Mainz (ots) - Dreieinhalb Jahre ist es her, dass über erste Vorwürfe gegen VW berichtet wurde, doch das ganze Ausmaß des Dieselskandals ist offenbar noch immer nicht bekannt. Nun gerät ausgerechnet der vermeintliche Musterkonzern Daimler wegen einer bislang nicht entdeckten Abschaltvorrrichtung in Erklärungsnot und fügt dem ramponierten Image der deutschen Autoindustrie weitere Beulen zu - wenn nicht Schlimmeres. Sollte sich als wahr herausstellen, was die Konzernzentrale bislang strikt leugnet, dass nämlich die Schummelkomponenten im Zuge von Software-Updates heimlich entfernt wurden, dürfte es für die Chefetage noch ungemütlicher werden als es bereits ist. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt seit zwei Jahren im Zusammenhang mit Abgasmanipulationen gegen Daimler-Mitarbeiter und leitete kürzlich ein Bußgeldverfahren gegen den Konzern ein. Über dem technischen Vorstand Ola Källenius, dem designierten Nachfolger von Daimler-Chef Dieter Zetsche, türmen sich dunkle Wolken auf. Was wusste er von den Tricksereien? Von der Beantwortung dieser Frage hängt jetzt vieles ab. Selbst wenn es den Schwaben gelingen sollte, den Schaden zu begrenzen, haben die neuerlichen Verdachtsmomente bereits Unheil angerichtet: Der Eindruck, dass der Dieselskandal ein Fass ohne Boden ist, hat sich verfestigt; die Autoindustrie büßt weiteres Vertrauen ein. Mit dem Argument, die Branche sei systemimmanent für die deutsche Wirtschaft stellt sich die Politik bis heute schützend vor die Hersteller. Dabei sind sie es selbst, die seit der Markteinführung des Modells "TT" - Tricksen und Täuschen - systematisch ihre eigene Demontage betreiben und den Ruf des Industriestandorts Deutschland gefährden.
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