Bielefeld (ots) - Ein Anfang - mehr ist der Katholischen Kirche mit dem Anti-Missbrauchsgipfel nicht gelungen. Die Ergebnisse sind ernüchternd. Es wurde viel geredet, aber kaum etwas beschlossen. Doch: Wer mehr erwartet hatte, überschätzt die Kraft der Reformer und unterschätzt die Macht derer im Vatikan, die die Verfehlungen der Kirche gern weiter totgeschwiegen hätten. Ja, die gar keine Verfehlungen erkennen können und im wahrsten Sinne des Wortes schon lange die Welt nicht mehr verstehen. Ohnehin ist es ja ein Verdienst der Opferorganisationen, dass es überhaupt zu der Konferenz gekommen ist. Nur ihr nimmermüder Druck hat den Vatikan zum Handeln bewegt. Auch Papst Franziskus hatte immer mal wieder Zweifel aufkommen lassen, ob und wie entschlossen er sich des Themas Missbrauch tatsächlich annehmen will. Doch egal, wo der Pontifex in der Welt hinkam, die Opferverbände warteten schon auf ihn. Beeindruckend, wenn ausgerechnet jene, denen von Gottesleuten schlimmstes Leid zugefügt wurde, der Kirche immer wieder neu die Chance zur Umkehr eröffnen. Noch ist aber nicht ausgemacht, ob die Katholische Kirche diese Chance nutzen kann und ob sie das überhaupt will. Viele Gläubige dürfte sie für immer verloren haben. Zu groß ist die Dimension der Verbrechen, zu tief der Fall einer vermeintlich moralischen Instanz. Dennoch kann es nicht richtig sein, sich hinter den Kirchenmauern zu verschanzen. Eine Wagenburg-Mentalität ist die schlechteste aller Alternativen. Erst recht, da die abertausenden Fälle von sexuellem Missbrauch und ihre jahrzehntelange systematische Vertuschung nur die schlimmsten Symptome eines noch viel größeren Problems sind. Denn die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle, das Etablieren neuer, strenger Richtlinien für den Umgang mit Tätern und die vorbehaltlose Zuwendung zu den Opfern und der Versuch, ihr Leid bestmöglich zu lindern, wird nicht gelingen, wenn die Katholische Kirche nicht ihre Machtstrukturen von Grund auf hinterfragt. Ja, die Katholiken müssen nicht weniger als eine neue Kirche bauen. Ein Haus Gottes, in der die Machtfülle der einzelnen Würdenträger endlich angemessen beschränkt wird. Eine Kirche, die sich konsequent innerer wie auch rechtsstaatlicher Kontrolle stellt, die den Frauen deutlich mehr Verantwortung gibt und die Gläubigen auf Augenhöhe sieht. Eine Kirche, die fest im Glauben ist, ohne weltfremd zu sein. All das wird jedoch keinen Erfolg haben, wenn mit dem Verweis auf die »Einheit der Weltkirche« jede Veränderung ausgebremst werden kann. Für die Deutsche Bischofskonferenz und für jedes Bistum kann das nur bedeuten, selbst Verantwortung zu übernehmen und Maßstäbe zu setzen. Worte der Reue mögen ein Anfang sein, aber es geht um mehr. Es geht um ein Werk des Neuanfangs.
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