Berlin (ots) - Kurzform: Der Fall Fabien, die bei einem Unfall mit einem Funkstreifenwagen im vergangenen Jahr ums Leben kam, hat enorme Sprengkraft. Die Behörde muss jetzt zügig und transparent zur Aufklärung beitragen. Geschieht das nicht, kann das Vertrauen in die Berliner Polizei nachhaltig beschädigt werden. Dass Zweifel auch nach einem Jahr eben nicht ausgeräumt werden können, hängt mit einem Problem zusammen, das Polizisten nicht gern hören, aber vielen Zivilisten bitter aufstößt. Und das ist der Korpsgeist. Polizisten stehen auf der guten Seite, machen kaum Fehler und sind eine Familie, die immer zusammenhält. Es schleicht sich der Verdacht ein, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Als vor wenigen Wochen der innenpolitische Sprecher der Linken in Berlin alkoholisiert einen Unfall baute, bei dem niemand verletzt wurde, waren unter den Kommentatoren in den sozialen Netzwerken auch Polizisten, die mit höchsten moralischen Grundsätzen argumentierten. Diese gelten aber offenbar nur für Zivilisten.
Der vollständige Leitartikel: Der Fall Fabien, die bei einem Unfall mit einem Funkstreifenwagen im vergangenen Jahr ums Leben kam, hat enorme Sprengkraft. Die Behörde muss jetzt zügig und transparent zur Aufklärung beitragen. Geschieht das nicht, kann das Vertrauen in die Berliner Polizei nachhaltig beschädigt werden. Diese Brisanz haben mittlerweile alle verstanden. Bei der Polizei ist der Fall inzwischen Chefsache. Der Innensenator ließ sich sogar im Urlaub unterrichten und kann sich auf eine hitzige Innenausschusssitzung Mitte Februar vorbereiten. Unwahrscheinlich ist allerdings, dass dort neue Erkenntnisse ans Tageslicht kommen werden. Die Ermittlungen laufen ja noch und werden nun noch einmal an Fahrt gewinnen, da Zeugen, die mit dem Fahrer des Funkstreifenwagens am Tag des Unfalls Kontakt hatten, noch einmal befragt werden sollen. Dass mehr als ein Jahr nach der Tragödie so vieles noch offen ist, muss für die Eltern von Fabien unerträglich sein. Dieser Zustand begann bereits kurz nach dem Unfall, als sie in einer Zeitung "aus Ermittlerkreisen" lesen mussten, dass ihre Tochter abgelenkt gewesen sei, weil sie vermutlich telefoniert habe. Diese Information war falsch. Wie eine Handyauswertung ergab, hatte die junge Frau nicht telefoniert. Die Angehörigen fragen sich nun, ob solche Informationen gezielt gestreut wurden, um die Polizei zu entlasten. Aufklären müssen die Ermittler auch, warum ein Streifenwagen zu einer mutmaßlichen Raubtat mit 134 Stundenkilometern durch die Stadt rast. Die Grunerstraße ist mit ihrem Parkplatz auf dem Mittelstreifen ein städtebauliches Desaster. Der Beamte wusste das. Die Straße gehört zu seinem Revier. Er kennt sich hier aus, hätte wissen müssen, wie gefährlich sein Handeln war. Der größte und schwerwiegendste Verdacht betrifft allerdings den möglichen Alkoholkonsum des Beamten. Nach dem Unfall war bei dem Polizisten im Krankenhaus ein Wert von rund einem Promille festgestellt worden. Ungeübte müssen sehr viel Alkohol trinken, um diesen Wert zu erreichen. Allerdings wird der Anwalt des Beamten diese Erkenntnis wahrscheinlich ins Wanken bringen. Denn direkt nach dem Unfall war kein Alkoholtest bei dem Fahrer durchgeführt worden. Für Nichtpolizisten ist das der nächste Skandal. Jeder, der schon mal einen Unfall hatte oder in eine Routinekontrolle geriet, weiß, dass ein erster Schnellcheck zum Standard gehört. Und für Polizisten sollten noch einmal besonders strenge Regeln gelten, um Zweifel ausräumen zu können. Dass diese Zweifel auch nach einem Jahr eben nicht ausgeräumt werden können, hängt mit einem Problem zusammen, das Polizisten nicht gern hören, aber vielen Zivilisten bitter aufstößt. Und das ist der Korpsgeist. Polizisten stehen auf der guten Seite, machen kaum Fehler und sind eine Familie, die immer zusammenhält. Dass es diesen Geist gibt, zeigen Kommentare von Beamten zum Fall Fabien im Internet. Auch der Fahrer des Unfallwagens bedankte sich Wochen nach dem Unglück auf einem seiner Social-Media-Profile, das inzwischen gelöscht ist, öffentlich für den Zusammenhalt in der Polizeifamilie. Worte der Trauer an die Eltern des Opfers richtete er öffentlich indes nicht. Es schleicht sich der Verdacht ein, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Als vor wenigen Wochen der innenpolitische Sprecher der Linken in Berlin alkoholisiert einen Unfall baute, bei dem niemand verletzt wurde, waren unter den Kommentatoren auch Polizisten, die mit höchsten moralischen Grundsätzen argumentierten. Diese gelten aber offenbar nur für Zivilisten.
