Hagen (ots) - Es gibt zwei Armutsberichte in Deutschland. Einer heißt nur anders und es ist der Wehrbeauftragte, der ihn beisteuert. Die aktuelle Ausgabe beweist: Auch eine Großorganisation wie die Bundeswehr mit einem 43-Milliarden-Euro-Etat kann arm dran sein. Ersatzteile fehlen, Instandsetzungen ziehen sich hin, die Qualität stimmt nicht, Kosten explodieren. All die angekündigten und gefeierten "Trendwenden" beim Material seien überwiegend "noch nicht spürbar", schreibt der Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels. Anspruch und Wirklichkeit - der Wehrbericht ist die jährliche Vermessung einer Lücke. Bartels setzt mit seiner Kritik an der Überbürokratisierung einen Akzent. Paradox ist, dass die Bundeswehr gleichzeitig unterbesetzt und überreguliert ist; zu viel Arbeit doppelt oder gegeneinander getan wird. Besorgniserregend sind die Anstiege der Neuerkrankungen mit posttraumatischen Belastungsstörungen und der rechtsextremen Vorfälle. Es ist nicht sicher, ob es mehr sexuelle Übergriffe gibt. Auf jeden Fall werden sie häufiger gemeldet. Die Frauen lassen sich weniger denn je gefallen. Und das ist auch gut so. Das Parlament hatte meist Glück mit seinen Wehrbeauftragten. Der Job ist eine dankbare Aufgabe, weil der Amtsinhaber über den Parteien steht und die jeweilige Regierung ihm Respekt schuldig ist. Hinzu kommt ein positives Vorurteil der Öffentlichkeit gegenüber der Institution. Bartels spielt fast in einer Akzeptanz-Liga mit Amnesty International. Zuhören ist wichtig. Bei Bartels kommt hinzu, dass er gern formuliert und einen feinen Sinn für Ironie hat. Über die Verantwortung, eine Tugend der inneren Führung, schreibt er, sie scheine heute in einem Labyrinth zu verschwinden. Nicht alle, aber viele Missstände folgen daraus.
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