Bielefeld (ots) - So kann es passieren. Da predigt Bertelsmann-Chef Thomas Rabe Jahr für Jahr, der Gütersloher Medienkonzern müsse vor allem seine digitalen Aktivitäten ausbauen. Und dann sorgt ausgerechnet ein gedrucktes Buch, ein Hardcover noch dazu, für einen riesigen Auflagenrekord. Das zeigt, dass Johannes Gutenbergs Erfindung auch nach mehr als 500 Jahren dann, wenn sie wie im Falle von Michelle Obamas »Becoming« gut gemanagt und vermarktet wird, zu erstaunlichen Leistungen in der Lage ist. Daraus und aus dem Rückgang des E-Books in den USA und Großbritannien zu schließen, der Vormarsch der digitalen Technologien im Mediensektor sei ins Stocken geraten, wäre jedoch gefährlich. Wenn Bertelsmann derzeit gut im Geschäft ist, dann weil es rechtzeitig auf Digitalisierung und Internationalisierung setzte und in diese Geschäfte besonders investiert. Große Chancen liegen darin, die Vorteile beider Medienwelten, der analogen wie der digitalen, zu verbinden; kurz: das eine zu tun, ohne das andere zu vernachlässigen. Diese Synergie auch im Fernsehbereich zu heben, ist für Bertelsmann die Aufgabe der Stunde. Noch ist die RTL Group der große Umsatz- und Gewinnbringer des Konzerns. Doch zeigt der Erfolg von Netflix und Amazon Prime, dass sich die Seegewohnheiten nicht nur jüngerer Kunden massiv verändern. Streaming und Video on demand sind jedoch nichts, was US-Konzernen vorbehalten ist. RTL hat den Kampf auch schon aufgenommen. Der eigene Markenname ist ein Potenzial, das der Konzern nutzen kann und wird. Er allein garantiert aber keinen Erfolg. Zur guten Verpackung muss auch ein guter Inhalt kommen. Glaubt man Thomas Rabe, dann hat der Konzern das erkannt. Die »Content Alliance« könnte der richtige Weg sein.
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