NEW YORK (Dow Jones)--Die anfängliche Erholung an der Wall Street ist schon wieder vorbei. Im Verlauf am Freitag bröckelten die Gewinne ab und die Indizes drehten ins Minus. Trotz der zuletzt versöhnlicheren Töne aus Washington und Peking im Handelsstreit bleiben viele Investoren skeptisch. Denn ungeachtet dessen hat keine der beiden Seiten die in der vergangenen Woche angekündigten Zollerhöhungen zurückgenommen, die zum 1. September in Kraft treten sollen.
Zudem dürften viele Investoren vor dem langen Wochenende, am Montag findet in den USA keine Handel statt, vorsichtiger werden und Gewinne mitnehmen, ergänzt ein Beobachter. So hat der Dow-Jones-Index auf Wochensicht rund 2,7 Prozent gewonnen, der S&P-500 rückte um 2,4 Prozent vor und der Nasdaq-Composite um 2,2 Prozent.
Der Dow-Jones-Index gewinnt am Mittag (Ortszeit) zwei Punkte auf 26.364 Punkte, nachdem er im Tageshoch schon bis auf 26.515 Punkte gestiegen war. Der S&P-500 fällt um 0,1 Prozent, der Nasdaq-Composite verzeichnet ein Minus von 0,4 Prozent.
Nach der Eskalation vor Wochenfrist ist der Ton zwischen den Parteien etwas versöhnlicher geworden. Das chinesische Außenministerium bekräftigte am Freitag, dass beide Seiten noch miteinander kommunizierten, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Dies hatte am Donnerstag schon das chinesische Handelsministerium mitgeteilt. Die offiziellen Verhandlungen zur Beilegung des Konflikts werden voraussichtlich im September wieder aufgenommen. Ein Termin steht aber noch nicht fest.
Außerdem gibt es Stimmen, wonach die Signale aus China nicht im Gegensatz zu Spekulationen stehen, dass Peking versuchen könnte, auf Zeit zu spielen, um es möglicherweise nach der US-Präsidentschaftswahl in gut einem Jahr mit einem anderen, konzilianteren US-Präsidenten zu tun zu haben. "Es ist schwer zu sagen, was am Markt bereits eingepreist ist", sagt Ökonom Oliver Jones von Capital Economics.
US-Verbraucherstimmung enttäuscht
Als Belastungsfaktor wird auch auf die schwächer als erwartet ausgefallene US-Verbraucherstimmung im August verwiesen. Dies belastet vor allem den Einzelhandelssektor, der mit einem Abschlag von 0,7 Prozent zu den schwächsten Subindizes im S&P-500 gehört.
Der Einkaufsmanger für die Region Chicago übertraf die Prognosen. Der Frühindikator liegt wieder über der sogenannten Wachstumsschwelle von 50 Punkten und signalisiert somit eine wirtschaftliche Belebung in der für die US-Konjunktur wichtigen Metropolregion.
Die persönlichen Einkommen stiegen im Juli Monat etwas weniger stark als erwartet. Die Ausgaben zogen jedoch etwas stärker an. Das spricht dafür, dass der für die US-Wirtschaft so wichtige private Konsum bislang nicht von Rezessionsängsten gebremst wird.
Zuversicht im Handelsstreit gibt Dollar Auftrieb
Die gestiegene Zuversicht im Handelsstreit gibt dagegen dem Dollar Auftrieb. Dies drückte den Euro im Gegenzug auf ein Jahrestief bei 1,0984 Dollar. Aktuell geht die Gemeinschaftswährung mit 1,0991 Dollar um. Am Vortag hatte der Euro in der Spitze noch fast 1,11 Dollar gekostet.
Die Ölpreise stehen deutlich unter Druck. Zum einen verweisen Händler nach den kräftigen Aufschlägen im Wochenverlauf auf Gewinnmitnahmen. Zum anderen würden am Wochenende die neuen Strafzölle zwischen den USA und China in Kraft treten, die auch einen Strafzoll auf US-Ölimporte in Höhe von 5 Prozent beinhalten würden. Dazu kommen Berichte, wonach Russland im August seine Förderung weniger stark als erwartet gekürzt haben soll. "Der heutige Rücksetzer könnte vor dem Hintergrund des Hurrikans 'Dorian' und dem sich wieder verschärfenden Konflikt am Persischen Golf aber kurzlebig sein", so Edward Moya, Analyst bei Oanda. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI fällt um 2,9 Prozent auf 55,06 Dollar, für Brent geht es um 1,1 Prozent auf 60,39 Dollar nach unten.
