern.
Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe wurden allerdings wie geplant veröffentlicht. Sie lagen im Rahmen der Erwartungen. Der Index des Verbrauchervertrauens für Dezember verfehlte dagegen die Konsensschätzung von Ökonomen.
Dollar gibt Teil der Gewinne wieder ab - Sichere Häfen gesucht
Die Ölpreise gaben einen Teil ihrer deutlichen Vortagesgewinne wieder ab. Marktteilnehmer verwiesen zur Begründung für die starken Bewegungen vor allem auf die dünnen Umsätze. "Es ist schwierig für den Markt, eine klare Richtung zu erkennen, da viele Teilnehmer dem Handel fern bleiben und die Aktienmärkte sehr volatil sind", sagte Analyst Olivier Jakob von Petromatrix. Übergeordnet bestimmten weiter die Entwicklungen im Handelsstreit zwischen den USA und China und die Angst vor einem Überangebot den Markt.
Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 3,5 Prozent auf 44,61 Dollar, für Brent ging es um 4,2 Prozent auf 52,16 Dollar nach unten. Seit dem Hoch von Anfang Oktober hat der WTI-Preis rund 40 Prozent eingebüßt, bei Brent sind es knapp 38 Prozent.
Nutznießer der andauernden Unsicherheit der Investoren waren Gold, Anleihen und Fluchtwährungen wie der Yen. Der Goldpreis holte die Verluste des Vortages mehr als nur auf und kletterte um 0,7 Prozent auf 1.276 Dollar. Er profitierte auch vom wieder nachgebenden Dollar. Beobachter sahen den Goldpreis auf Kurs in Richtung der psychologisch wichtigen Marke von 1.300 Dollar.
Für die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ging es um 4 Basispunkte auf 2,77 Prozent nach unten. Anleger griffen auch deshalb verstärkt zu Anleihen, weil die US-Notenbank mit ihren Zinserhöhungen unbeirrt fortfahre, hieß es von Marktteilnehmern. Nach ihrer Sitzung im Dezember hatten die Notenbanker für das kommende Jahr zwei Zinserhöhungen und eine weitere für 2020 angedeutet. "Die Nonchalance der Fed im Angesicht fallender Kurse bei Aktien und anderen Risikoassets ist mit dafür verantwortlich, dass die Investoren zum Ausklang des Jahres zögerten, Risiken einzugehen", kommentierte Andrew Brenner, Leiter des Anleihehandels bei NatAlliance Securities, das Anlegerverhalten. "Die Leute fühlen sich mit Anleihen einfach sicherer."
Auch der Dollar gab seine Vortagesgewinne ab. Der Haushaltsstreit in den USA sei immer noch ungelöst, hieß es zur Begründung. Außerdem höre Präsident Trump nicht auf, die Geldpolitik der Notenbank zu kritisieren, obwohl sich der aktuelle Zinserhöhungszyklus möglicherweise schon seinem Zenit nähere, nannten die Strategen der Scotiabank als weiteren Grund für den Rückzug aus dem Dollar. Handelskonflikte, der Brexit und das wachsende Defizit der USA ließen ebenfalls erwarten, dass es am Devisenmarkt weiter turbulent zugehe. Der Euro kletterte bis auf rund 1,1450 Dollar. Im späten US-Handel am Vortag notierte die Gemeinschaftswährung bei etwa 1,1350 Dollar. Zur japanischen Währung sank der Dollar zeitweise auf 110,44 Yen, am Mittwoch hatte der Greenback in der Spitze etwa 1 Yen mehr gekostet.
Großauftrag stützt General Dynamics
Unternehmensmeldungen waren dünn gesät. Positive Nachrichten bewegten wenige Einzelwerte. So verbuchte die Aktie von General Dynamics ein Plus von 1,9 Prozent, nachdem das Unternehmen einen Auftrag von der US-Navy im Volumen von 1,11 Milliarden Dollar erhalten hatte.
Die Titel von JP Morgan gewannen 1,1 Prozent. Positiv wurde aufgenommen, dass die US-Bank Vorwürfe der Börsenaufsicht SEC im Zusammenhang mit sogenannten "American Depositary Receipts" (ADR) gegen Zahlung von 135 Millionen Dollar beigelegt hatte. Die Bank habe tausende Transaktionen mit Aktien ausländischer Unternehmen unsachgemäß abgewickelt, so der Vorwurf der Börsenaufsicht.
Nvidia verbilligten sich um 1,1 Prozent auf 131,62 Dollar. RBC Capital hatte das Kursziel für die Aktie auf 200 von 230 Dollar gesenkt.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 23.138,69 1,14 260,24 -6,39 S&P-500 2.488,78 0,85 21,08 -6,91 Nasdaq-Comp. 6.579,49 0,38 25,14 -4,69 Nasdaq-100 6.288,30 0,41 25,54 -1,69 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,57 -4,8 2,62 136,6 5 Jahre 2,62 -3,0 2,65 69,7 7 Jahre 2,69 -3,6 2,73 44,6 10 Jahre 2,77 -4,1 2,81 32,1 30 Jahre 3,07 0,5 3,07 0,3 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:37 Fr, 18:30 % YTD EUR/USD 1,1441 +0,75% 1,1377 1,1394 -4,8% EUR/JPY 127,01 +0,48% 126,25 126,74 -6,1% EUR/CHF 1,1298 -0,08% 1,1295 1,1306 -3,5% EUR/GBP 0,9040 +0,63% 0,8990 0,8999 +1,7% USD/JPY 111,01 -0,26% 110,97 111,26 -1,5% GBP/USD 1,2656 +0,12% 1,2655 1,2659 -6,3% Bitcoin BTC/USD 3.590,75 -5,71% 3.738,13 3.975,14 -75,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 45,63 46,22 -1,3% -0,59 -20,5% Brent/ICE 52,95 54,47 -2,8% -1,52 -15,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.275,51 1.266,96 +0,7% +8,55 -2,1% Silber (Spot) 15,24 15,03 +1,4% +0,21 -10,0% Platin (Spot) 796,50 797,50 -0,1% -1,00 -14,3% Kupfer-Future 2,68 2,70 -0,7% -0,02 -20,1% ===
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