Die ehemalige Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, ist angesichts antisemitischer Tendenzen besorgt. Antisemitismus sei längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen, so Knobloch.
"Schauen Sie ins Internet, was sich dort an Hass gegen Juden artikuliert. Das erlebe ich alles auch persönlich, in Mails, in Briefen, in Telefonanrufen", sagte Knobloch, die seit 1985 Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern ist, der "Augsburger Allgemeine". Auf vielen Schulhöfen sei "Du Jude" heute wieder ein gängiges Schimpfwort. "Auch wenn der Antisemitismus nicht in Deutschland erfunden worden ist: Dass er sich genau in dem Land so hartnäckig hält, das sich damals so schuldig gemacht hat, ist mir völlig unverständlich."
Zur Vereinigung "Juden in der AfD" sagte Knobloch: "Die Juden in der AfD haben ein großes Problem: Als Juden müssten sie eigentlich genau das verteidigen, was ihre Partei verbieten will - zum Beispiel die Beschneidung oder das Schächten. Für mich sind die Mitglieder dieser Vereinigung Irregeleitete, die sich instrumentalisieren lassen oder über den Tisch gezogen worden sind. Sie engagieren sich in einer Partei, die das Judentum faktisch vertreiben will."