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Der vollständige Leitartikel: Der Fall Fabien, die bei einem Unfall mit einem Funkstreifenwagen im vergangenen Jahr ums Leben kam, hat enorme Sprengkraft. Die Behörde muss jetzt zügig und transparent zur Aufklärung beitragen. Geschieht das nicht, kann das Vertrauen in die Berliner Polizei nachhaltig beschädigt werden. Diese Brisanz haben mittlerweile alle verstanden. Bei der Polizei ist der Fall inzwischen Chefsache. Der Innensenator ließ sich sogar im Urlaub unterrichten und kann sich auf eine hitzige Innenausschusssitzung Mitte Februar vorbereiten. Unwahrscheinlich ist allerdings, dass dort neue Erkenntnisse ans Tageslicht kommen werden. Die Ermittlungen laufen ja noch und werden nun noch einmal an Fahrt gewinnen, da Zeugen, die mit dem Fahrer des Funkstreifenwagens am Tag des Unfalls Kontakt hatten, noch einmal befragt werden sollen. Dass mehr als ein Jahr nach der Tragödie so vieles noch offen ist, muss für die Eltern von Fabien unerträglich sein. Dieser Zustand begann bereits kurz nach dem Unfall, als sie in einer Zeitung "aus Ermittlerkreisen" lesen mussten, dass ihre Tochter abgelenkt gewesen sei, weil sie vermutlich telefoniert habe. Diese Information war falsch. Wie eine Handyauswertung ergab, hatte die junge Frau nicht telefoniert. Die Angehörigen fragen sich nun, ob solche Informationen gezielt gestreut wurden, um die Polizei zu entlasten. Aufklären müssen die Ermittler auch, warum ein Streifenwagen zu einer mutmaßlichen Raubtat mit 134 Stundenkilometern durch die Stadt rast. Die Grunerstraße ist mit ihrem Parkplatz auf dem Mittelstreifen ein städtebauliches Desaster. Der Beamte wusste das. Die Straße gehört zu seinem Revier. Er kennt sich hier aus, hätte wissen müssen, wie gefährlich sein Handeln war. Der größte und schwerwiegendste Verdacht betrifft allerdings den möglichen Alkoholkonsum des Beamten. Nach dem Unfall war bei dem Polizisten im Krankenhaus ein Wert von rund einem Promille festgestellt worden. Ungeübte müssen sehr viel Alkohol trinken, um diesen Wert zu erreichen. Allerdings wird der Anwalt des Beamten diese Erkenntnis wahrscheinlich ins Wanken bringen. Denn direkt nach dem Unfall war kein Alkoholtest bei dem Fahrer durchgeführt worden. Für Nichtpolizisten ist das der nächste Skandal. Jeder, der schon mal einen Unfall hatte oder in eine Routinekontrolle geriet, weiß, dass ein erster Schnellcheck zum Standard gehört. Und für Polizisten sollten noch einmal besonders strenge Regeln gelten, um Zweifel ausräumen zu können. Dass diese Zweifel auch nach einem Jahr eben nicht ausgeräumt werden können, hängt mit einem Problem zusammen, das Polizisten nicht gern hören, aber vielen Zivilisten bitter aufstößt. Und das ist der Korpsgeist. Polizisten stehen auf der guten Seite, machen kaum Fehler und sind eine Familie, die immer zusammenhält. Dass es diesen Geist gibt, zeigen Kommentare von Beamten zum Fall Fabien im Internet. Auch der Fahrer des Unfallwagens bedankte sich Wochen nach dem Unglück auf einem seiner Social-Media-Profile, das inzwischen gelöscht ist, öffentlich für den Zusammenhalt in der Polizeifamilie. Worte der Trauer an die Eltern des Opfers richtete er öffentlich indes nicht. Es schleicht sich der Verdacht ein, dass mit zweierlei Maß gemessen wird. Als vor wenigen Wochen der innenpolitische Sprecher der Linken in Berlin alkoholisiert einen Unfall baute, bei dem niemand verletzt wurde, waren unter den Kommentatoren auch Polizisten, die mit höchsten moralischen Grundsätzen argumentierten. Diese gelten aber offenbar nur für Zivilisten.
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