"Sichere Häfen" sind derweil nicht gefragt. Am Anleihemarkt lassen sinkende Notierungen die Renditen leicht zulegen. Die Zehnjahresrendite steigt um 2,2 Basispunkte auf 1,52 Prozent. Sie liegt damit jedoch immer noch einen Basispunkt unter der Rendite der zweijährigen Schuldtitel. Diese inverse Zinskurve gilt als Signal einer heraufziehenden Rezession.
Der Goldpreis zeigt sich insgesamt wenig verändert. Auf Wochensicht dürfte allerdings ein Aufschlag von knapp 7 Prozent zu Buche stehen. Vor allem die weiter herrschende Skepsis im Handelskonflikt, trotz der zuletzt etwas moderateren Töne, habe den Goldpreis in den vergangen Tagen nach oben geschoben, heißt es von einem Teilnehmer. Die Feinunze liegt kaum verändert bei 1.528 Dollar.
Dell nach guten Zahlen mit Kurssprung
Unter den Einzelwerten springen Dell um 9,1 Prozent nach oben. Die vorgelegten Zweitquartalszahlen des Technologiekonzerns hatten die Erwartungen übertroffen. Ebenfalls im Tech-Sektor hat der Chiphersteller Ambarella mit Zahlen und Ausblick positiv überrascht, was die Aktie um 16,9 Prozent nach oben treibt. Der Halbleiterhersteller Marvell legte zwar gute Zahlen vor, doch enttäuschte der Ausblick. Die Aktie verliert 0,4 Prozent.
Die Tesla-Aktie legt um 2,1 Prozent zu in Reaktion auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, dass China auf 16 Modelle des Elektrofahrzeugherstellers keine Umsatzsteuer erheben wolle. Reuters beruft sich auf eine Bekanntmachung auf der Homepage des chinesischen Industrie- und Informationsministeriums. Einzelheiten zu den geplanten Ausnahmen von der Umsatzsteuer waren zunächst nicht verfügbar.
Campbell Soup steigen um 8,6 Prozent, nachdem die Zahlen zum vierten Geschäftsquartal besser als erwartet ausgefallen sind. Den Verlust gab das Unternehmen mit 8 Millionen Dollar oder 2 Cent je Aktie an, nach einem Gewinn von 94 Millionen oder 42 Cent je Aktie im Vorjahr. Auf bereinigter Basis erzielte das Unternehmen einen Gewinn je Aktie von 42 Cent und damit einen Cent mehr, als die Analysten laut FactSet erwartet hatten.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.364,23 0,01 1,98 13,02 S&P-500 2.922,01 -0,09 -2,57 16,56 Nasdaq-Comp. 7.942,23 -0,39 -31,16 19,70 Nasdaq-100 7.668,38 -0,44 -33,94 21,14 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 1,53 0,4 1,53 33,0 5 Jahre 1,41 0,8 1,40 -51,6 7 Jahre 1,47 1,6 1,45 -77,9 10 Jahre 1,52 2,2 1,50 -92,7 30 Jahre 1,98 1,7 1,97 -108,5 DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:26 Do, 18:45 % YTD EUR/USD 1,0991 -0,61% 1,1039 1,1054 -4,1% EUR/JPY 116,82 -0,82% 117,39 117,78 -7,1% EUR/CHF 1,0880 -0,28% 1,0905 1,0903 -3,4% EUR/GBP 0,9031 -0,51% 0,9065 0,9061 +0,4% USD/JPY 106,29 -0,21% 106,32 106,54 -3,1% GBP/USD 1,2168 -0,13% 1,2181 1,2200 -4,7% USD/CNY 7,1568 +0,17% 7,1546 7,1445 +4,1% Bitcoin BTC/USD 9.587,75 +0,93% 9.507,00 9.480,00 +157,8% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 55,06 56,71 -2,9% -1,65 +14,6% Brent/ICE 60,39 61,08 -1,1% -0,69 +9,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.527,77 1.527,30 +0,0% +0,47 +19,1% Silber (Spot) 18,39 18,27 +0,7% +0,12 +18,7% Platin (Spot) 935,42 915,50 +2,2% +19,92 +17,4% Kupfer-Future 2,55 2,56 -0,5% -0,01 -3,7% ===
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August 30, 2019 12:14 ET (16:14 GMT)
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