Berlin (ots) - Kurzform: Peking strebt mit Macht nach oben: in der Wirtschaft, beim Militär - und neuerdings auch im Weltraum. Jahrzehntelang war die Eroberung des Alls ein Zweikampf zwischen Amerikanern und Russen. Nun gelang China die erste Landung einer Raumsonde auf der Rückseite des Mondes. Die anspruchsvolle Operation unterstreicht: Die Volksrepublik will technologische Großmacht sein. Im Gegensatz zum Westen, wo sich der Puls der Politik nach dem nächsten Wahltermin richtet, plant das staatskapitalistische China äußerst langfristig. Chinas Vorgehen unterscheidet sich gravierend von der Kurzatmigkeit der Politik im Westen.
Der vollständige Leitartikel: Peking strebt mit Macht nach oben: in der Wirtschaft, beim Militär - und neuerdings auch im Weltraum. Jahrzehntelang war die Eroberung des Alls ein Zweikampf zwischen Amerikanern und Russen. Nun gelang China die erste Landung einer Raumsonde auf der Rückseite des Mondes. Die anspruchsvolle Operation unterstreicht: Die Volksrepublik will technologische Großmacht sein. Noch in diesem Jahr soll eine weitere Sonde Gesteinsproben vom Mond auf die Erde bringen. Die Einrichtung einer bemannten Raumstation ist für 2022 anvisiert. 2030 soll der erste Chinese auf dem Mond landen. Im Gegensatz zum Westen, wo sich der Puls der Politik nach dem nächsten Wahltermin richtet, plant das staatskapitalistische China äußerst langfristig. Das lässt sich auch in der Wirtschaft beobachten. So hat das Riesenreich in Fernost die Initiative "Made in China 2025" aufgelegt. Bis dahin will das Land in zehn Schlüsseltechnologien von der Luftfahrt bis zur Elektromobilität weltweit führend sein. Dass Peking hier mit harten Bandagen antritt, hat die ehemals überlegene deutsche Solarindustrie erfahren. Mit Billigpreisen und milliardenschweren Subventionen fegten chinesische Unternehmen die Konkurrenz vom Markt. In weiten Teilen der Welt erkauft sich Peking politisches Wohlverhalten durch eine Art Schulden-Diplomatie. Das Mammutvorhaben der "Neuen Seidenstraße" soll für viele Milliarden Dollar Infrastrukturprojekte zwischen Ostasien und Westeuropa schaffen. China vergibt zinslose Kredite, baut Autobahnen oder Schienenverbindungen - und hält sich so Kritik, etwa an der Lage der Menschenrechte, vom Hals. Das funktioniert in vielen Staaten Afrikas, die die energiehungrige Wirtschaft Chinas mit Rohstoffen beliefern. Aber auch in Mittel- und Osteuropa wird Peking immer aktiver. Mitten in der Eurokrise pachtete ein Staatskonzern die Hälfte des Athener Containerhafens in Piräus. Offiziell wurde dies als Hilfsaktion für das pleitebedrohte Griechenland verkauft. Doch auch hier gilt: Das nationale Interesse Chinas wird mit langem Atem verfolgt. Die Regierung will in Europa einen Fuß in der Tür haben und politisch und wirtschaftlich Einfluss ausüben. In militärischer Hinsicht legt China neuerdings eine kraftmeierische Sprache an den Tag, die früher so nicht erkennbar war. Die Drohung von Staats- und Parteichef Xi Jinping, die demokratische Inselrepublik Taiwan notfalls gewaltsam mit dem Festland zu vereinigen, gehört in diese Kategorie. Die Botschaft ist auch an die USA gerichtet. China betrachtet den Pazifik als seinen Hinterhof und will die amerikanische Militärpräsenz dort herunterfahren. Peking steht auch hinter den Forderungen Nordkoreas, das ein Ende der gemeinsamen Manöver zwischen den Vereinigten Staaten und Südkorea fordert. Chinas Vorgehen unterscheidet sich gravierend von der Kurzatmigkeit der Politik im Westen. Das gilt insbesondere für die erratischen Ausschläge von US-Präsident Donald Trump: Er setzt vor allem auf PR-Knalleffekte. Aber auch die EU und Deutschland könnten bei der politischen Zukunftsplanung zumindest ein bisschen von den Chinesen lernen. Wahltaktische Reflexe - weg mit Hartz IV oder sofortige Abschiebung aller straffällig gewordenen Asylbewerber - sorgen in erster Linie für Aufregung vor dem nächsten Urnengang. Viel wichtiger wäre aber die Frage: Mit welchen Firmen-Champions will Europa auf dem Weltmarkt punkten? Derlei konzeptionelles Denken kommt bei uns zu kurz.
