Berlin (ots) - Kurzform: Politik funktioniert nicht wie die gut geölte PR-Maschinerie im Immobilien-Imperium Trump. Sie ist ein hartes Geschäft mit unendlich viel Detailarbeit und Rückschlägen. Trump beherrscht es offensichtlich nicht. In einer atemberaubenden Blauäugigkeit wirft er sich Autokraten an den Hals - erst dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, später Kim oder dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Trump könnte aus dem Debakel von Hanoi eine simple Lektion ziehen: weniger Brimborium, weniger Selbstbeweihräucherung, mehr Hausaufgabenmachen. Ob er in seinem Publicity-Hunger dazu fähig ist, darf bezweifelt werden.
Der vollständige Leitartikel: US-Präsident Donald Trump müsste es bereits am Mittwoch geahnt haben. Am ersten Tag des Gipfels in Hanoi tätschelte er Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un immer wieder an der Schulter, überschüttete ihn mit Lob, bezeichnete ihn als "Freund" und "großen Führer". Es war eine Bauchpinsel-Arie, dass sich der außenstehende Betrachter nur die Augen reiben konnte. Doch der Diktator aus Pjöngjang stand stocksteif daneben, das Gesicht regungslos wie eine Figur aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Die Körpersprache war defensiv, hier lag kein Durchbruch in der Luft. So verwunderte es nicht, dass der Gipfel von Hanoi als nacktes Fiasko endete. Trump und Kim ist nicht einmal eine Schlusserklärung gelungen. Darin werden unterschiedliche Positionen normalerweise in blumigen oder verquasten Worten übertüncht. Vor acht Monaten hatte man sich in Singapur zumindest auf das Ziel einer kompletten "Denuklearisierung" Koreas geeinigt - ohne freilich konkrete Schritte zu vereinbaren. Dies ist vor allem eine Niederlage für den Showman und Egomanen Trump. Der wollte sich als großen Friedensstifter inszenieren, der auch die hartgesottensten Autokraten dieser Welt zähmen kann. Dass sein Vorgänger Barack Obama wenige Monate nach Amtsantritt den Friedensnobelpreis bekommen hatte, wurmt ihn bis heute. Er hätte ihn auch gern. So spannt er befreundete Regierungschefs wie den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe ein, die für ihn Werbung machen sollen. Doch Politik funktioniert nicht wie die gut geölte PR-Maschinerie im Immobilien-Imperium Trump. Sie ist ein hartes Geschäft mit unendlich viel Detailarbeit und Rückschlägen. Trump beherrscht es offensichtlich nicht. In einer atemberaubenden Blauäugigkeit wirft er sich Autokraten an den Hals - erst dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, später Kim oder dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dass in Hanoi nicht einmal ein symbolischer Fortschritt wie eine Friedenserklärung zur förmlichen Beendigung des Koreakrieges möglich war, zeigt: In den wichtigen Fragen sind die Gräben zwischen Washington und Pjöngjang unverändert tief. Der entscheidende Punkt ist der vollständige Abbau der nordkoreanischen Atomwaffen. Dieser lässt sich nur durch lückenlose internationale Inspektionen gewährleisten. Hierzu ist Kim nicht bereit. Das aufgebaute Nuklear- und Raketenpotenzial bedeutet eine Überlebensgarantie für sein Regime. Dafür will er Garantien, die über warme Worte hinausgehen. Und er möchte die komplette Beseitigung der US-Sanktionen. Dass nicht einmal Verträge vereinbarte Zusagen absichern, konnte er beim Ausstieg der Amerikaner aus dem Atomabkommen mit dem Iran beobachten. Kim ist misstrauisch - er wird weiter pokern und hartnäckig verhandeln. Zumal der Atomstreit mit Nordkorea weit über das steinzeitsozialistische Land hinausreicht. Insbesondere die aufstrebende Weltmacht Peking, aber auch Russland müssen eingebunden werden. Das geht nur mit einem diplomatischen Marathonlauf. Die Aushandlung des Nuklearvertrags mit dem Mullah-Regime in Teheran hat zwölf Jahre gedauert. Ganze Heerscharen von Sherpas und Außenministern sind daran zeitweise verzweifelt. Ein Treffen auf höchster Ebene steht am Ende des Prozesses, nicht am Anfang. Derartige handwerkliche Fehler dürfen einem US-Präsidenten eigentlich nicht unterlaufen. Trump könnte aus dem Debakel von Hanoi eine simple Lektion ziehen: weniger Brimborium, weniger Selbstbeweihräucherung, mehr Hausaufgabenmachen. Ob er in seinem Publicity-Hunger dazu fähig ist, darf bezweifelt werden.
