Essen (ots) - Was ist denn nun richtig? Nachdem 107 Lungenfachärzte die Feinstaubwerte öffentlichkeitswirksam für unsinnig erklärten, ist die Verwirrung noch größer. Sind Fahrverbote also überflüssig? So einfach ist es nicht. Fest steht allein, dass Pendler und Handwerker seit Monaten zutiefst gefrustet und verärgert sind. Sie haben sich ihren Diesel nicht aus lauter Lust am Gasgeben gekauft, sondern weil sie sparsam und umweltschonend unterwegs sein wollen. Fest steht zudem, dass in Millionen Autos eine Elektronik gute Abgaswerte nur vorgaukelt. Das ist Betrug: am Kunden genauso wie an der Umwelt. In den USA wurden die Autobauer daher zu Schadenersatz und Nachrüstung verdonnert. Bei uns hingegen ziert sich der Bundesverkehrsminister. Noch immer ist die Industrie nicht zur Nachrüstung verpflichtet. Das erbost viele Dieselfahrer zu Recht. Wenn nun 107 Lungenärzte die Schadstoffgrenzen für überzogen halten, dann wirkt das für manche wie eine Befreiung aus dem Ärger über die politische Untätigkeit. Weil Kanzlerin und Minister den Autofahrern keine plausible Lösung zeigen und inkonsequent handeln, bedienen nun Populisten und Boulevard-Medien die Themen Feinstaub und Stickoxid. Die Bild-Zeitung titelte gestern mit der Empörung der 107 Lungenfachärzte und sprach von "Lüge". Dass der Verband der Lungenfachärzte (1213 Mitglieder) und auch die Weltgesundheitsorganisation WHO die Grenzwerte indes für richtig halten, wird nicht erwähnt. Auch Minister Scheuer springt nun lieber der Grenzwertschelte bei als sich um echte Lösungen zu kümmern. Wichtig ist daher, dass der Verkehrsminister endlich Klartext mit der Autoindustrie redet: Sie muss liefern, wenn sie weniger Schadstoffe verspricht. Dazu sind Umwelt und Gesundheit viel zu wichtig.
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