NEW YORK (Dow Jones)--Mit einem deutlichen Minus ist die Wall Street am Donnerstag aus dem Handel gegangen. Vor allem die Anzeichen einer weiteren Verschärfung des Handelsstreits zwischen den USA und China drückten auf die Stimmung. Erneut standen die Technologiewerte mit den Entwicklungen um den Huawei-Bann unter Druck, denn die USA drohen nun mit ähnlichen Maßnahmen auch gegen andere Unternehmen. Zudem schließen sich immer mehr Unternehmen den Boykottmaßnahmen gegen Huawei an. Der Technologie-Sektor verlor 1,7 Prozent. Schwächster Sektor waren allerdings die Energiewerte, die mit den fallenden Ölpreisen um 3,1 Prozent nachgaben. Im Plus lagen einzig die Sektoren Versorger und Immobilien, die um 0,8 und 0,5 Prozent zulegten. Sie profitierten von den erneut gefallenen Anleiherenditen.
Derweil hat China offiziell Beschwerde bei den USA über die Behandlung des Huawei-Konzerns eingelegt. Der Sprecher des Handelsministeriums sprach von "wirtschaftlicher Schikane" seitens der USA. Vor dem Hintergrund der aktuellen Spannungen schienen weitere Gespräche derzeit nicht möglich, hieß es von einem Beobachter.
"Die Aussicht auf ein schnelles Ende der aktuellen Spannungen zwischen den USA und China nimmt weiter ab, und so läuft die Vorsicht der letzten Tage Gefahr, sich in einen völligen Rückzug aus den Sektoren zu verwandeln, die von einer weiteren Eskalation wahrscheinlich am härtesten getroffen werden", sagte Michael Hewson, Chief Market Analyst bei CMC Markets.
Der Dow-Jones-Index verlor 1,1 Prozent auf 25.490 Punkte. Gelegenheitskäufe im späten Handel verhalfen dem Index zu einer Erholung von seinem Tagestief, das bei 25.328 Punkten gelegen hatte. Für den S&P-500 ging es um 1,2 Prozent nach unten, der Nasdaq-Composite büßte 1,6 Prozent ein. Den nur 605 Kursgewinnern stand eine Überzahl von 2.367 -verlierern gegenüber. Unverändert schlossen 59 Titel.
Die US-Konjunkturdaten des Tages enthielten Licht ebenso wie Schatten und hatten unterm Strich keinen Einfluss auf den Markt. Die vorbörslich veröffentlichten Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen die dritte Woche in Folge. Die Ökonomen hatten dagegen mit einem leichten Anstieg gerechnet.
Kurz nach dem Start folgten noch die Markit-Einkaufsmanagerindizes für das Verarbeitende Gewerbe und den Service-Bereich für Mai sowie die Neubauverkäufe für den April. Während die Neubauverkäufe mit einem Rückgang um 6,9 Prozent den Erwartungen der von Dow Jones Newswires befragten Analysten lagen, gingen die Einkaufsmanagerindizes überraschend deutlich zurück.
L Brands wieder in der Gewinnzone - Aktie steigt
Der Streit um die Belieferung chinesischer Kunden mit Computerchips drückte die Kurse von Micron und Advanced Micro Devices um 2,6 und 3,9 Prozent. Vivek Arya, Analyst bei der Bank of America-Merrill Lynch, glaubt jedoch mit Blick auf die Halbleiterbranche, dass die USA im Handelsstreit am längeren Hebel sitzen. Sie könnten den Druck auf China bzw chinesische Kunden der Halbleiterhersteller erhöhen und auf diese Weise eine Lösung herbeiführen. Die Branche rechne damit im dritten Quartal, kurz nach der geplanten Zusammenkunft von US-Präsident Donald Trump mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping am 28./29. Juni.
Bei den übrigen Einzelwerten stiegen L Brands um 12,8 Prozent. Die Mutter von Victoria's Secret und anderen Marken ist im ersten Quartal überraschend in die Gewinnzone vorgestoßen und hat die Jahresprognose nach oben genommen. Die Analysten hatten lediglich mit dem Erreichen des Breakeven gerechnet.
Die Boeing-Aktie gab um 0,6 Prozent nach. Die US-Luftfahrtbehörde FAA wartet nach dem Absturz zweier Boeing-Flugzeuge vom Typ 737-MAX weiter auf die Vorlage einer neuen Software für die Maschinen. Die FAA warte darauf, dass der US-Flugzeugbauer die verbesserte Software für das Stabilisierungssystem MCAS formell zur Genehmigung vorlege, sagte der amtierende FAA-Chef Dan Elwell. Boeing hatte in der vergangenen Woche mitgeteilt, das Unternehmen habe das Software-Update für den Flugzeugtyp abgeschlossen.
