Mainz (ots) - Wie der Herr, so's Gescherr. Warum sollte US-Botschafter Richard Grenell mehr Stil an den Tag legen als sein Präsident? Zumal sich der Diplomat (nehmen Sie diese Vokabel bitte als Berufsbezeichnung und nicht als Zuschreibung) als eine Art Rambo in Berlin offenbar für höhere Weihen an der Heimatfront empfehlen will. So verstößt Grenell mit seinem Drohbrief an die deutschen Unternehmen, die am Bau der umstrittenen russischen Ostseepipeline Nord- Stream 2 beteiligt sind, zwar gegen alle Regeln der internationalen Diplomatie. Überraschen kann diese schamlose Grenzüberschreitung allerdings nicht. Nach seinem Tweet zum Amtsantritt, in dem er alle deutschen Firmen quasi anwies, ihre Iran-Aktivitäten "sofort" herunterzufahren, sind seine jetzt bekannt gewordenen Briefe - sarkastisch betrachtet - immerhin ein Fortschritt in der Form. In Wahrheit ist es unerträglich, dass sich ein Botschafter auf solche Weise in die inneren Angelegenheiten eines Landes einmischt, eines Partners noch dazu. Nicht zu vergessen Grenells stete Bemühungen, die Rechtsnationalen in Europa zu unterstützen, um die Europäische Union zu torpedieren. Es reicht nicht mehr, Grenell so gut wie möglich zu schneiden. Es wird höchste Zeit, dass sich die Bundesregierung in Washington deutlicher und schärfer als bisher gegen die asymmetrische Diplomatie des Botschafters verwahrt. Es ist offensichtlich, dass Grenell damit spielt, dass die Ausweisung eines amerikanischen Botschafters in Deutschland ein Tabu ist. Gerade deshalb sollte man diesen Tabubruch - zumindest im vertraulichen Gespräch - nicht mehr ausschließen.
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