Bielefeld (ots) - Andreas Mundt hat den Daumen gesenkt. Allerdings geht es dem Chef des Bundeskartellamts diesmal nicht um Firmenkäufe oder Fusionen. Auch nicht um Preisabsprachen oder ähnliche Verstöße. Der Markt, den er diesmal im Blick hat, ist das Geschäft mit persönlichkeitsrelevanten Daten. Es geht gegen die größte Sammelkrake Facebook. Mit dem Verbot, Nutzerdaten aus unterschiedlichen sozialen Medien und anderen Quellen zusammenzutragen, begeben sich die Bonner Wettbewerbshüter auf ein neues Territorium. Schon deshalb darf man vermuten, dass sich das Kartellamt bewusst ist, dass der Weg zur Durchsetzung seiner Entscheidung lang sein wird. Facebook kündigte bereits an, dass das Unternehmen die Anweisung vor Gericht anfechten wird. Und es ist zu vermuten, dass seine Juristen den Fall bei Nichterfolg auch durch alle nationalen und internationalen Instanzen tragen werden. Schließlich geht es um nichts weniger als um das Geschäftsmodell des Konzerns. Und nicht nur von Facebook: Daten sind die Währung, die weltweit die nächste technische Revolution finanzieren soll. In der Internet-Wirtschaft spielt räumliche Distanz fast keine Rolle. Das fördert offenbar die Bildung von immer größeren Monopolen. Europas Problem: Keiner der großen Player - neben Facebook vor allem Alphabet/Google, Alibaba, Amazon, Apple, Samsung, Microsoft und der chinesische Internetriese Tencent - hat seinen Sitz in Europa. Dabei gab es durchaus Ansätze, sogar für ein »deutsches Facebook«: Doch weder »StudiVZ« noch »SchülerVZ« noch »Wer kennt wen?« noch Lycos Europe haben sich durchgesetzt. Stattdessen »facebooken« wir nun - weltweit 1,52 Milliarden Menschen sogar täglich. In Deutschland zählt das Netzwerk 32 Millionen Nutzer, von den sich 24 Millionen ebenfalls täglich anmelden. Dagegen fallen andere Dienste wie Twitter, Snapchat, Xing und LinkedIn zum Teil weit ab. Daumen hoch für Facebook - für den unternehmerischen Erfolg. Daumen runter aber dafür, wie der Konzern mit eigenen Versprechen umgeht. Die meisten Nutzer wissen natürlich, dass sie die Vernetzung mit »Freunden« und die Belieferung mit interessanten, das Adrenalin ankurbelnden Nachrichten und Bildern mit ihren Daten bezahlen. Doch in welchem Ausmaß Facebook diese Daten mit anderen, die es bei Messenger, Instagram, Whatsapp und sogar Drittseiten im Netz einsammelt, zusammenbringt, ist weniger bekannt. Im Gegenteil: Mark Zuckerberg hat oft - und ganz ausdrücklich beim Kauf von Whatsapp - versprochen, die Dienste unabhängig zu leiten und die Daten nicht zusammenzuführen. Auch wenn die Anordnung des Bundeskartellamts letztlich noch scheitern kann: Sie trägt vielleicht wenigstens dazu bei, dass die Nutzer doch auf das eine oder andere Smiley bei und für Facebook verzichten.
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