Mainz (ots) - Man muss einmal eine Lanze brechen für die Bahn. Auch wenn das ganz schwer fällt, nach einem Tag mit 40 Grad. Und den Folgen, auf die man seinen Kopf hätte wetten können, bei einer ICE-Fahrt: Vorgängerzug ausgefallen, Zug knallvoll, Menschen in den Gängen, manche streiten sich wegen Doppelreservierungen, Bistrowagen stellt wegen technischer Probleme den Betrieb ein, Wasser gibt es im Wagen zehn, aber von Wagen eins zu Wagen zehn zu gelangen, wäre Harakiri. Böser Spitznamen für eine solche Tour, wie bei dieser Gelegenheit zu hören: "Bangladesch-Zug". Die Bahn ist schuld. Echt, jetzt? Vielleicht war aber doch eher der fast als Halbgott verehrte Helmut Schmidt schuld, der in seiner Regierungszeit befand, der Staat könne sich entweder eine Bundeswehr leisten oder eine Bundesbahn. Mit den aktuellen Finanzzusagen scheint die Trendwende eingeleitet; ob das Geld reichen wird, steht dahin, nach 25 Jahren Kaputtsparerei an der Infrastruktur. Die Bahn hat genug Kunden. Sie braucht mehr Züge, mehr Personal, beides bekommt sie, wenn auch nur mit Mühe. Aber wenn eine Strecke neu elektrifiziert werden soll, dauert die Planungsphase laut Bahnchef Lutz 15 Jahre. So wird das nichts. Zustatten kommt der Bahn - seit Kurzem und in dieser Massivität relativ überraschend - ein neues Klimabewusstsein. So es denn dauerhaft bleibt. Mit legalen Mitteln die Bahn im Vergleich zur teils absurden Kurzstreckenfliegerei (Beispiel: von Nürnberg nach Stuttgart - über Frankfurt!) künftig zu bevorzugen, ist ein ausgezeichneter Gedanke. Um die Prosperität von Frankfurt, Fraport oder Lufthansa muss sich dennoch niemand Gedanken machen.
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