Hagen (ots) - Mit Vorschusslorbeeren und großen Hoffnungen gestartet, entpuppt sich die historische Fusion von Karstadt und Kaufhof als Rosskur für den größeren Partner. 2600 Vollzeit-Stellen will der bisherige Karstadt-Chef Stephan Fanderl bei dem ehemaligen Wettbewerber Kaufhof streichen, der sich so lange und beharrlich gegen die Übernahme gewehrt hatte. Fanderl, der bei der erfolgreichen Sanierung von Karstadt Umsicht walten ließ, sieht im Kaufhof einen Sanierungsfall, der in seiner jetzigen Aufstellung nicht überlebensfähig sei. Wie es scheint, hat der nordamerikanische Handelskonzern HBC den Kaufhof in nur drei Jahren nach der Übernahme von der Metro heruntergewirtschaftet. Die Kanadier haben sich an dem deutschen Traditionsunternehmen überhoben. Der Kaufhof ist kein Discounter, und die versprochenen Investitionen kamen nicht. Nun müssen die Mitarbeiter Fehler des Managements ausbaden. Die Aufteilung der Zentrale ist aber ein fauler Kompromiss und wird vermutlich nicht lange halten. Es wird schon schwer genug sein, den neuen Handelsriesen wirtschaftlich auf Kurs zu bringen. Die Steuerung von zwei Standorten aus, die knapp 70 Kilometer auseinander liegen, dürfte beschwerlich und wenig praktikabel sein. Viel Zeit wird nicht bleiben, aus beiden Ketten eine Einheit zu schmieden. Kaufhof steckt tief in den roten Zahlen, und bei Karstadt sprudeln die Gewinne auch nicht gerade. Der neue Konzern hat den erbarmungslosen Onlinehandel im Nacken und betreibt Filialen in Innenstädten, denen zunehmend die Kunden weglaufen. Fanderl hat Karstadt erfolgreich saniert - ohne soziale Verwerfungen und ohne nennenswerte Filialschließungen. Nun ist der taumelnde Kaufhof noch dazu gekommen. Schwere Zeiten für die Beschäftigten. Immerhin können die Städte vorerst aufatmen: Schließungen im großen Stil soll es nicht geben.
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