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Der vollständige Leitartikel: US-Präsident Donald Trump müsste es bereits am Mittwoch geahnt haben. Am ersten Tag des Gipfels in Hanoi tätschelte er Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un immer wieder an der Schulter, überschüttete ihn mit Lob, bezeichnete ihn als "Freund" und "großen Führer". Es war eine Bauchpinsel-Arie, dass sich der außenstehende Betrachter nur die Augen reiben konnte. Doch der Diktator aus Pjöngjang stand stocksteif daneben, das Gesicht regungslos wie eine Figur aus Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Die Körpersprache war defensiv, hier lag kein Durchbruch in der Luft. So verwunderte es nicht, dass der Gipfel von Hanoi als nacktes Fiasko endete. Trump und Kim ist nicht einmal eine Schlusserklärung gelungen. Darin werden unterschiedliche Positionen normalerweise in blumigen oder verquasten Worten übertüncht. Vor acht Monaten hatte man sich in Singapur zumindest auf das Ziel einer kompletten "Denuklearisierung" Koreas geeinigt - ohne freilich konkrete Schritte zu vereinbaren. Dies ist vor allem eine Niederlage für den Showman und Egomanen Trump. Der wollte sich als großen Friedensstifter inszenieren, der auch die hartgesottensten Autokraten dieser Welt zähmen kann. Dass sein Vorgänger Barack Obama wenige Monate nach Amtsantritt den Friedensnobelpreis bekommen hatte, wurmt ihn bis heute. Er hätte ihn auch gern. So spannt er befreundete Regierungschefs wie den japanischen Ministerpräsidenten Shinzo Abe ein, die für ihn Werbung machen sollen. Doch Politik funktioniert nicht wie die gut geölte PR-Maschinerie im Immobilien-Imperium Trump. Sie ist ein hartes Geschäft mit unendlich viel Detailarbeit und Rückschlägen. Trump beherrscht es offensichtlich nicht. In einer atemberaubenden Blauäugigkeit wirft er sich Autokraten an den Hals - erst dem russischen Präsidenten Wladimir Putin, später Kim oder dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dass in Hanoi nicht einmal ein symbolischer Fortschritt wie eine Friedenserklärung zur förmlichen Beendigung des Koreakrieges möglich war, zeigt: In den wichtigen Fragen sind die Gräben zwischen Washington und Pjöngjang unverändert tief. Der entscheidende Punkt ist der vollständige Abbau der nordkoreanischen Atomwaffen. Dieser lässt sich nur durch lückenlose internationale Inspektionen gewährleisten. Hierzu ist Kim nicht bereit. Das aufgebaute Nuklear- und Raketenpotenzial bedeutet eine Überlebensgarantie für sein Regime. Dafür will er Garantien, die über warme Worte hinausgehen. Und er möchte die komplette Beseitigung der US-Sanktionen. Dass nicht einmal Verträge vereinbarte Zusagen absichern, konnte er beim Ausstieg der Amerikaner aus dem Atomabkommen mit dem Iran beobachten. Kim ist misstrauisch - er wird weiter pokern und hartnäckig verhandeln. Zumal der Atomstreit mit Nordkorea weit über das steinzeitsozialistische Land hinausreicht. Insbesondere die aufstrebende Weltmacht Peking, aber auch Russland müssen eingebunden werden. Das geht nur mit einem diplomatischen Marathonlauf. Die Aushandlung des Nuklearvertrags mit dem Mullah-Regime in Teheran hat zwölf Jahre gedauert. Ganze Heerscharen von Sherpas und Außenministern sind daran zeitweise verzweifelt. Ein Treffen auf höchster Ebene steht am Ende des Prozesses, nicht am Anfang. Derartige handwerkliche Fehler dürfen einem US-Präsidenten eigentlich nicht unterlaufen. Trump könnte aus dem Debakel von Hanoi eine simple Lektion ziehen: weniger Brimborium, weniger Selbstbeweihräucherung, mehr Hausaufgabenmachen. Ob er in seinem Publicity-Hunger dazu fähig ist, darf bezweifelt werden.
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