Bielefeld (ots) - Wenn Horst Seehofer jetzt das Amt des CSU-Vorsitzenden abgibt, geht eine Ära zu Ende. Eine Ära mit düsterem Schlusskapitel. Vor allem 2018 bleibt als ein Jahr des nicht enden wollenden Krawalls zwischen CSU und CDU in Erinnerung. Ein Jahr, dass die Fraktionsgemeinschaft der Schwesterparteien an den Abgrund geführt hat. Und die Große Koalition noch dazu. Für Seehofer dürfte besonders bitter sein, dass Markus Söder nach dem Amt des Ministerpräsidenten jetzt auch das des Parteichefs »erbt«. Beides wollte er stets verhindern. Es misslang. Dafür ist nun sein eigener Ruf ruiniert und seine Partei übel dezimiert. Man hätte dem 69-Jährigen, der sehr viel für Bayern und die CSU erreicht hat, einen besseren Abgang gewünscht. Vielleicht schaut Seehofer dieser Tage einmal mehr neidvoll auf Angela Merkel, die zeigt, dass Stil nicht das Ende des Besens ist. Söder versucht sich derweil in neuer Seriosität. Nichts ist mehr übrig vom Klamauk der vergangenen Monate. Ein sachlicher Ton hat Einzug gehalten, die neue CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer wurde bei der CSU-Klausur im Kloster Seeon geradezu hofiert. Doch niemand sollte sich täuschen: Der Weg zurück zu alter Stärke ist für die Unionsparteien lang und steinig. Und es ist gewissermaßen die verdiente Strafe, dass Söder jene Suppe auslöffeln muss, die er der CSU selbst mit eingebrockt hat. Das gilt zuerst mit Blick auf die Europawahlen im Mai. In Manfred Weber tritt ein CSU-Mann als Spitzenkandidat der Europäischen Volkspartei an. Söder ist folglich zur Solidarität gezwungen. Eine Übung in Demut und Disziplin, die dem Franken einiges abverlangen dürfte. Zum einen, weil ihm Weber, der selbst Ambitionen auf den Parteivorsitz hatte, politisch fremd ist. Zum anderen, weil Söder zuletzt die Idee des geeinten Europas in Frage gestellt und vom »Ende des Multilateralismus« fabuliert hatte. Ob die Rückkehr zur Ernsthaftigkeit aufrichtig ist und ob sie noch rechtzeitig kommt, um der CSU wieder bessere Zeiten zu bescheren, wird sich zeigen. Glaubwürdigkeit lässt sich sehr viel leichter verspielen als sie zurückzugewinnen ist. Und: Über die Europawahl hinaus hat die CSU in diesem Jahr kaum Möglichkeiten, Akzente zu setzen. Die politische Musik spielt 2019 andernorts. Bei den Landtagswahlen in Sachsen, Brandenburg und Thüringen ist die CSU nur Zuschauer. Das Gleiche dürfte weitgehend auch mit Blick auf die im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD für den Herbst vereinbarte Zwischenbilanz der Großen Koalition gelten. Den Christsozialen bleibt nur die harte Arbeit in der Sache - in Bayern wie im Bund. Und was Letzteres angeht, ist hier in der jüngeren Vergangenheit mit Ausnahme von Entwicklungsminister Gerd Müller kein CSU-Politiker sonderlich positiv aufgefallen.
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