Bielefeld (ots) - Philipp Amthor hatte Spaß beim Dreh eines Antwort-Videos. Sagte er zumindest. Immerhin; sonst gab das Anti-CDU-Video des Youtubers Rezo der Regierungspartei Nummer 1 wohl nicht so viel Anlass zur Freude. Ein wuchtiger Überraschungsangriff aus dem Neuland Internet heraus, acht Tage vor der Europawahl, wie sollte man damit umgehen? Auf welchem Kanal antworten? Soll, darf, muss man überhaupt antworten - oder wird damit alles nur noch schlimmer? Solche Diskussionen dürften es gewesen sein, die zunächst die Stellungnahme des CDU-Generalsekretärs Paul Ziemiak tagelang hinauszögerten. Solche Diskussionen dürften dann auch für das Verwerfen der Amthor-Aufnahmen am Mittwoch verantwortlich gewesen sein. Und wahrscheinlich ist der umtriebige Jurist und Bundestagsabgeordnete aus Mecklenburg-Vorpommern zu dieser Entscheidung zu beglückwünschen - so sehr man dies als neugieriger Zuschauer auch bedauern mag. Der 26-Jährige mit dem jungenhaften Äußeren beweist zwar seit geraumer Zeit, dass er auch einstecken kann, aber der Gegenwind aus Spott und Hohn wäre wohl äußerst heftig gewesen. Also musste wieder Ziemiak ran, der mit einer persönlichen Einladung den Ball ins Feld des anderen wohl ebenfalls 26-Jährigen zurückspielte: des Mannes, dessen Name ein Geheimnis ist und der ein guter Informatiker sein soll. Rezo, wie er sich nennt, hatte seine zugespitzte, polemische Kritik an der Politik und den Repräsentanten der CDU sehr gut vorbereitet. Die Kritik an der SPD auch, aber die schlug medial bislang nicht so ein. Vielleicht weil die Sozialdemokraten ohnehin schon am Boden zu liegen scheinen. Was Rezo (mit allerlei mehr oder weniger nervigem Youtube-Gehabe) über die Drogenpolitik sagt und über das Urheberrecht, über die Klima- und Rüstungspolitik sowie über Arm und Reich in der Gesellschaft - all das lässt sich diskutieren, zum Teil auch differenzieren oder widerlegen. Das geht aber nicht während eines laufenden Internetbebens, dieses schwer zu kalkulierenden Erregungszustands der Welt von Youtube, Facebook und Twitter, in der es vor allem auf Pointen ankommt. Da helfen dann oft ganz altmodische Dinge wie Gesprächsangebote weiter. Insofern ist die CDU wieder in die Spur gekommen. Aber der Zwischenschritt, die Kritik am Kritiker, war untauglich. Diese Erfahrung ließ sich auch schon bei den Freitagsprotesten für mehr Klimaschutz machen. Wer Kritik allein aufgrund ihrer Form zurückweist (und insgeheim vielleicht auch nur, weil er sie schrecklich unfair findet), der verbaut sich den Weg, Gegner oder deren Publikum mit Argumenten zu überzeugen.
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