Berlin (ots) - Deutschlands größte Tierschutzorganisation fordert höhere Preise für Fleisch. "Fleisch muss teurer werden", sagte der Präsident des Deutschen Tierschutzbunds, Thomas Schröder, der Tageszeitung "taz" (Mittwochausgabe). Der "Preisdruck zwingt Bauern, immer mehr Tiere auf engem Raum zu halten und sie beispielsweise durch Amputationen an das Haltungssystem anzupassen. Luft für Investitionen ins Tierwohl bleibt nicht", kritisierte Schröder.
"Fleisch ist heute auch deshalb so billig, weil die Nebenkosten der Produktion auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Selbst der Veganer zahlt damit Umweltschäden wie die Nitrat-Belastung des Grundwassers durch Gülle. Fleisch muss mehr kosten, damit die Nachfrage und damit auch die Produktion sinkt", so Schröder weiter. "Jeder muss satt werden, aber es muss nicht jeden Tag Fleisch sein."
"Deshalb plädiere ich für eine Fleischabgabe. Das Geld kann zusätzlich zu anderen staatlichen Fördertöpfen eingesetzt werden, um Tierwohl in Ställen zu fördern, zum Beispiel mehr Platz pro Tier", sagte der Tierschützer der taz. "Die nötigen Investitionen in Tierwohl lassen sich berechnen. Das wäre dann die kalkulatorische Größe, so dass der Handel pro Kilo Fleisch einen bestimmten Beitrag abführt."
Falls politisch gewollt, könnte dann der Hartz-IV-Satz erhöht werden. Auch die Bauern würden profitieren: "Wenn die Landwirte statt immer mehr Fleisch welches aus artgerechterer und regionalerer Produktion erzeugen, können sie dafür mehr Geld verlangen."
Schröder wies Kritik mancher Landwirte an der "Wir haben es satt"-Demonstration gegen die Agrarindustrie am Samstag in Berlin zurück. "Das ist keine Anti-Bauern-Demo, sondern eine bauernfreundliche Veranstaltung. Der Deutsche Bauernverband sollte endlich verstehen, dass es diesen Gruppen bei "Wir haben es satt" auch darum geht, die Zukunft des landwirtschaftlichen Raumes und damit des Berufsbildes zu sichern", so der Tierschützer. Auch seine Organisation ruft zu der Kundgebung auf.
Scharfe Kritik übte Schröder an Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). "Wir haben ein ungenügendes Ordnungsrecht und bisher zum Beispiel weder eine Puten- und noch eine Rinderhaltungsverordnung. An Puten wird massenhaft der Schnabel gekürzt, millionenfache Amputationen sind rechtlich toleriert. Frau Klöckner könnte Entwürfe vorlegen, bisher tut sie das nicht." Zu lasch sei das geplante staatliche Tierwohlkennzeichen für Fleisch, bei dessen Erzeugung höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten worden sind. "Ein Beispiel: Der Platzbedarf für ein Schwein, der jetzt kommt, ist statt wie vorgeschrieben 0,75 wahrscheinlich 0,85 Quadratmeter - also wirklich marginal über dem Gesetz und aus unserer Sicht untauglich, um die Probleme zu lösen." ENDE
Volltext: http://www.taz.de/Tierschutzbund-Chef-fuer-neue-Abgabe/!5565896/
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Jost Maurin unter 030-25902-227.
OTS: taz - die tageszeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/42630 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_42630.rss2
Pressekontakt: taz - die tageszeitung taz Redaktion Wirtschaft & Umwelt Telefon: +49-30-25902-227
"Fleisch ist heute auch deshalb so billig, weil die Nebenkosten der Produktion auf die Allgemeinheit umgelegt werden. Selbst der Veganer zahlt damit Umweltschäden wie die Nitrat-Belastung des Grundwassers durch Gülle. Fleisch muss mehr kosten, damit die Nachfrage und damit auch die Produktion sinkt", so Schröder weiter. "Jeder muss satt werden, aber es muss nicht jeden Tag Fleisch sein."
"Deshalb plädiere ich für eine Fleischabgabe. Das Geld kann zusätzlich zu anderen staatlichen Fördertöpfen eingesetzt werden, um Tierwohl in Ställen zu fördern, zum Beispiel mehr Platz pro Tier", sagte der Tierschützer der taz. "Die nötigen Investitionen in Tierwohl lassen sich berechnen. Das wäre dann die kalkulatorische Größe, so dass der Handel pro Kilo Fleisch einen bestimmten Beitrag abführt."
Falls politisch gewollt, könnte dann der Hartz-IV-Satz erhöht werden. Auch die Bauern würden profitieren: "Wenn die Landwirte statt immer mehr Fleisch welches aus artgerechterer und regionalerer Produktion erzeugen, können sie dafür mehr Geld verlangen."
Schröder wies Kritik mancher Landwirte an der "Wir haben es satt"-Demonstration gegen die Agrarindustrie am Samstag in Berlin zurück. "Das ist keine Anti-Bauern-Demo, sondern eine bauernfreundliche Veranstaltung. Der Deutsche Bauernverband sollte endlich verstehen, dass es diesen Gruppen bei "Wir haben es satt" auch darum geht, die Zukunft des landwirtschaftlichen Raumes und damit des Berufsbildes zu sichern", so der Tierschützer. Auch seine Organisation ruft zu der Kundgebung auf.
Scharfe Kritik übte Schröder an Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU). "Wir haben ein ungenügendes Ordnungsrecht und bisher zum Beispiel weder eine Puten- und noch eine Rinderhaltungsverordnung. An Puten wird massenhaft der Schnabel gekürzt, millionenfache Amputationen sind rechtlich toleriert. Frau Klöckner könnte Entwürfe vorlegen, bisher tut sie das nicht." Zu lasch sei das geplante staatliche Tierwohlkennzeichen für Fleisch, bei dessen Erzeugung höhere als die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten worden sind. "Ein Beispiel: Der Platzbedarf für ein Schwein, der jetzt kommt, ist statt wie vorgeschrieben 0,75 wahrscheinlich 0,85 Quadratmeter - also wirklich marginal über dem Gesetz und aus unserer Sicht untauglich, um die Probleme zu lösen." ENDE
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