Die Hochstufung auf Buy von Hold durch die Analysten der Citi ließ Amgen und Gilead um 0,5 und 1 Prozent zulegen. Die zuletzt gebeutelte Tesla-Aktie erholte sich um 1,4 Prozent. CEO Elon Musk habe sich in einer internen Mail zuversichtlich geäußert, dass Tesla im laufenden zweiten Quartal mehr Fahrzeuge ausliefern könne als die im Schlussquartal des vergangenen Jahres ausgelieferten 90.700 Stück. Im Auftaktquartal 2019 hatten die Auslieferungen enttäuscht.
Fastenal brachen nur optisch um 51 Prozent ein. Der Hersteller und Händler von Handwerkerbedarf nahm einen Aktiensplit im Verhältnis 1:2 vor, verdoppelte also die Zahl der Aktien.
Nachfragesorgen lassen Ölpreise abstürzen
Ein kräftiges Minus verzeichneten die Ölpreise. Nachdem am Vortag noch die überraschend gestiegenen US-Lagerdaten belastet hatten, war es nun die Befürchtung, dass sich der Handelsstreit zwischen den USA und China verschärfen und die Weltwirtschaft schwächen könnte. Dies könnte die Öl-Nachfrage dämpfen. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fiel um 5,7 Prozent auf 57,91 Dollar und damit den niedrigsten Stand seit Ende März. Brent reduzierte sich um 4,6 Prozent auf 67,76 Dollar.
Der Dollar kam etwas von seinen Tageshochs zurück, was Beobachter mit den Daten zu den Neubauverkäufen erklärten. Einige Marktteilnehmer hätten einen weniger deutlichen Rückgang erwartet, hieß es. Der Euro, der nach schwachen europäischen Konjunkturdaten zeitweise bei 1,1107 Dollar den tiefsten Stand in diesem Jahr markierte, erholte sich im späten US-Handel auf rund 1,1180 Dollar. Auch das britische Pfund machte etwas Boden gut auf etwa 1,2655 Dollar. Auf dem Pfund lastete jedoch unverändert der innenpolitische Streit um den Brexit-Plan der Premierministerin. Es sehe so aus, als ob Premierministerin May in der kommenden Woche ihren Hut nehmen werde, nachdem sie weitere Unterstützung von Kabinettsmitgliedern verloren habe, merkte die ING an. Als nächstes Ziel gaben die Analysten zunächst 1,25 Dollar je Pfund aus. "Was als nächstes kommt, ist völlig ungewiss, aber am wahrscheinlichsten ist, dass der Markt im Sommer das zunehmende Risiko eines 'No-Deal-Brexit' einpreisen wird", hieß es.
Der Goldpreis legte mit der wieder gestiegenen Nachfrage nach Sicherheit leicht zu. Die Feinunze stieg um 1,0 Prozent auf 1.286 Dollar.
Auch der "sichere Hafen" der US-Anleihen profitierte von dem eskalierenden Handelsstreit. Die Rendite zehnjähriger Papiere fiel um 7,2 Basispunkte auf 2,31 Prozent und markierte den niedrigsten Stand seit 18 Monaten.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.490,47 -1,11 -286,14 9,27 S&P-500 2.822,24 -1,19 -34,03 12,58 Nasdaq-Comp. 7.628,28 -1,58 -122,56 14,97 Nasdaq-100 7.307,93 -1,52 -112,72 15,45 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 2,13 -8,7 2,22 93,1 5 Jahre 2,10 -8,0 2,18 17,5 7 Jahre 2,20 -7,2 2,27 -5,0 10 Jahre 2,31 -7,2 2,38 -13,5 30 Jahre 2,75 -5,9 2,81 -31,7 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:37 Mi, 17:01 % YTD EUR/USD 1,1181 +0,25% 1,1147 1,1154 -2,5% EUR/JPY 122,50 -0,46% 122,97 123,04 -2,6% EUR/CHF 1,1217 -0,37% 1,1244 1,1254 -0,4% EUR/GBP 0,8832 +0,25% 0,8827 0,8811 -1,9% USD/JPY 109,57 -0,70% 110,31 110,31 -0,1% GBP/USD 1,2659 -0,00% 1,2627 1,2659 -0,8% Bitcoin BTC/USD 7.810,25 +1,67% 7.613,75 7.871,75 +110,0% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 58,16 61,42 -5,3% -3,26 +23,0% Brent/ICE 67,92 70,99 -4,3% -3,07 +23,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.283,65 1.273,62 +0,8% +10,03 +0,1% Silber (Spot) 14,59 14,46 +0,9% +0,13 -5,8% Platin (Spot) 798,50 804,00 -0,7% -5,50 +0,3% Kupfer-Future 2,69 2,68 +0,2% +0,00 +1,7% ===
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May 23, 2019 16:12 ET (20:12 GMT)
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