Düsseldorf (ots) - Es wurde höchste Zeit, dass die Bewegung "Friday for future" ihre Forderungen mal organisiert in die Öffentlichkeit bringt und so von ihren Gegnern nicht mehr nur als marodierende Masse von renitenten Schulverweigerern abgekanzelt werden kann. Denn wer immer politischen Widerstand organisiert und dabei dauerhaft ernst genommen werden möchte, muss konkrete Ziele auch artikulieren, statt immerfort gegen etwas zu sein. Diesen Anspruch darf man an eine gebildete Schülerschaft stellen. Und jetzt, nachdem sich Fridays for future sprechfähig organisiert hat, dürfen sich Politiker und Wissenschaftler auseinandersetzen mit diesen Forderungen.
Viele Punkte sind sicher diskutabel, weil die Bewegung außer Acht lässt, dass Klimapolitik Teil des realpolitischen Raums ist, mit weithin notwendigen politischen Abwägungen. Und dass Klimapolitik vor allem auch international und außereuropäisch stattfindet, also zum großen Teil fern der eigenen Haustür passiert. Aber genau das ist ja Kern dieser Bewegung: Dass sie unvernünftig ist. Dass sie grenzenlos fordert. Dass sie alte Muster neu justieren will. Dass ein Knopf zu oft gedachte Denkmuster ausschaltet: Reset. Dass sie im Kleinen beginnt und das Große will, sprich: Dass die Rettung der Welt genau jetzt und alternativlos zu beginnen hat. Allein für diese Erkenntnis haben sich die vergangenen Monate schon gelohnt. Und es gilt zu vermuten, dass die Bewegung noch breiter und größer wird.
Angesichts dieser Dimension scheint die Frage, ob Schüler weithin ungestraft dem Unterricht fern bleiben können, um zu demonstrieren, vernachlässigenswert. Sie ist es trotzdem nicht. Weil die Schulpflicht, die eigentlich ein Recht auf Schule ist, in dieser Republik tatsächlich ein hohes Gut ist, das nicht nur Bildungsministerinnen verteidigen sollten, weil sie es qua Amt verteidigen müssen, sondern etwa auch die Kanzlerin, die das auch müsste, es aber nicht tut.
Zwei Aufträge gehen an Demonstrierende und Schulen, wenn es alle zusammen schaffen wollen, dass wir von der Schulpflicht-Debatte zu einer eine Ära prägende Klima-Debatte kommen: Die Schule soll künftig wieder der Ort sein, den man nicht erst verlassen muss, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Ort, an dem das umgesetzt wird, was die Bildungsminister der Länder erst im vergangenen Jahr vereinbart haben: "Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis" der Schule. Und die "Stärkung junger Menschen in ihrem Engagement". Soll heißen: Schule soll sich einmischen, selbstbewusster werden, kann Start und Ziel sein. Dann hätten Klima und Schule gewonnen. Was für ein Fortschritt das wäre.
OTS: Westdeutsche Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62556 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2370 redaktion.nachrichten@wz.de www.wz.de
Viele Punkte sind sicher diskutabel, weil die Bewegung außer Acht lässt, dass Klimapolitik Teil des realpolitischen Raums ist, mit weithin notwendigen politischen Abwägungen. Und dass Klimapolitik vor allem auch international und außereuropäisch stattfindet, also zum großen Teil fern der eigenen Haustür passiert. Aber genau das ist ja Kern dieser Bewegung: Dass sie unvernünftig ist. Dass sie grenzenlos fordert. Dass sie alte Muster neu justieren will. Dass ein Knopf zu oft gedachte Denkmuster ausschaltet: Reset. Dass sie im Kleinen beginnt und das Große will, sprich: Dass die Rettung der Welt genau jetzt und alternativlos zu beginnen hat. Allein für diese Erkenntnis haben sich die vergangenen Monate schon gelohnt. Und es gilt zu vermuten, dass die Bewegung noch breiter und größer wird.
Angesichts dieser Dimension scheint die Frage, ob Schüler weithin ungestraft dem Unterricht fern bleiben können, um zu demonstrieren, vernachlässigenswert. Sie ist es trotzdem nicht. Weil die Schulpflicht, die eigentlich ein Recht auf Schule ist, in dieser Republik tatsächlich ein hohes Gut ist, das nicht nur Bildungsministerinnen verteidigen sollten, weil sie es qua Amt verteidigen müssen, sondern etwa auch die Kanzlerin, die das auch müsste, es aber nicht tut.
Zwei Aufträge gehen an Demonstrierende und Schulen, wenn es alle zusammen schaffen wollen, dass wir von der Schulpflicht-Debatte zu einer eine Ära prägende Klima-Debatte kommen: Die Schule soll künftig wieder der Ort sein, den man nicht erst verlassen muss, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Der Ort, an dem das umgesetzt wird, was die Bildungsminister der Länder erst im vergangenen Jahr vereinbart haben: "Demokratie als Ziel, Gegenstand und Praxis" der Schule. Und die "Stärkung junger Menschen in ihrem Engagement". Soll heißen: Schule soll sich einmischen, selbstbewusster werden, kann Start und Ziel sein. Dann hätten Klima und Schule gewonnen. Was für ein Fortschritt das wäre.
OTS: Westdeutsche Zeitung newsroom: http://www.presseportal.de/nr/62556 newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_62556.rss2
Pressekontakt: Westdeutsche Zeitung Nachrichtenredaktion Telefon: 0211/ 8382-2370 redaktion.nachrichten@wz.de www.wz.de
© 2019 news aktuell