Bielefeld (ots) - Die Demokratische Republik Kongo hat gewählt und der erklärte Sieg von Félix Tshisekedi ist eine faustdicke Überraschung. Es ist bemerkenswert, dass das 80-Millionen-Volk unter der seit 1997 mit harter Hand herrschenden Kabila-Familie überhaupt eine Wahl hatte. Dass dann auch noch ein Kandidat der Opposition der Sieger sein soll, ist fast zu schön um wahr zu sein. Zum Jubeln ist es aber zu früh. Das gilt nicht nur, weil der übliche Vorwurf der Wahlfälschung erhoben wurde. Vor dem wünschenswerten Wechsel steht noch das von Kabila-Beamten besetzte Verfassungsgericht. Die größte Sorge in der Hauptstadt Kinshasa ist zudem, dass gewalttätige Ausschreitungen und blindwütig schießende Ordnungskräfte ein heilloses Chaos anrichten. Nichts ist leichter in den vielen schwachen Staaten Afrikas, als Unruhe zu stiften und zu zerschlagen, was Wohlmeinende mühsam aufgebaut haben. Wann immer ein Bürgermeister, ein Gouverneur oder auch ein Präsident sein Amt abgeben muss, bedeutet das für Tausende von Günstlingen Jobverluste und durchaus ernst zu nehmende Existenznöte. Es gibt keinen geordneten Übergang. Ämterkauf, Korruption und Vetternwirtschaft blockieren den demokratischen Wandel noch massiver als die alten Chiefs selbst, die nicht loslassen wollen. Und: Die Kräfte des Beharrens sind in unserem ach so aufgeklärten und rechtsstaatlichen Gesellschaftsentwurf ja auch nicht ohne. Dennoch öffnet das gestern von der Nationalen Wahlkommission verkündete Ergebnis ein kleines Fenster der Hoffnung. Das einst von König Leopold II, dann von Belgiens Staatskolonialismus und schließlich von Diktatoren und Warlords ausgeblutete Herz der Finsternis könnte endlich ausheilen. Wertvolle Bodenschätze, eine schmale gebildete Mittelschicht und ein rudimentäres demokratisches Bewusstsein sind da. Die Vereinten Nationen und ein wachsendes Interesse der Weltwirtschaft am Austausch mit Afrika stehen bereit. Wer immer an der Staatsspitze faire Führung und Weitsicht beweist, kann den schlafenden Riesen in eine bessere Zukunft führen. Allerdings braucht ein moderner Kongo Zeit, faire Handelsbedingungen und kommt auch nicht ohne Härte aus, wenn es um die Unruheprovinzen im Osten und Süden geht. Der weltweit zweitgrößte Ebola-Ausbruch in den hierzulande unbekannten Millionenstädten Beni und Butembo ist nur ein Ausdruck für fehlende Staatsstrukturen. Nachbarländer und Großkonzerne räubern Coltan, Gold, Kobalt, Seltene Erden und die sich selbst überlassene Bevölkerung, während Armeeangehörige nicht bezahlt werden und ihre Stiefel verkaufen. Der Kongo steht erst ganz am Anfang seiner Entwicklung, aber er hat ein riesiges Potenzial.
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