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Der vollständige Leitartikel: Peking strebt mit Macht nach oben: in der Wirtschaft, beim Militär - und neuerdings auch im Weltraum. Jahrzehntelang war die Eroberung des Alls ein Zweikampf zwischen Amerikanern und Russen. Nun gelang China die erste Landung einer Raumsonde auf der Rückseite des Mondes. Die anspruchsvolle Operation unterstreicht: Die Volksrepublik will technologische Großmacht sein. Noch in diesem Jahr soll eine weitere Sonde Gesteinsproben vom Mond auf die Erde bringen. Die Einrichtung einer bemannten Raumstation ist für 2022 anvisiert. 2030 soll der erste Chinese auf dem Mond landen. Im Gegensatz zum Westen, wo sich der Puls der Politik nach dem nächsten Wahltermin richtet, plant das staatskapitalistische China äußerst langfristig. Das lässt sich auch in der Wirtschaft beobachten. So hat das Riesenreich in Fernost die Initiative "Made in China 2025" aufgelegt. Bis dahin will das Land in zehn Schlüsseltechnologien von der Luftfahrt bis zur Elektromobilität weltweit führend sein. Dass Peking hier mit harten Bandagen antritt, hat die ehemals überlegene deutsche Solarindustrie erfahren. Mit Billigpreisen und milliardenschweren Subventionen fegten chinesische Unternehmen die Konkurrenz vom Markt. In weiten Teilen der Welt erkauft sich Peking politisches Wohlverhalten durch eine Art Schulden-Diplomatie. Das Mammutvorhaben der "Neuen Seidenstraße" soll für viele Milliarden Dollar Infrastrukturprojekte zwischen Ostasien und Westeuropa schaffen. China vergibt zinslose Kredite, baut Autobahnen oder Schienenverbindungen - und hält sich so Kritik, etwa an der Lage der Menschenrechte, vom Hals. Das funktioniert in vielen Staaten Afrikas, die die energiehungrige Wirtschaft Chinas mit Rohstoffen beliefern. Aber auch in Mittel- und Osteuropa wird Peking immer aktiver. Mitten in der Eurokrise pachtete ein Staatskonzern die Hälfte des Athener Containerhafens in Piräus. Offiziell wurde dies als Hilfsaktion für das pleitebedrohte Griechenland verkauft. Doch auch hier gilt: Das nationale Interesse Chinas wird mit langem Atem verfolgt. Die Regierung will in Europa einen Fuß in der Tür haben und politisch und wirtschaftlich Einfluss ausüben. In militärischer Hinsicht legt China neuerdings eine kraftmeierische Sprache an den Tag, die früher so nicht erkennbar war. Die Drohung von Staats- und Parteichef Xi Jinping, die demokratische Inselrepublik Taiwan notfalls gewaltsam mit dem Festland zu vereinigen, gehört in diese Kategorie. Die Botschaft ist auch an die USA gerichtet. China betrachtet den Pazifik als seinen Hinterhof und will die amerikanische Militärpräsenz dort herunterfahren. Peking steht auch hinter den Forderungen Nordkoreas, das ein Ende der gemeinsamen Manöver zwischen den Vereinigten Staaten und Südkorea fordert. Chinas Vorgehen unterscheidet sich gravierend von der Kurzatmigkeit der Politik im Westen. Das gilt insbesondere für die erratischen Ausschläge von US-Präsident Donald Trump: Er setzt vor allem auf PR-Knalleffekte. Aber auch die EU und Deutschland könnten bei der politischen Zukunftsplanung zumindest ein bisschen von den Chinesen lernen. Wahltaktische Reflexe - weg mit Hartz IV oder sofortige Abschiebung aller straffällig gewordenen Asylbewerber - sorgen in erster Linie für Aufregung vor dem nächsten Urnengang. Viel wichtiger wäre aber die Frage: Mit welchen Firmen-Champions will Europa auf dem Weltmarkt punkten? Derlei konzeptionelles Denken kommt bei uns zu kurz.
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