Mainz (ots) - Die Frage ist berechtigt: Was hat es die Öffentlichkeit zu interessieren, wen ein Ex-Fußballnationalspieler zu seiner Hochzeit einlädt? Es hat sie zu interessieren, weil diese Frage im Fall Mesut Özils über das Private hinausgeht und eine politische, gesellschaftliche Dimension hat. Denn Özil steht für viele junge Deutsche mit ausländischen Wurzeln, bei denen man erwartet hat, dass sie besser integriert sind als ihre Eltern oder Großeltern, weil sie hier aufgewachsen sind;und er ist inzwischen das prominenteste Beispiel dafür, dass bei dieser Integration etwas schief gelaufen ist. Anders ist die Unterstützung für Recep Tayyip Erdogan, der sein Land autokratisch führt und Kritiker ins Gefängnis werfen lässt, nicht zu erklären. Immerhin hat Özil so die letzten Zweifel, ob er bei dem gemeinsamen Foto im vergangenen Jahr nicht doch einem PR-Coup auf den Leim gegangen ist, beantwortet. Özil will und sucht die Nähe zu Erdogan. Aber, großes Aber: Auch wenn man Özil kritisiert, darf man nicht umgekehrt jenen auf den Leim gehen, die ihn am liebsten ausbürgern würden und die Stimmung machen gegen Menschen, die sich wie Özil unterschiedlichen Heimatländern und Kulturen verbunden fühlen. Integration heißt nämlich nicht, diese Wurzeln zu verleugnen; Özils Familie kommt aus der Türkei, dies gilt es zu respektieren. Integration bedeutet vielmehr (unter anderem), sich an die Spielregeln zu halten, die in Deutschland gelten. Wer einen Machthaber wie Erdogan unterstützt, missachtet diese Regeln. Dies muss man klar sagen, und es ist völlig egal, welchen Pass der Kritisierte hat oder woher seine Familie stammt.
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